Was haltet ihr vom scharfen S (ß)?

14 Antworten

Zum Teil wurde es durch die Rechtschreibreform schon ersetzt. Für mich war diese Ersetzung übrigens das einzig gute an der Rechtschreibreform.

Das ß in einem Wort wie "Straße" würde ich nicht durch ss sondern durch ein einziges s ersetzen. Es hieße dann also "Strase". Denn das würde an der Aussprache nichts oder nicht viel ändern. Würde man ss schreiben, könnte man denken, man spreche die Straße wie das Wort Tasse mit kurzem a davor aus und das wäre ja grob falsch.

Angeblich soll man in Norddeutschland einen Unterschied zwischen ß und s bei der Aussprache haben. In Bayern gibt es den Unterschied nicht. Das "s" in Rose wird bei uns nicht wie das "gesummte" s im englischen rose ausgesprochen, sondern genauso wie das ß in Straße. Aber ich lebe nunmal im Süden und kann deshalb nicht sagen, ob man in Norddeutschland das s in Rose eher wie das englische s im selben Wort ausspricht oder ungesummt wie in Bayern. In Filmen aus dem Norden ist mir jedenfalls kein Unterschied aufgefallen. Möglicherweise summt man in Hamburg auch nur ein klein wenig, nicht soviel wie in England.

spanferkel14  18.07.2019, 00:06

Im Standarddeutsch gibt es selbstverständlich einen großen Unterschied zwischen einem scharfen /s/ und einem weichen /z/.

  • am Anfang vor Vokal immer weich /z/ : Sonne, Sahne, Summe, sehen, Silbe, Söhne, Süden, Säbel, sauber, seufzen, Säule
  • intervokalisch und zwischen weichem Konsonanten und Vokal bei Schreibung "s" auch weich /z/: Vase, Hose, böse, Musik, Riese, Waise, Meise, Häuser; Hanse, Balsam, Pilsen, Monsun
  • zwischen Vokal und vor hartem Konsonanten wie auch nach hartem Konsonanten bei Schreibung "s, ss, ß" immer scharf /s/: Wüste, raspeln, wispern, Post, Keks, Kapsel, Fuchs ; er lässt, wir wussten, sie grüßte, er beißt
  • intervokalisch bei Schreibung "ss, ß" immer scharf /s/: Wasser, müssen, Flosse, Bussard, Messer, Straße, Größe, Büßer, fließen
  • am Ende immer scharf /s/: Bus, Kuss, Fass, Los, Fraß, bloß, süß, das, dass

Bayerisch ist kein Standarddeutsch und deshalb kein Maßstab. Und die bayerische Maß ist ne ganze Masse(=Menge) Bier, nämlich 1 Liter, aber nicht dasselbe wie das Maß.

Würdest du die Straße nur mit einem "s" schreiben, also "Strase", dann müsstest du sie im Standarddeutsch summen wie die Vase, und dann würde niemand mehr verstehen, wovon du sprichst, denn eine "Strase" gibt es im Deutschen nicht. Würdest du die Straße mit "ss" schreiben, dann müsstest du das a kurz sprechen wie in Gasse, und dann könnte man fälschlich annehmen, du sprächst von Strassen, also von Edelsteinimitaten.

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nein, das szet war dafür gedacht einen unterschied zwischen langen vokalen und kurzen zu machen. das szet war immer da um zu zeigen, dass zb Mäßigkeit mit langem äääää gesprochen wird. sonst wäre es Mässigkeit und so spricht man das nicht. die Regelung das und dass gibt es ja schon lange, aber das SZET muss bleiben. weil es LOGISCH ist.

Das ß ist unabdingbar, sonst käme es zu Missverständnissen wie bei Maßen und Massen.

"Bier, in Massen genossen, soll gesund sein".

MarcusTangens  13.07.2019, 13:41

Wenn wir "in Masen" statt "in Maßen" schreiben würden, gäbe es das Missverständnis nicht. Ich bin für ein einziges s anstelle des ß, nicht für ss.

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ArniD  17.07.2019, 10:33
@MarcusTangens

Doch, auch ein einzelnes s wird anders ausgesprochen als ein ß.

