Was haltet ihr von Selbstcoaching?

5 Antworten

Finde eher Selbsterkenntnis wichtig, aber das ist eher Schwachsinn

Ist gut dich selbst immer wieder zu motivieren

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Kann durchaus sinnvoll sein, wenn man es richtig kann.

Ist n neues Wort für Disziplin bzw. Selbstdisziplin.

Altes Wort neu umbenannt.

Woher ich das weiß:Recherche
Ein Coach muss nicht zwangsläufig ein professioneller Coach mit Zertifikaten und Website sein. Oft ist es einfach ein Mensch mit Lebenserfahrung, der dir aufrichtig zuhört, dich nicht bewertet und die richtigen Fragen stellt. Es kann jemand sein, der selbst durch Krisen gegangen ist, der gelernt hat, hinzusehen, der dir nichts verkaufen will, sondern einfach Zeit und Präsenz schenkt. In Wahrheit beginnt Coaching nicht mit Methoden, sondern mit Beziehung. Was beim Coaching wirklich zählt, ist nicht der Titel der Person vor dir, sondern deine Bereitschaft, dich zu öffnen. Coaching funktioniert nicht, weil der andere alles weiß, sondern weil du bereit bist, ehrlich mit dir selbst zu werden. Wenn du dich zeigst, wenn du deine Schutzmechanismen kurz beiseiteschiebst und dich nicht mehr verteidigst, sondern fragst, was wirklich in dir los ist, dann entsteht Tiefe. Und genau dort beginnt Veränderung, egal, ob mit einem ausgebildeten Coach oder einem weisen, aufmerksamen Menschen, der sich traut, mit dir in diesen Raum zu gehen.

Ich bin selbst Mentor & Coach (und coache kostenlos ausgewählte Menschen aus meinem Bekanntenkreis) und habe in 45 Jahren die Erfahrung gemacht, dass man sich durch Selbstcoaching meist im Kreis bewegt und nicht vorankommt. Diese Erkenntnis ist nicht theoretisch, sondern tief verwurzelt in der Praxis mit unzähligen Menschen, die zu mir gekommen sind, oft nach Jahren der Selbstreflexion, des Journaling, der Persönlichkeitsentwicklung und dennoch mit dem Gefühl, auf der Stelle zu treten. Selbstcoaching klingt nach Freiheit, Unabhängigkeit, innerer Stärke. Aber es ist auch ein geschlossener Raum. Und manchmal ein goldener Käfig. Wer sich selbst coacht, stellt sich selbst die Fragen. Und beantwortet sie auch selbst. Auch wenn er Bücher liest, Podcasts hört oder sich inspirierende Videos ansieht, all diese Impulse laufen durch denselben Filter: den eigenen. Neue Ideen mögen anregen, zum Nachdenken bringen oder kurzfristig motivieren. Doch sie werden automatisch so interpretiert, wie es ins eigene Weltbild passt. Unbewusst sortieren wir aus, was nicht in unser Selbstkonzept passt, und nehmen das auf, was uns bestätigt. So bleiben wir in einem geschlossenen System. Selbst neue Perspektiven geraten unter die Kontrolle alter Muster. Das bedeutet nicht, dass Lesen oder Nachdenken falsch ist, im Gegenteil. Aber es ersetzt nicht die lebendige Auseinandersetzung mit einem Gegenüber, das nicht durch unseren inneren Filter verzerrt wird.

In zwei Stunden Coaching kann mehr passieren als in zwei Jahren Selbstcoaching, weil dort ein Mensch sitzt, der nicht in deinem Kopf wohnt. Jemand, der dich nicht schont, aber auch nicht verurteilt. Jemand, der dir zuhört, nicht um zu antworten, sondern um dich zu sehen. Und der genau deshalb Fragen stellt, die du dir selbst nie stellen würdest. Nicht, weil du nicht könntest. Sondern weil du sie unbewusst vermeidest. Weil dein System gelernt hat, sich selbst zu schützen, und zwar sehr clever. Genau diese Schutzmechanismen aufzudecken, sie zu hinterfragen, nicht in der Theorie, sondern im direkten Kontakt, das ist die Magie guter Coachings. Ich habe Menschen erlebt, die seit Jahren meditiert, reflektiert und an sich gearbeitet haben. Die ganze Bücherregale voller Ratgeber besitzen und sich in jedem psychologischen Fachbegriff sicher bewegen. Aber wenn sie in einem Coaching plötzlich auf eine einfache, direkte Frage keine Antwort haben, weil sie diese Frage noch nie wirklich gehört haben, dann beginnt etwas in Bewegung zu kommen. Dann kippt etwas. Dann taucht ein Moment echter Erkenntnis auf, der nicht aus Konzepten, sondern aus Kontakt besteht. Coaching ist keine Technik. Es ist Beziehung. Es ist der Raum zwischen zwei Menschen, in dem etwas Echtes passiert. Etwas Unvorhersehbares. Etwas, das man nicht planen oder kontrollieren kann. In zwei Stunden Coaching kann sich ein Leben verändern, weil ein einziger Satz, eine einzige Frage, ein einziger Blick den Zugang zu etwas öffnet, das seit Jahren verschüttet war. Im Selbstcoaching fehlt oft genau das: die Irritation, der Impuls von außen, der Spiegel, der dich nicht so sieht, wie du dich sehen willst, sondern wie du wirklich bist. Und das ist keine Abwertung. Es ist eine Einladung. Denn du musst nicht alles allein lösen. Du darfst dich unterstützen lassen. Nicht, weil du schwach bist, sondern weil du es dir wert bist. Viele Menschen glauben, sie müssten erst besser, stärker oder klarer werden, bevor sie sich Hilfe holen. Sie glauben, Coaching sei der letzte Schritt. In Wahrheit ist es oft der erste ehrliche. Der Schritt, in dem man anerkennt: Ich komme mit meinen eigenen Mitteln gerade nicht weiter. Ich will weiter, aber ich laufe im Kreis. Ich will tiefer, aber ich kratze nur an der Oberfläche. Ich will wahrhaftig leben, aber ich drehe mich nur um mich selbst.

