16-jähriger hat sich schulisch aufgegeben - was tun?

9 Antworten

Führe mit ihm ein ernstes Gespräch, in dem du ihm deutlich machst, dass er sich eine Arbeit suchen muss, wenn er die Schule nicht schafft. Zeige ihm dabei auf, welche Möglichkeiten er mit und ohne Schulabschluss hat. Mache die Zahlung des Taschengelds davon abhängig, ob er was tut oder nicht...wenn er die Schule nicht schafft und er keinen Job hat, gibts auch kein Taschengeld mehr. Er muss lernen, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Biete ihm aber auch Möglichkeiten, z.B. Nachhilfe für die Fächer, in denen er Probleme hat, um die Schule zu schaffen. Suche immer wieder das Gespräch mit ihm. Wenn er die Realschule nicht schafft, hat er immer noch die Möglichkeit, den Hauptschulabschluss zu machen. Du kannst auch einen Termin für ihn bei der Agentur für Arbeit vereinbaren, damit ihm deutlich wird, wie seine Möglichkeiten ohne Schulabschluss aussieht. Außerdem kann ihm dort bei der angestrebten Berufswahl geholfen werden. Wenn er erst mal ein Ziel vor Augen hat, wird sich auch eher Motivation einstellen.

Onatah 
Fragesteller
 13.01.2014, 13:41

Genau das habe ich schon gemacht. Ich habe gesagt, wenn es denn so ist, dass Schule nichts mehr für ihn ist, muss er sich halt eine Arbeit suchen. Das wäre in Ordnung so. Wenn es denn sein Weg wäre, wäre es ok. Es ginge jedenfalls nicht, dass er gar nichts macht. Wofür er sich dann entscheidet, würde ich ihn auch gerne unterstützen. Davon wollte er gar nichts hören. er wolle weiter zur Schule gehen und er würde das schon packen. Wir würden alles nur dramatisieren (was definitiv nicht der Fall ist; eher das Gegenteil). Die Sache mit dem Arbeitsamt hatte ich mir auch schon überlegt. Er weigert sich. Sagt, da könne ich alleine hingehen...

1

Verbote und Sanktionen sind kontraproduktiv, also völlig falsch. Was für jede Form von Druck auch gilt: Druck engt ein, verhindert Lernen. Besser wäre es, etwas zu finden, was dem Jungen Spaß macht, was er tun will und wofür er sich auch anstrengt - und merkt, dass er besser wird, wenn er sich anstrengt - so nach dem Motto: 'du willst? - Dann mach!'. - Es gab mal einen einfachen Test (2-fac; bei der Wiederholung fehlte 'Schule'): den Schülern waren verschiedene Themen vorgegeben (ein Instrument spielen, eine Sportart treiben, ..), von denen sie sich eines aussuchen mussten und zu diesem dnn (20 min), warum dies sie interessierte, ob bzw. warum sie darin besser werden wollten und - ganz wichtig ohl - was sie dafür tun müssten bzw. wollten, dass sie besser werden. Die Schulzensuren verbesserte sich nachhaltig um 1-2 Noten gegenüber der Vergleichsgruppe, die diesen Aufsatz nicht schrieb. - Warum? Sie motivierten sich in einer Tätigkeit, die ihnen gefiel, sich mehr anzustrengen und wurden besser, lernten so: wenn ich mich anstrenge, werde ich besser.

Für den Anfang geht vlt eine Art bestandsaufnahme, Schule betreffend: Fragen: was mag ich? - Was kann ich? - Noten dürfen erst mal keine Rolle (mehr) spielen; einzig der Frage: kann ich angesichts meines Einsatzes mit meiner Leistung zufrieden sein? Anschließende Frage: geht noch was? An welchen Schräubchen muss ich dafür drehen? (bitte kein 'mehr' ... also wenn schon arbeiten, dann an den richtigen Stellen: was (be)arbeiten? ist richtig).

