Themenspecial 11. November 2020
Missbrauchsprävention
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Sexuelle Gewalt an Kindern?

1 Antwort

Hallo Adnan359,

vielen Dank für die Frage. Gerne geben wir Hinweise darauf.

Leider ist es bei sexuellem Missbrauch sehr häufig der Fall, dass ein „komisches Gefühl“ aufkommt, Angehörige oder pädagogische Fachkräfte aufmerksam werden, gleichzeitig aber eindeutige Hinweise fehlen. Es gibt nur wenige eindeutige Anzeichen, die klar auf einen sexuellen Missbrauch hinweisen. Stattdessen können die Folgen von Missbrauchserfahrungen in einer Vielfalt an Symptomen und pathologischen Verhaltensweisen geäußert werden. Gut ist, sexuellen Missbrauch als eine Möglichkeit für Verhaltensänderungen zumindest im Blick zu haben.

Als einen ersten Schritt empfehlen wir Ihnen, all Ihre Beobachtungen - wenn möglich auch die länger zurückliegenden - schriftlich mit Datum, Ort und kurzer Beschreibung der Situation zu dokumentieren. Auch Gespräche, Wortwechsel, Anrufe oder Nachrichten mit bzw. von Ihrer ehemaligen Partnerin können dabei von Bedeutung sein. Ich weiß, wie schwierig es sein kann, das Geschehene auf diese Weise zu rekapitulieren. Gleichwohl hilft es bei eventuellen Gesprächen in der Fachberatungsstelle, am Hilfetelefon oder mit einer juristischen Fachkraft.

Von einer gezielten Befragung des Kindes raten wir Ihnen ab. Vielmehr ist es wichtig, die Beziehung zu Ihrem Kind zu intensivieren. Damit ist gemeint, Räume zwischen Ihnen und Ihrer Tochter zu schaffen, wo immer wieder deutlich wird, dass es Sie interessiert, wie es ihr geht, dass sie mit ihren Gefühlen wahr- und ernstgenommen wird und Schutz findet. Falls sie etwas erlebt (hat), was ihr unangenehme Gefühle verursacht, wird sie dies vielleicht vor dem Hintergrund einer solchen Beziehung von sich aus thematisieren. Hilfreich können dabei Kinderbücher sein, die kindgerecht Gefühle und Körperteile benennen, die für Grenzen sensibilisieren und zum Neinsagen bei  Grenzüberschreitungen ermutigen. Diese finden Sie zum Beispiel über unter www.verlagmebesundnoack.de

Sie können darüber hinaus auch in der Schule Ihrer Tochter darum bitten, mögliche Auffälligkeiten im Verhalten oder in Aussagen des Mädchen zu dokumentieren. Bei einem Verdacht ist es von großer Bedeutung, dass Sie sich gut vernetzen und die Situation weiterhin beobachten. Nur so können gegebenenfalls Handlungsschritte entwickelt werden, die sie auch langfristig schützen können, sofern sexueller Missbrauch vorliegen sollte.

Bevor Sie das alles tun, empfehlen wir Ihnen jedoch, sich auch einmal telefonisch an unser „Hilfetelefon Sexueller Missbrauch“ zu wenden. Ein persönliches Gespräch ermöglicht, notwendige Fragen zu klären und die Situation von allen Seiten zu beleuchten. Die Beraterinnen und Berater am Hilfetelefon kennen sich sehr gut aus im Themengebiet und verfügen über jahrelange Erfahrung in der Beratung und Begleitung von Menschen, die sexuellen Missbrauch erfahren haben oder mit dem Thema (zum Beispiel aufgrund eines Verdachts) konfrontiert werden. Gemeinsam können am Telefon weitere Schritte abgewogen werden. Die anonyme, telefonische Beratung erfolgt bundesweit und kostenfrei unter der Telefonnummer 0800 22 55 530. Unsere Beratungszeiten sind immer montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr. Nähere Informationen finden Sie unter www.hilfetelefon-missbrauch.de.

Wenn sich Ihr Verdacht verstärkt, sollten Sie Kontakt zu einer eine spezialisierte Fachberatungsstelle vor Ort aufzusuchen, um sich beraten zu lassen. Bei der Fachberatungsstelle können Sie im persönlichen Gespräch und auf Wunsch auch zunächst anonym die Situation schildern, Fragen und Unsicherheiten klären. Die Berater*innen werden mit Ihnen gemeinsam überdenken, wie ein nächster Schritt aussehen könnte. Entsprechende Adressen von geeigneten Beratungsstellen finden Sie über die Suchfunktion auf dem ‚Hilfeportal Sexueller Missbrauch‘ unter www.hilfeportal-missbrauch.de.

Wir wünschen viel Kraft und alles Gute,

Das N.I.N.A.-Team