Gukesh wurde jüngster Schach-Weltmeister der Geschichte - verdient?
Oder doch eher glücklich? Was ist Eure Meinung zum Ausgang der Schach-WM in Singapur?
4 Antworten
Moin,
mal anders herum gefragt: Wäre denn Ding Liren nach dem Wettkampfverlauf ein verdienter Weltmeister gewesen?
Ein Weltmeister, der ständig auf Abtausch und Vereinfachung spielt, um den Remishafen anzusteuern, ist das ein würdiger Weltmeister?
Außerdem zeigt sich ein Weltmeister auch in seinem Spiel NACH dem Erringen der Weltmeisterwürde.
Wie sah es da aus bei Ding Liren? Wie gut waren seine Auftritte, nachdem er Weltmeister geworden war?
Ja, man könnte sagen, dass Gukesh bei seinen Gewinnpartien Glück hatte. Andererseits, was heißt schon Glück... Eine Wettkampfpartie umfasst so viel mehr als bloße Rechengenauigkeit. Die Emotionen, die so ein Wettkampf mit sich bringt, sind enorm und stressig. Da unterlaufen einem eben Fehler.
Aber wer will schon fehlerfreie Partien? Weltmeisterschaften zwischen Engines sind sterbenslangweilig. Höchste Präzision, aber totlangweilig. So langweilig, dass man die Programme längst nicht mehr von Anfang an starten lässt, sondern von irgendeiner dubiosen Eröffnungsstellung heraus, um zu sehen, wie sie (abwechselnd mit Weiß und Schwarz) damit klar kommen.
Ich finde, wer diesen Stress siegreich übersteht, hat dann auch den Titel verdient. Denn der Unterlegene war ja offenbar nervlich oder spielerisch oder in der Kombination aus allen Faktoren noch schlechter.
Ich kann Magnus verstehen, der seinen Titel abgab, weil er keine Lust mehr hatte, noch einmal einen Gegner zu akzeptieren, den er bereits einmal vernichtend geschlagen hatte. Wozu?
Und nur so kam es überhaupt dazu, dass Ding Liren Weltmeister werden konnte.
Er hat danach nicht zeigen können, dass er der Weltmeister war. Ob Gukesh das kann? Wer weiß? Aber den Titel verdient hat er allemal. Mindestens so sehr, wie es Ding Liren gegen Nepo schaffte.
Jetzt heißt es: Hic Rhodos, hic salta, Gukesh...
LG von der Waterkant
Ich habe nicht alles verfolgt. Nur so am Rande ein bisschen.
Ding Liren hatte in letzter Zeit ziemliche Probleme mit seiner Psyche und auch leistungstechnisch etwas nachgelassen. Von daher ist es beachtenswert, dass er sich trotz alledem wieder zurückkämpfen konnte. Leider hat man gesehen, dass nicht alle Partien für ihn optimal gelaufen waren. Manchmal war er zu nervös, hat zu lange überlegt, kam in Zeitnot usw. Deshalb: Sein Gegner hatte auf gewisse Art und Weise auch Glück gehabt! (Denn Schach hat - nicht so wie im anderen Kommentar hier - auf jeden Fall auch etwas mit Glück zu tun)
Hinzu kam, dass er eben oft falsch kalkuliert hat und gewisse Risiken nicht eingehen wollte.
Und im Endeffekt denke ich, dass Gukesh deshalb auch verdient gewonnen hat, weil er in entscheidenden Momenten sich eben besser konzentrieren konnte und vor allem am Ende viele lobende Worte für Ding Liren gefunden hat. Das ist für ihn bestimmt sehr wichtig und ich hoffe, dass er sich nun etwas erholen kann.
Mal sehen, wie es mit Gukesh nun weitergehen wird.
Ich weiß, wie anstrengend Schach sein kann und wie nervenaufreibend. Bin jetzt von der DWZ und ELO irgendwo so knapp über 1800, was mein Ziel war. Und nun läuft es manchmal auch so gut, dass ich sogar die 1900 anstreben kann 🙂 Aber mal hat man Glück und mal eben nicht.
Von den beiden Kontrahenten war Gukesh der verdiente Sieger würde ich sagen.
Er war auch in den Partien die Remis endeten oft näher am Sieg.
Und Ding wollte eher auf Remis spielen, als um den Sieg zu kämpfen, außer da wo er gewinnen musste.
Aber ich muss sagen, wenn man sich Dings Performance vor der WM angesehen hat, dann war ich überrascht, dass das Match überhaupt so knapp ausging und erst in der letzten regulären Partie entschieden wurde.
Irgendwie schon. Aber er profitierte nur von einem kleinen Fehler. Aber er hätte es vielleicht noch ohne ihn schaffen können.