Welcher Mercedes youngtimer ist der zuverlässigste?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo!

Mit dem W202 machst du den besten Kauf. Mein Tipp wäre ein ganz früher C180 noch mit gelben Blinkern und ganz karger Ausstattung. Nicht nur, weil da noch ganz viel Benz-Charme der 70er und 80er dabei ist, sondern auch, weil es hiervon noch sehr gute Stücke aus "Rentnerhand" gibt und die Rostprobleme erst 1995 so richtig ausuferten. Die W202 vorher sind oft überraschend gut in Schuss.

So ein ganz früher C180, den du mit etwas Glück auch in schrulligen Farben wie Rauchsilber, Rosenholz, Beryll, Almandinrot, Malachit (Grün) oder Nautikblau kriegst, ist in seiner Basisversion ein echter "Klassiker", der sich auch nach altem Auto anfühlt, aber doch einen Airbag, ABS, Zentralverriegelung, fünf Gänge und einen sparsamen Motor aufweist.

Der C180 ist ansonsten die einzige Motorisierung, die Sinn macht und gebraucht gut zu finden ist. Die verschiedenen 200er, 220er und 230er der M111-Familie sind im Grunde aufgebohrte 180er und machen keinen Sinn, da sie nicht viel mehr Leistung haben, aber mehr Sprit und nur ein kleines bisschen mehr Durchzugskraft.

Wirklich aufpassen muss man beim W202 quer durch alle Baujahre (1993-2001) eigentlich nur auf den typischen Mercedes-Rost (Türen, Radläufe, Kofferraumdeckel, Schnittkanten z.B. an den Kotflügeln, Blechfalze/Übergänge, tlw. auch Wagenheberaufnahmen). Frühe Modelle waren besser. Ansonsten sind das pflegeleichte und zuverlässige Autos, mit denen man für wenig Kohle total viel Spaß haben kann und nur sehr selten etwas zu reparieren hätte! Ich bin mir sicher dass du mit diesem C180 ein Auto kaufst, an dem du noch lang Freude hast und das zu überschaubaren Kosten!

Außer Rost sind Klagen unterschiedlicher Art beim 202er Mercedes eigentlich selten, das Differenzial ist öfters ölfeucht speziell ab ca. 150.000 Km.. und die Modelle bis Mai/Juni 1997 hatten außerdem teilweise noch Probleme mit dem hakeligen Zündschloss, das bei der großen Modellüberarbeitung einem klobigen Plastikschlüssel ohne Bart ("Elcode") wich, der als problemloser gilt. Klemmende oder undichte Schiebedächer kommen gelegentlich auch vor. Ab Sommer 1996 kann der Luftmassenmesser Probleme bereiten, aber auch das ist kein Drama - meiner hat das hinter sich; bei Mercedes kostete der Spaß 300 Euro.

Nebenher kann man noch die Spurstangenköpfe, die so alle 80-90000 Km mal ausleiern, als Schwachstelle erwähnen, aber andererseits sind die Autos eben auch mindestens 18 Jahre alt.

An sich ist der W202 ein äußerst robustes und zuverlässiges Fahrzeug das gern hohe Kilometerleistungen erreicht bei normaler Pflege.. außerdem beim Fahren total entlastend, erst recht mit Automatikgetriebe.. ich hatte noch nie ein Auto, aus dem ich selbst nach mehreren hundert Kilometern am Stück dermaßen ausgeruht ausgestiegen bin.

Technisch ist der C180 W202 mit 122 PS gut motorisiert, relativ sparsam (meiner mit Fünfgangautomatik braucht im Mix neun bis 9,5 Liter auf 100 Km, E10 tanke ich nicht) und extrem zuverlässig. Das Fahrverhalten ist sicher und lammfromm, allerdings kann so eine C-Klasse auf kurvigen Straßen sehr viel Spaß machen und zeigt, dass sie als Basis für einen DTM Rennwagen diente.

Für 3000 Euro bewegen wir uns hier schon an der Obergrenze, um die 1500 sind die Regel. Die 124er und 190er sind zu teuer, fahren sich unangenehm vor allem mit den alten Schaltgetrieben mit lappriger Führung in der Schaltgasse, brauchen mehr Sprit, sind langsamer und rosten genauso schlimm - Stichwort Wagenheberaufnahme, das ist aber erst der Anfang; die Fans leugnen es nur zu gern, aber rostmäßig ist so ein 190er oder 124er keinesfalls besser als ein Opel oder Ford aus der Zeit, wurde jedoch meist viel besser gepflegt ... war halt der "teure Benz", auf den man aufpassen wollte, während der Scorpio oder Omega usw. einfach gekauft wurde, um ihn nach zehn Jahren durch den Nachfolger zu ersetzen wie vorher Granada und Rekord. Blechmäßig sind 190er und 124er schlecht, wenn sie technisch auch ihre Qualitäten haben ... wir hatten von 1989 bis 2012 einen 230E im Erstbesitz, der wurde erstmals zum TÜV-Termin 2004 umfangreich geschweißt und entrostet, seither alle paar Jahre wieder, weil mein Opa mit über 80 Jahren kein neues Auto mehr kaufen wollte und lieber den 230er stets primitiv richten ließ, damit er den TÜV halt packt. Technisch ein treuer Kamerad, aber blechmäßig unter aller Würde.

