Absage nach Probearbeit - bin dezent verzweifelt?
Hallo, ihr Lieben!
Folgendes ist passiert:
Eine Firma meldete sich auf meine Bewerbungsunterlagen, zwei Tage später hatte ich einen Zoom-Call mit der Chefin. Sie erklärte mir, dass sie mir gern eine Volontariatsstelle anbieten wollten, in der man „eingearbeitet“ werden würde, sodass man auch wirklich alles ordentlich lernen würde. Später würde man dann in eine Festanstellung übernommen und dementsprechend natürlich höher vergütet werden.
Ich wurde dann zum Probearbeiten eingeladen und ab da ging der Spaß los. Erst hieß es, sie wäre Ende Oktober eine Woche im Urlaub, wäre aber gern vor Ort, um mich auch mal zu sehen, und ob wir denn Probetag dann Anfang November vereinbaren könnten. Da ich sie natürlich auch gern vor Ort gehabt hätte, habe ich zugesagt. Anfang November kam dann nochmal eine Mail, in der gefragt wurde, ob wir das Ganze um zwei, drei Tage verschieben könnten, da gerade viele Leute krank seien und sie sich „richtig Zeit für mich nehmen wollten“ (am Ende saß ich eh stundenlang allein vorm PC?)
Gut, da habe ich dann auch gesagt, dass das kein Problem sei. Auf meine Frage, ob ich Donnerstag oder Freitag kommen solle, kam erst mal nichts, sodass ich da mehrmals anrufen musste, bis ich mal eine Antwort hatte. Und wieder kam die Aussage „Ich wäre gern vor Ort, wenn du kommst, also wäre Freitag am besten“.
Tja, wer war Freitag nicht da? Die Chefin. Und kein Mitarbeiter konnte mir sagen, warum. Da hab ich mich natürlich gefragt, warum man mich zweimal vertröstet und dann nicht auftaucht. Dann hätte ich doch gleich Ende Oktober kommen können?
Der Stellvertreter gab mir dann ein paar Zettel von ihr mit schriftlich formulierten Aufgaben, die ich den Tag über erledigen sollte.
Nach dem Probetag wurde mir gesagt, man würde sich „Montag, spätestens Dienstag bei mir melden“. Was natürlich nicht der Fall war.
Dienstagabend habe ich dann mal nachgefragt per Mail und hatte heute Morgen eine sehr oberflächliche Absage im Postfach.
Was mich daran ärgert:
- Im Telefongespräch meinte sie zu mir, es ginge nicht darum, hinzukommen und alles perfekt zu machen, sondern Fehler zu machen und draus zu lernen - hier hieß es dann plötzlich, sie suchen jemanden, der „auf sehr gutem Niveau und schnell arbeite“. Sehr gut bedeutet doch, dass man es am besten gleich perfekt machen soll?
- Sie wusste, dass ich noch keine Berufserfahrung habe („nur“ Masterabschluss…), meinte aber, das sei kein Problem. Am Ende wollten sie aber jemanden, der sich damit schon auskennt.
- Die gute Frau hat es in sechs Mails nicht einmal geschafft, meinen Namen richtig zu schreiben, was ich sehr unhöflich finde… so viel Zeit muss doch sein?
- Auf meine nette Nachfrage nach ausführlicherem Feedback reagierte sie patzig mit „Ich kann mir jetzt keine 5 Stunden Zeit nehmen“
Ich bin dezent fassungslos und verärgert über so ein Verhalten und wüsste gern, ob andere schon ähnliche Erfahrungen gemacht haben… zumal ich wirklich motiviert war und drauf gehofft habe, nach zig tausend Absagen.
2 Antworten
Ich bin, wenn ich das lese, auch fassungslos. Und das nicht nur dezent.
Tatsächlich habe ich im Laufe der Jahre öfter mal von ähnlich gelagerten Fällen gehört. Vor allem kamen die in kleineren und/oder inhabergeführten Unternehmen vor.