Zwei Stunden Coaching unterbrechen diesen Kreislauf. Nicht mit Druck. Nicht mit Lösungen. Sondern mit Präsenz. Mit der Bereitschaft, dich wirklich zu sehen, und dich sehen zu lassen. Das ist oft das größte Geschenk. Nicht die kluge Analyse. Nicht die Strategie. Sondern die Begegnung. Der Moment, in dem jemand sagt: Ich bin hier. Ich höre dich. Ich sehe, was du selbst nicht sehen willst. Und ich bleibe, während du es entdeckst. In diesen Momenten beginnt Veränderung. Nicht in der Selbstoptimierung, sondern in der Selbstannahme. Nicht im besseren Funktionieren, sondern im tieferen Verstehen. Ein guter Coach will dich nicht verbessern. Er will dich befreien, von den Vorstellungen, wer du sein solltest. Und er tut das nicht, indem er dich belehrt, sondern indem er mit dir geht. Durch Zweifel, durch Widerstände, durch Schmerz, bis du wieder bei dir ankommst. Ich habe in vier Jahrzehnten gelernt, dass die stärksten Menschen oft die sind, die am längsten versuchen, alles allein zu schaffen. Und irgendwann erschöpft sind. Nicht, weil sie versagt haben, sondern weil sie allein zu viel tragen. Weil sie glauben, Selbstcoaching sei edler, sei mutiger, sei unabhängiger. Dabei ist es oft ein stilles Gefängnis. Eines, das mit schönen Worten tapeziert ist. Eines, das sich nach Selbstverantwortung anfühlt, aber letztlich Selbstvermeidung ist. Zwei Stunden Coaching können dieses Gefängnis sprengen. Nicht, weil der Coach ein Zauberer ist. Sondern weil er kein Teil deines Systems ist. Weil er dich nicht schont. Weil er nicht mitspielt. Weil er den Mut hat, dir zu widersprechen, liebevoll, aber klar. Und weil genau das oft das ist, was uns wirklich berührt. Nicht Zustimmung. Nicht Bestätigung. Sondern ehrliche Konfrontation im geschützten Raum. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen sich diesen Raum erlauben. Dass sie erkennen: Coaching ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Ausdruck von Reife. Es ist die Bereitschaft, sich zeigen zu lassen. Es ist der Mut, sich selbst nicht mehr auszuweichen. Und es ist oft der Wendepunkt, nach dem sich alles verändert. Zwei Jahre Selbstcoaching bringen dich vielleicht zu mehr Wissen. Zwei Stunden Coaching bringen dich zu dir selbst.

All das gilt natürlich nur für einen wirklich guten Coach oder Mentor, jemanden, der zuhört, sieht, hinterfragt und nicht nur vorgibt, Antworten zu haben. Leider ist der Begriff „Coach“ heute inflationär geworden. Man muss nur YouTube oder Instagram öffnen, und schon springen einem unzählige selbsternannte „Coach-Gurus“ entgegen, die schnelle Lösungen, einfache Erfolgstipps und universelle Formeln versprechen. Viele von ihnen arbeiten mehr mit Lautstärke als mit Substanz, mehr mit Marketing als mit echter Tiefe. Ein echter Coach dagegen ist kein Ratgeber mit Checkliste und auch kein Besserwisser im schicken Hemd. Er oder sie begegnet dich auf Augenhöhe, mit Präsenz, Erfahrung und der Fähigkeit, dich dorthin zu führen, wo du selbst nie freiwillig hingesehen hättest. Und genau deshalb wirkt es. Coaching ist kein Show-Format. Es ist kein Hype. Es ist eine stille, ehrliche, oft sehr intime Arbeit, und sie gelingt nur, wenn sie von einer Person begleitet wird, die nicht von sich selbst begeistert ist, sondern sich ganz auf dich konzentriert.