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spanferkel14  19.07.2019, 22:56
@MarcusTangens

In Süddeutschland sprechen viele Leute kein Standarddeutsch. "Ssitz da hie!", "Hesch' du mir mol e Zehnerle?", "Des Maidle, wo da gßunge het, des isch dem Herbert ßei Tochta." Das ist ja auch in Ordnung. Es ist schön, dass es Dialekte gibt. Aber im Standarddeutsch heißt es nun mal "Setz dich da/dort hin!", "Hast du mal zehn Cent für mich?/Kannst du mir mal zehn Cent geben?", "Das Mädchen, das da gesungen hat, ist die Tochter von Herbert/ist Herberts Tochter." Das Relativpronomen "wo" wird im Standarddeutsch nur lokal benutzt, aber nicht für Personen, und z.B. am Anfang eines Wortes gibt es im Standarddeutsch vor Vokalen kein stimmloses "s".

Wenn du irgendetwas "in Masen" /ma:zn/ machst und das dann auch so schreibst, denkt jeder, dass Masen ein Ort ist, weil es das Wort sonst nicht gibt. Trinkst du Wein in Maßen /ma:sn/, versteht jeder, dass du darauf achtest, nicht zu viel zu trinken. Und das Fernsehen ist weder ein Masen- noch ein Maßenmedium, sondern ein Massenmedium /masn/.

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syncopcgda  25.01.2023, 10:26
@spanferkel14

Hierzu noch eine interessante schwäbische Satzkonstruktion:

Dem wo des Auto g'heert, wohnd en Hamburg.

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spanferkel14  25.01.2023, 11:07
@syncopcgda

Da könnte man glatt denken, dass Dem ein türkischer Jungenname wäre wie Cem. Diesen Jungennamen gibt es aber tatsächlich, allerdings, soweit ich weiß, nicht in der Türkei.

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spanferkel14  25.01.2023, 12:25
@syncopcgda

Dein Ursprungssatz könnte auch so aussehen: Der Dem, dem wo des Audole g'hert, der wohnd en dem Derfle hinder dem Berg do. (eher badisch)

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syncopcgda  26.01.2023, 10:23
@spanferkel14

Nun komme ich zu der Erkenntnis, dass es bei dir um einen studierten Sprachforscher/Germanisten handelt.

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spanferkel14  26.01.2023, 12:04
@syncopcgda

Ne, ich bin weder Sprachforscherin noch Germanistin. Das Einzige, was richtig ist, ist, dass ich ein mit Staatsexamen abgeschlossenes Studium habe.🤗 Ich komme aus Norddeutschland, spreche leider nur Hochdeutsch, bin aber in einer Umgebung aufgewachsen, in der die Leute auf dem Lande alle noch Platt sprachen. Davon kriegte man zwangsläufig etwas mit, auch wenn es damals unter uns Jugendlichen aus der Stadt verpönt war.(Wir wollten doch keine "Landeier" sein!) Mein Vater konnte es auch sprechen, meine Mutter nicht. Ab meinem Studium habe ich fast mein ganzes Leben mit vielen Unterbrechungen (europäisches und außereuropäisches Ausland) an verschiedenen Orten in Süddeutschland gelebt. Dabei kriegt man schon einiges an Sprachen und auch Dialekten (in den anderen Ländern) mit. Jetzt tu ich nichts mehr, sondern amüsiere mich nur noch - wieder in Norddeutschland🤣🤣🤣, allerdings nicht in meiner Heimat. Richtig Platt werde ich also wohl genauso wenig lernen wie Badisch, Schwäbisch, Bairisch oder Sächsisch. Zum Nachmachen reicht's aber wohl😉.

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Die Unterscheidung von "in Massen" und "in Maßen" ist sicher sinnvoll.
Die Aussprache wird auch in Wörtern wie "Fuß", "Gruß", "muss", "Kuss" usw. verdeutlicht - dabei ist das ß hilfreich. Ich denke auch (ähnlich wie MarcusTangens), dass dies ein sinnvoller Teil der Rechtschreibreform war.

spanferkel14  18.07.2019, 00:21

Ja, die Vereinfachung der ss/ß-Regeln ist m.E. das einzig Sinnvolle der Rechtschreibreform! Ich selbst hatte mit der vorherigen, etwas komplizierteren Regel zwar keine Schwierigkeiten, mir ist es aber nicht schwergefallen, z.B. von "daß" auf "dass" umzuschalten. "Kuss, Küsse" ist für die meisten Leute sicher auch orthografisch leichter umzusetzen als das frühere "Kuß, Küsse". - Fast allen anderen Änderungen jedoch widersetze ich mich, auf jeden Fall denen, die für mich nicht logisch sind.

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Ganz klares NEIN!

Ein Wort mit SS wird ganz anders gesprochen als mit ß.

Es ist etwas Anderes ob ich Busse benutzen muss um von A nach B zu kommen oder ob ich Buße tun will.

Auch in Maßen Süßigkeiten essen ist besser als in Massen!