Onatah 
Fragesteller
 13.01.2014, 13:03

Danke für die Antwort. Genau indiese Richtung habe ich auch schon gedacht. Etwas, was ihm Spass macht, wo er u.U. Selbstvertrauen finden kann... Er kann unheimlich toll zeichnen, hätte sicher auch musikalisches Talent...aber all das scheiterte letztendlich daran, dass er nicht 'lernen' will. Für die Gitarre, die er unbedingt spielen können wollte, verlor er aber das Interesse, als es hiess, er müsse auch etwas dafür tun. er hatte schon das Glück, einen Gitarrenlehrer zu haben, der nicht darauf bestand, Noten zu lernen. Der meinte, viele Wege führen nach Rom... ;-) Aber so ganz ohne was zu tun, klappt es nunmal nicht. Ich dachte mir, das ist ja nicht so schlimm. Dann ist der Wunsch, es zu können, wohl nicht stark genug.

Ich fürchte, es hat mit dem mangelnden Selbstvertrauen zu tun. Ein schleichender Prozess, der uns bis hierhin gebracht hat. Ich hab es nicht rechtzeitig erkannt :-(

0

Ursachen?

Verbote/Sanktionen nimmt er wirklich hin? Ich hätte ja eher gedacht, dass er sich dann aufregt, die ignoriert und dann mit den Kumpels was macht. Also so ne Art "Ist mir doch egal was du sagst"-Mentalität. Gerade sachen wie Computerverbot/Ausgehverbot kann man doch nicht ignorieren.

Lehrstellen bekommt man eigentlich immer, nur wird es dann durch solche Sachen extrem schwieriger. Man kann hoffen, dass er es später mal kapiert. Bis dahin hat man sich aber schon viel versaut. Er versaut sich zwar sein Leben nicht 100% dadurch, nur legt er sich extreme Steine in den Weg. Später wird ihn das eventuell extrem ärgern.

Hast du mal versuch externe Hilfe in Anspruch zu nehmen bzw. ihn bei der Schule irgendwie zu helfen? Ein Gespräch (evtl. erstmal allein) mit einen Berater oder sowas würde ja schon erstmal helfen. Nach deiner (kurzen) Beschreibung klingt es eher nicht so als wäre er das 0815-Problemkind was. Das mit den Strafen "aussitzen" kapiere ich nicht ganz.

Onatah 
Fragesteller
 13.01.2014, 11:56

Hmm, ich versuche mal, es genauer zu beschreiben:

Er ist ein hochsensibler Bursche, der mitten in der Pubertät steckt (so 'Mr.Bombastic-mit-den-Rasierklingen-unter-den-Armen-ich-bin-der-Coolste-unter-dieser-Sonne').

Als ich das letzte Mal mit ihm aneinandergeraten bin und den Laptop einkassieren wollte, baute er sich vor mir auf und sagte, den würde er mir nicht geben. Ich habe ihm dann 10 Minuten Zeit zum Beruhigen und Überdenken gegeben, so dass er ihn mir dann runterbringen könne, wenn nicht, könne er sicher sein, dass ich ihn mir noch hole und ganz gewiss nicht nur den. Das funktioniert in der Regel. Wenn wir aneinanderrasseln, sind wir später durchaus in der Lage, uns auch zu entschuldigen. Aber diese Sachen ändern letztendlich nichts an dem Verhalten/der Einstellung.

Was ich eigentlich damit sagen wollte war, dass mir seine psychische Verfassung Sorge macht. Wir waren schon bei einem Kinder- und Jugendpsychologen, weil ich auch Angst hatte, dass er in die Drogenwelt abrutschen könnte (das hat sich bisher zum Glück nicht bestätigt). Aber der meinte nur 'Pubertät - alles im grünen Bereich'.

