Warum reagiert die EZB momentan so zögerlich gegen die steigende Inflation?

5 Antworten

Von Experte kevin1905 bestätigt

Weil die Mittel der EZB , die Zinsen zu erhöhen bzw. Geld zu verknappen in dem die Anleihenankäufe eingeschränkt werden bei den aktuellen Hauptursachen nicht greifen würden. Grund für die Inflation ist die Knappheit verschiedene Güter aufgrund des Krieges und nach wie vor Corona. Würde man jetzt noch Zinsen erhöhen ändert sich nichts an der Knappheit und Unternehmer, Staaten und Verbraucher hätten nur noch weitere Kosten

Weil es eine Gratwanderung ist. Die sogenannte "Rettung" gewisser Euro-Länder (Griechenland, Portugal, Spanien) war ja nicht nachhaltig. Nicht vergessen darf man auch Länder wie Italien, die zwar nicht "gerettet" werden mussten, deren Verschuldung aber jenseits von Gut und Böse ist.

Wenn das Zinsniveau steigt, wird es für viele dieser Länder auch wieder schwer, ihren Staatshaushalt zu finanzieren. Dann haben wir die nächste Eurokrise.

Ich persönlich bin gespannt, wie die EZB aus dieser Nummer rauskommen möchte.

II99II  10.03.2022, 14:39

Dem kann man nichts hinzufügen, außer nochmal der allgemein Hinweis, dass die EZB nicht nur für Deutschland da ist, sondern für den gesamten EURO-Raum ;)

Steigen die Zinsen, würden viele Länder innerhalb der EU wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.

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Pantauals  10.03.2022, 14:51
@II99II

Deshalb war das ja auch so eine supertolle Idee, auf die D-Mark zu verzichten. Maggie Thatcher konnte es zunächst gar nicht glauben, dass die Krauts so dermaßen bescheuert sind.

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abenhard17  10.03.2022, 15:01
@Pantauals

Der Euro an sich war ja keine schlechte Idee. Er ist auch global betrachtet eine starke Währung. Zudem war er auch als politisches Projekt angelegt.

Das Problem ist, dass man dachte, eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik würde automatisch folgen ohne dass man dafür kämpfen muss. Dass die europäische Integration aber nicht stetig in eine Richtung verläuft, wissen wir spätestens seit dem Brexit.

Nun haben wir eine Währung, aber viele verschiedenen Finanz- und Wirtschafts"politiken" (wie ist der Plural von policy im Deutschen?). Im Grunde ist das Zusammenwachsen der Eurozone "steckengeblieben". Das war nicht die Idee der Gründerväter des Euro.

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Pantauals  10.03.2022, 15:08
@abenhard17

Die deutsche Politik ist davor rechtzeitig gewarnt worden, dass es genauso kommt. Es wurde von vielen, vielen Wirtschaftsfachleuten LAUT und DEUTLICH damals gesagt, dass man diese von Dir genannten Voraussetzungen vorher schaffen müsse, da es danach ja keine Anreize mehr dafür gebe.

Das war in jener Zeit, als das in den nächsten Jahren auf uns zurollende Rentendesaster vorhergesagt wurde mit dem dringenden Rat, es rechtzeitig auf ein kapitalgedecktes Verfahren nach skandinavischem Vorbild umzustellen. Dieser Rat hat ähnlich "gut" gefruchtet, und in wenigen Jahren werden sie alle dastehen wie grade, als sie feststellten, dass die Bundeswehr ein Schrotthaufen ist, aber der "Ewige Friede" doch noch auf sich warten lässt. Ich erkenne da ein Muster....

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abenhard17  10.03.2022, 15:23
@Pantauals

Für den Euro ist es ja noch nicht zu spät. Eine stärkere Koordination und Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten kann immer noch etabliert werden. Besser spät als nie.

Vielleicht kann man die derzeitige Dynamik ja dazu nutzen, in der EU nicht nur verteidigungspolitisch "zusammenzurücken". Sondern auch in anderen Politikfeldern.

Man wird ja noch träumen dürfen.

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Pantauals  10.03.2022, 15:25
@abenhard17

Warum sollten die Südländer das machen, die wären ja schön blöde. Irgendwann ist der Wirt zwar pleite, aber dann kann man den ganzen EU-Zirkus ja auch wieder beenden. Denn alle anderen Länder dieses Planeten (außer die Deutschen) haben keine Freunde, sondern Interessen.

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abenhard17  10.03.2022, 15:35
@Pantauals

Die Wortwahl ("Wirt" "EU-Zirkus") teile ich nicht nur nicht, ich lehne sie sogar ab. Die EU inkl. ihrer Vorgängerorganisationen liefert uns Europäern seit dem Zweiten Weltkrieg unschätzbare Dienste in der Friedenssicherung. Das haben einige wohl vergessen.

Der Euro als Währung ist noch unvollständig, ja, aber was nicht ist kann noch werden. Wenn du mich fragst werden wir über kurz oder lang bei gemeinsamen Anleihen landen (uuuh, das böse Wort "Euro-Bonds"... vielleicht kann man sie ja anders nennen, um bestimmte Menschen nicht zu verschrecken). Gemeinsame Schulden, gemeinsame Finanz- und Haushaltspolitik. Das wäre eine langfristig tragbare Lösung. Das geht dann automatisch einher mit mehr politischer Integration. Dafür müsste man aber alte Denkmuster überwinden.

Deutschland profitiert vom Euro und EU-Binnenmarkt in seiner jetzigen Form ungemein. Das wird immer ignoriert oder unter den Teppich gekehrt.