Tatsache ist, dass die Chefin extrem unprofessionell agierte und es von daher gut ist, dass es nicht zu einer Anstellung gekommen ist. Im Zweifel sollte man als Kandidat bei einem derartigen Ablauf seine Bewerbung zurückziehen.
Der "Recruiting-Prozess" verheißt hier nichts Gutes. Offensichtlich gab es keinen strukturierten Auswahl-Prozess und die Chefin machte im weiteren Verlauf den Eindruck (täglich) im eigenen Chaos und in der Aktionitis zu versinken. Ich kenne Beispiele, wo dann die Stelle angenommen wurde und dies dann zum Höllenritt wurde, weil man in das Chaos hineingezogen wurde.
Fazit: Am Bewerbungsprozess lässt sich durchaus gut erkennen, wie es um die Management-Qualität im Hause steht. Und zusätzlich wird diese dann auch noch durch die in den Vorstellungsgesprächen gestellten Fragen offensichtlich. Denn da gibt es eindeutig gute und eindeutig schlechte Fragen.
Es ist in diesem Fall also nicht schade um die vermeintliche Anstellung.
Weiterhin viel Erfolg!
Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort!
Es ist gleichzeitig beruhigend und traurig, zu lesen, dass sowas andernorts auch schon vorkam…
Die Chefin machte auf mich wirklich einen unausgeglichenen, überforderten und dadurch hektischen Eindruck. Sollte das mal bei einer anderen Firma passieren, würde ich wohl auch vorzeitig abbrechen und das Spielchen so lange nicht mehr mitspielen… man sollte wirklich auf sein Bauchgefühl hören, denn es hat mich früh gewarnt und ich wollte nicht hören! 😕
Traurig bin ich wegen der Absage auf keinen Fall - da bin ich wirklich nochmal gut davongekommen, sonst hätte ich vielleicht noch mehr Ärger gehabt. Lediglich der Prozess an sich ist für mich total unverständlich und dreist abgelaufen.
Und vielen lieben Dank für die weiteren Erfolgswünsche! ☺️
Ich kenne so ein Verhalten nicht. Bei uns bekommt der Mitarbeiter ein Einleitungsgespräch. Da muss er einige Dienstanweisungen noch unterschreiben. Alle Mitarbeiter kennen meinen Vormund und kennen mich. Spätestens am dritten Tag würde er mich kennen lernen. Auch wird er in der Organisation versucht, nach seinen Interessen eingestellt zu werden. So wird einer, der sich in der Bäckerei beworben hat, auch als Maurer oder Autohändler dann eingesetzt. Das Gehalt ist gleich.
Ich will andere Seiten nicht kennen. Als Grundgehalt zahle ich nur Mindestlohn. Dazu kommen aber Beteiligungen, in mindestens gleicher Höhe. Die Arbeiter verdienen also mit der Arbeit. Und das ist der Unterschied. Jeder verdient zwar anders. Aber dennoch bekommen alle den gleichen Grundlohn. Wenn ich nicht für freundliches Personal in meinem Hotel sorge, ist auch keine Vermietung da. Das ist das glückliche Personal. Und weil ich keinen Tariflohn bezahle sind die Mitarbeiter auch zufrieden, weil sie eben eine Entlohnung nach ihrer Arbeit zusätzlich bekommen. Auch sind meine Mitarbeiter ehrlich, wenn sie mal keine Lust zum Arbeiten haben. Andere melden sich krank. Ein gesunder Mensch will arbeiten. Dann bekommt er frei um sich auszuruhen, wenn er nicht will. Nach Umfragen über Emnid sind unsere Mitarbeiter zu 98% zufrieden. Ein Mitarbeiter ist unzufrieden, da ich in seinem Wunschbereich noch keinen Arbeitsplatz frei habe.
SO hört es sich für mich auch richtig und vernünftig an! Schade, dass es hier nicht so ablief.. vielleicht kommt so ein Verhalten ja auch vermehrt in bestimmten Branchen vor? Hier handelte es sich um eine Firma, die Marketing für Hotellerie, Gastronomie und Tourismus betreibt… im Endeffekt bin ich sehr froh, nicht in dieses Chaos reingezogen worden zu sein!