Auf Hobbies hat er auch keine Lust. Mit Gesprächen ist ihm nicht beizukommen. Er schaltet auf Durchzug oder kapselt sich ab. Mein Angebot, ihn zu unterstützen bei dem Schulkram, lehnt er rigoros ab. Er hatte mal eine Nachhilfelehrerin, die der Meinung war, dass Eltern sich nicht in die schulischen Belange ihrer Kinder einzumischen hätten. Das wäre ganz allein ihr Ding... Das fand er natürlich super.

Dass er sich sein Leben unnötig schwer macht, interessiert ihn im Moment überhaupt nicht. Leider.

0
HerrWagner  13.01.2014, 12:45
@Onatah

Die Ursache (falls es da was gibt) wäre wirklich wichtig.

Die Sache mit den Laptop ist auch richtig und klingt erstmal auch total vernünftig. Freundin hat er nicht. Angenommen es ist irgendwas emotionelles (unglücklich verliebt, findet sich nicht schön, hat kein Talent für nix) da bringen aber eventuell Verbote nicht viel, da man nut die Syntome bekämpft. Ich weiß nicht wie der Junge drauf ist, wir können hier nur total ins blaue Raten.

Falls es was emotionelles sein sollte, dann ist ihm die Situation eventuell auch bewusst. Er versucht eventuell auch alleine was zu ändern, bekommt es nicht hin, fühlt sich noch schlechter oder hat keine Kraft oder sieht auch keinen Sinn (mehr). Man kann da auch extrem gut "heile Welt" spielen. Reicht ja "nur" wenn er unglücklich verliebt ist. Woran es liegt ist aber totale Raterei, da kannst du eventuell sicher besser eingrenzen.

Aus meiner Sicht wäre es erstmal extrem wichtig die Ursache zu finden. Eventuell würde ich auch mal die emotionelle/traurige Schiene versuchen und Strafen/Ton auch mal etwas zurückschrauben. Als Elter(n) kann man man da auch schon mal heulen. Ist ja nicht so, dass er nur sein Leben versaut. Man will ja auch, dass es den Kindern gut geht und die später mal gut alleine leben können. Man hat sich 16 Jahre gekümmert und alles so gut wie möglich für das Kind gemacht. Jetzt sieht man quasi, wie alles langsam den Bach runter geht und man es nicht versteht. Es ist vermutlich nicht mal so schlimm, dass es den Bach runter geht, sondern eher das nicht-verstehen.

Und eine traurige Mutter ist (je nach Menschen) 1.000.000 schlimmer als Computerverbot. Das haut ganz anders rein. Um ihn da rauszubekommen muss man aber wirklich die Ursache finden, auf Glück hoffen oder solange irgendwie "drauffeuern" bis man was trifft. Man kann aber auch nie wissen ob man was falsches trifft und der Sohn dabei noch weiter untergeht. Wirklich mit dem Sohn versuchen zu reden. Ich weiß auch nicht was und ob man da was empfehlen kann, am Ende hängt es e nur vom Sohn ab.

1

"Ohne Abschluss nimmt ihn keiner für ne Ausbildung" - totaler Irrglaube. Es ist zwar heutzutage schwer eine Ausbildung zu finden, aber alle Härtefälle die ich kenne, haben eine Chance bekommen. Jedenfalls, weil ihnen ihre aussichtslose Situation bewusst war und die Chance wichtig war, zu zeigen, dass man sich Mühe gibt. Aber bei deinem Sohn scheint wohl die mir-alles-egal Phase einzusetzen. Sowas gibt es leider. Wobei ich keinen Schüler getroffen habe, der mehr als zwei Problemfächer hatte. Der Rest ist vielleicht dann nicht "gut", aber ausreichend. Ich hab auch viele Kurse im Abi quasi nur mit Anwesenheit geschafft.

Onatah 
Fragesteller
 13.01.2014, 12:44

Das ist ja das Problem; ihm ist die derzeitige Situation überhaupt nicht bewusst. Er entzieht sich der Realität und meint, er macht das schon...

0

Hast Du Dir mal überlegt, dass die Schule der Grund ist, warum er so ist, wie er ist?