Wir machen gute Geschäfte mit den Ländern, die du als "Südländer" bezeichnest. Ein Teil unseres Wohlstandes basiert auf diesen Ländern, das gehört zur Wahrheit dazu.

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Pantauals  10.03.2022, 15:38
@abenhard17

Zitat: " Die EU inkl. ihrer Vorgängerorganisationen liefert uns Europäern seit dem Zweiten Weltkrieg unschätzbare Dienste in der Friedenssicherung. Das haben einige wohl vergessen."

Das war die NATO. Sowjet-Europa hatte damit nichts zu tun.

Zitat: Gemeinsame Schulden, gemeinsame Finanz- und Haushaltspolitik. Das wäre eine langfristig tragbare Lösung. "

Für diese unvorstellbare Naivität und Blödheit der Deutschen wird die EU ja auch von gewissen Staaten so geschätzt. Wenn Europa ein Dorf ist, dann ist Deutschland der Dorftrottel.

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abenhard17  10.03.2022, 15:43
@Pantauals
Das war die NATO. Sowjet-Europa hatte damit nichts zu tun

Ich spreche von der EU als politischer Organisation, zur Friedenssicherung in Europa.

Heute werden Streitigkeiten zwischen europäischen Ländern nicht mehr per Militär ausgetragen, sondern am Tisch in Brüssel/Straßburg. Ich sagte ja, dass einige das vergessen haben. Uns ging es seit 1945 in Europa so gut, dass wir das alles für selbstverständlich halten. Sogar die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich, die bis 1945 erbitterte Feinde waren.

unvorstellbare Naivität und Blödheit der Deutschen

Vielleicht kannst du deinen Standpunkt mal argumentativ begründen, anstatt mit Flüchen um dich zu werfen. Ich verstehe sowieso nicht, woher immer die Emotionalität bei diesem Thema kommt.

Wir machen gute Geschäfte mit Griechenland, Portugal, Spanien, Italien etc. Sie kaufen unsere Produkte und Dienstleistungen. Schon allein deshalb können wir kein Interesse an wirtschaftlicher Schieflage oder "Pleite" dieser Länder haben.

Wer nur die "Netto-Zahlungen an den EU-Haushalt" betrachtet, ist kurzsichtig. So funktioniert Volkswirtschaft nicht.

Zum Glück wissen das die deutschen Politiker, zumindest die meisten. So konnte sich Unsinn wie eine Verkleinerung der Euro-Zone oder gar ein Austritt Deutschlands bisher nicht durchsetzen.

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Pantauals  10.03.2022, 15:46
@abenhard17

Wenn wir uns die Entwicklung der Target II-Salden ansehen, dann funktioniert dieser tolle deutsche Export in etwa wie eine Freibierkneipe.

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abenhard17  10.03.2022, 15:55
@Pantauals
Target II-Salden

Wieviel Geld über Target II wohin fließt, sagt erstmal recht wenig aus. Lies mal: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/boerse/hr-boerse-story-23643.html

Überhaupt wären die Salden nur dann interessant, wenn die Eurozone sich auflösen würde. Wonach es derzeit nicht aussieht.

funktioniert dieser tolle deutsche Export in etwa wie eine Freibierkneipe

Was hat nun der Export damit zu tun? Und wieso "Freibier"? Verstehe ich nicht.

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abenhard17  10.03.2022, 16:02
@Pantauals

Ich kenne Hans-Werner Sinn und seine Meinung dazu. Das ifo-Institut kommt auch aus einer bestimmten Ecke. Es gibt noch viele andere Meinungen zu dem Thema. Nicht alles so einseitig betrachten.

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Pantauals  10.03.2022, 17:16
@abenhard17

Moment mal: Zuerst tust Du seine Argumente damit ab, dass er "aus einer bestimmten Ecke käme", und DANN haust Du allen Ernstes "Nicht alles so einseitig betrachten." raus?

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abenhard17  10.03.2022, 17:19
@Pantauals

Ja. Auch mal andere Meinungen zu den Target II-Salden durchlesen. Zum Beispiel den Artikel, den ich dir oben verlinkt habe. Darin kommt Herrn Sinns Meinung vor, aber auch Meinungen aus anderen "Lagern". Und es wird gut das Gesamtbild zusammengefasst.

Kurzfassung: Wann bei TARGET wieviel Geld wohin fließt, hat nur bedingt Aussagekraft, und ist nur von bedingter Wichtigkeit.

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Pantauals  10.03.2022, 14:49

Zudem sind es nicht nur Länder, sondern auch Firmen, die sog. "Zombies". Wenn die alle plötzlich umkippen....

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Ploedder  05.08.2022, 08:58

Die wollen nicht aus der Krise, die wollen dein Vermögen und können die Schulden nicht mehr wuppen

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Draghi wollte mit seiner Nullzinspolitik die Südländer wie Italien, Spaniern, Portugal retten. Er hat Milliarden Euros auf den Markt geworfen. Geholfen hat es denen zwar nichts, aber wir deutschen Sparer haben dadurch eine Menge Geld verloren.

Wenn jetzt die Zinsen erhöht werden würden, würde sich Vieles noch mehr verteuern, weil manche Güter knapp geworden sind.

So werden wir weiter mit Nullzins und hoher Inflation leben müssen.

Sie kann nichts machen. Alles was sie machen würde, würde zu noch mehr Problemen führen. Sie kann das nur noch hinauszögern aber irgendwann wird der Euro kollabieren.