Mein C180 ist erheblich besser ... übrigens gebaut in Bremen, die sind wirklich solider als die Sindelfinger. In der Fahrgestellnummer des C180 sollte man aufpassen: "WDB2020181F......" bezeichnet einen Bremer, "WDB2020181A......" einen Sindelfinger. Die optischen Unterschiede sind oft bezeichnend, wenngleich die ersten Baujahre 1993/94 durchweg besser waren; richtig schlimm wurde es ab Mai/Juni 1997 mit der zweiten Modellpflege.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

MisterMH  01.12.2019, 15:42

Naja, zumindest bei W210 hat man das mit dem Rost spät in den Griff bekommen, nachdem man gemerkt hat, dass die Tauchbäder für die Lackierung mit Bakterien verunreinigt waren.
Die hatte damals auf wasserbasierte Lacke umgestellt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass auch andere Baureihen jener Zeit deswegen die Rostprobleme haben.

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rotesand  01.12.2019, 15:45
@MisterMH

Die ersten W210 waren schlecht, die W202 waren bis 1995 recht gut, ehe sie schlechter wurden - es lag an den Lacken, die schon späte 124er betrafen, wenngleich nicht so schlimm wie die 210er. Die 124er haben dafür unterm Blech schlimmer gerostet als die 210er. Bei einem 124er kann es durchaus passieren, dass die Wagenheberaufnahme einfach rausrostet und abfällt, was beim W202 und W210 so eher die Ausnahme ist.

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maxibucher 
Fragesteller
 01.12.2019, 16:35

Vielen lieben Dank für eine wirklich sehr ausführliche Beratung!! Hat mir sehr weiter geholfen! Ich werde wohl die Finger von einem w124 lassen und die Augen auf einen schönen w202 bzw. einen w210 offen halten.

ist die Technik in den zweien arg unterschiedlich?
beim 210 lese ich immer wieder vom Öl im Kabelbaum und generell häufige elektronische Probleme...kämpft der w202 mit den selben Problemen?

Mit freundlichen Grüßen

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rotesand  01.12.2019, 16:49
@maxibucher

Gerne doch.

Technisch sind W202 und W210 fast Zwillinge mit den selben Motoren und Getrieben sowie vielen untereinander tauschbaren Gleichteilen - abgesehen davon, dass es nicht jeden Motor für jede Baureihe gab. Das war früher das schöne bei Mercedes!

Der 210er wurde ab der Modellpflege 1999 komplizierter, was Elektronik angeht und wuchert dann tatsächlich mit Pfunden aller Art, die es vorher so nicht gab. Die Kabelbäume betreffen eher die M104 Sechszylinder ab C280 und E280. Verbreiteter sind eher gebrochene Hauptkabel vom Motorraum zur Batterie, die im Kofferraum sitzt, aber auch das ist beim W202 kein Alltagsproblem.

Allgemein sind die Wagen enorm robust.

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Das einzige halbwegs Vertretbare im Budget ist der W210. Solides Auto, schlechter Ruf vor allem durch Rost, aber was jetzt noch nicht vergammelt ist, wird das auch vorerst nicht tun. Davon abgesehen ist Rost für die noch älteren Modelle ebenfalls ein Thema, auch wenn die Vorsorge weniger dilettantisch war.

Aber wenn du das als langfristigen Begleiter siehst: Das teuere Auto ist immer das billigere Auto! Also lieber noch eine Weile sparen und einen teueren, aber besser erhaltenen mit evtl mehr Ausstattung kaufen.

edit: Hab W202 überlesen, der ist auch denkbar. Auch hier ist Rost das Hauptthema. Aber ehrlich gesagt glaube ich einfach nicht, dass du in deinem Budget etwas rostfreies kriegst. Und langfristig ist sowas dann immer nervig, weil das nie weggeht.


maxibucher 
Fragesteller
 01.12.2019, 16:32

Vielen Dank! Nur leider ist das Angebot an w210 hier im Umkreis sehr gering, der W208 ist deutlich häufiger vertreten...sind die nicht baugleich?

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Hunterallstar99  01.12.2019, 18:10
@maxibucher

Auch wenn die Optik eher der E-Klasse ähnelt, ist die technische Basis die C-Klasse, aber etliche Teile sind gleich. Die Sache ist eher, dass ein W208 ist einfach teurer ist.

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die 1. C Klasse 202 ist nicht zu empfehlen. Meiner von 94 war dann völlig weggerostet. Das fing dann in der Reserveradmulde an. Türen, Hauben

Bessere Exemplare gab es aus Bremen, meiner war wohl aus Sindelfingen

C 180 war sonst nicht schlecht. Motor, verstärkte Taxisitze. Sitzheizung. Standheizung nachgerüstet.

Vielleicht findest Du noch meinen dunkelblauen in Classic. Die Esprit waren damals für mich nicht fahrbar. Dann besser Elegance oder Classic. Sport war auch zu holprig vom Fahrwerk her

Ich kann aus eigener Erfahrung den W124, W123, W116, W201 und W208 empfehlen.

Der W208 ist der jüngste und neueste Zugang im Haushalt und der ist klasse.

Für den Preis wirst du nichts Vernünftiges finden.

Zuverlässig ist auch der 190 (W201), der bis 1993 gebaut wurde.

W124 leiden unter defekten Motorkabelbäumen. Wenn da durch Kurzschlüsse bereits ein Steuergerät kaputt gegangen ist, wird das bei deinem Budget zu einem wirtschaftlichen Totalschaden.

Woher ich das weiß:Recherche