Die meisten Leute glauben, dass Kinder und Jugendliche wie Dein Sohn "die Bösen" sind; das angeblich ihre Einstellung nicht stimmt. Dabei zählt er nur zu der Gruppe, die ihren Frust über die ständigen Erwartungen, die andere an sie haben, zum Ausdruck bringt. Die Mehrheit der Schüler mag dieses fremdbestimmte Lernen mehr oder weniger klaglos über sich ergehen lassen und sie sind den Bauernfängern auf den Leim gegangen, die ständig behaupten: kein Schulabschluss = Leben versaut.

Du scheinst ja ähnlich zu denken (kein Vorwurf). Hast Du ein Kind auf die Welt gebracht, damit es eine Lehrstelle bekommt und ein guter Arbeitnehmer wird oder willst Du, dass Dein Sohn glücklich ist? Glücklich ist er dann, wenn er tun kann, was ihn interessiert, wenn er sich nicht ständig anhören muss, welchen "Bildungsweg" andere für ihn planen. Ist bei Dir schon mal angekommen, was Dein Sohn will oder hast Du vor lauter Sorgen machen vergessen, die Bedürfnisse Deines Sohnes zur Kenntnis zu nehmen? Noch einmal: das ist kein Vorwurf!

Ich schlage Dir vor, das Video anzuschauen, um einen anderen Blickwinkel zu bekommen. Außerdem schau Dir mal diese Frage und die Antworten an; in aller Ruhe.

www.gutefrage.net/frage/was-druck-alles-mit-uns-anrichtet#answer112171860

Gruß Matti

Onatah 
Fragesteller
 13.01.2014, 13:33

Ja Matti, das habe ich mir in der Tat schon überlegt. Leider zu spät :-/

Ich glaube tatsächlich, dass er zu den Kindern gehört, die mit unserer klassischen Schulform große Probleme haben. Als es darum ging, von der Grundschule auf eine weiterführende Schule zu gehen, entschieden wir uns für das Gymnasium. Er selbst wollte es so und ich dachte, ein pfiffiges Kerlchen wie er schafft das schon. Im 7. Schuljahr hat er dann plötzlich kein Land mehr gesehen. Eine Englischlehrerin vom 'alten Schlag' machte ihm, dem kleinen 'Freigeist' unheimlich zu schaffen. Da fing alles an. Sein Deutschlehrer meinte, er sei ein Kind der Extreme; manchmal erweckte er den Eindruck mit den einfachsten Dingen total überfordert zu sein und dann käme es immer wieder vor, dass er unglaublich geniale Dinge vom Stapel liess... Hochbegabt ist er aber nicht. Ich glaube, dass er ein Junge von normaler bis hoher Intelligenz ist mit einem sehr großen Geist, sicherlich auch künstlerisch begabt. Er ist irgendwie entwurzelt. Es fehlt eine Richtung. Aber er weigert sich im Moment, danach zu suchen.

Kein Schulabschluss - Leben versaut.... Ich muss zugeben, dass ich tatsächlich so, oder wenigstens so ähnlich denke. Ich habe Panik, dass er sich in dieser Gesellschaft nicht zurechtfinden wird. Ich bin jetzt im Nachhinein überzeugt, dass für ihn eine alternative Schulform bestimmt besser gewesen wäre...Leider habe ich das zu spät erkannt :-(

Er ist für mich aber ganz sicher nicht 'der Böse', nur weil er nicht so funktioniert, wie ich oder unsere Gesellschaft das gerne hätte. Es kann schon sein, dass ich vor lauter Sorgen machen nicht gesehen habe, was er eigentlich braucht oder will...

Aber jetzt sind wir leider an dem Punkt angelangt, wo er selbst nicht mehr in der Lage dazu ist etwas zu finden, was ihn interessieren oder Spass machen könnte...

Den Film werde ich mir noch ansehen und den Link auch; danke für die Hinweise!

0