Sieht die Welt wirklich so aus, wie wir sie als Menschen wahrnehmen?

19 Antworten

Wir können gar nicht wissen, wie die Welt beschaffen ist, da unsere Sinnesorgane eben nur wahrnehmen können, was für uns wichtig ist.

So kommunizieren z.b. viele Insekten über Pheromone, die wir nicht wahrnehmen, Fledermäuse über Ultraschall, Pflanzenwurzeln senden Botenstoffe aus, um Stickstoff bindende Bakterien anzulocken, usw.

Selbst von unserer für uns sichtbaren Aussenwelt nehmen wir nur einen Bruchteil bewußt wahr, da unser Gehirn alles Unwichtige abstrahiert.

Dennoch gibt es viele Menschen mit besonderen Talenten: das absolute Gehör, z.B. in der Musik, die Töne wahrnehmen, die Otto Normalo eben nicht hören kann, und vieles andere. Wo es sich nicht kommerziell verwerten lässt, werden solche Leute mit besonderen Talenten oder Begabungen gern belächelt - weil sie etwas können, wo andere gar keinen Zugang haben.

Läßt man sich darauf ein, wird "Welt" sehr verwirrend, und unüberschaubar, in ihrer Vielfalt. Aber eine spannende Reise ist es allemal.

Im Prinzip ja. Natürlich nehmen wir nur einen kleinen Ausschnitt unserer Umwelt wahr, und jede Wahrnehmung ist letztlich eine Interpretation. Trotzdem schafft die Wahrnehmung eine Orientierung in der Realität und keineswegs lediglich eine Illusion. Der Mensch hat durch seine Technik seine Wahrnehmung enorm erweitert, und nirgends ist ein Beweis erbracht worden, dass alles nur Einbildung ist. Dass jedes Individuum, ob Mensch oder Tier, eine eigene Weltsicht hat, relativiert die Wirklichkeit nicht.

evaness  29.08.2011, 14:11

Eine fundierte Antwort !!!

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vieleicht sagt uns unser Gehirn einfach, dass eine Erdbeere rot ist und der Baum sehr hoch, aber vieleicht ist die Erdbeere grün und der Baum nur so groß wie wir

"rot" ist eine Farbe und damit ein bestimmter physikalischer Spektralbereich des Lichts. Da alle Menschen (mehroderweniger) dieselben Opsine in den Zapfen der Retina haben, die also im selben Spektralbereich Licht absorbieren, und die zentralnervöse Verarbeitung dieser Signale auch (mehroderweniger) identisch ist, ist und bleibt "rot" immer "rot".

Was allerdings der einzelne Mensch damit verbindet, also emotional, kann natürlich sehr unterschiedlich sein - und damit auch die psychische Wahrnehmung!

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Und wie hoch ein Baum ist, sieht man ja nicht nur durch das "Sehen", sondern man kann ihn ja auch fällen und mit einem Meterband messen. Oder man kann mit einem Höhenmessgerät raufklettern.

Somit konvergieren etliche verschiedene Mess- und Wahrnehmungsmethoden auf ein und demselben Ergebnis, nämlich dass so ein Baum ziemlich verdammt groß sein kann - ich würde sagen, daran kann kein begründeter Zweifel bestehen ;-)

Da wir die Welt nur selektiv wahrnehmen können, sieht sie im besten Fall näherungsweise so aus, wie wir sie wahrnehmen. Wir können Licht nur in einem kleinem Frequenzbereich wahrnehmen, Schallwellen ebenfalls usw. Radioaktiven Zerfall (z.B Beta-Strahlung) können wir überhaupt nicht wahrnehmen, genauso wenig Neutrino-Strahlung, Ionen-Strahlung (aus Sonnenwind z.B.) usw..

Wir können also sowieso nur einen Teil der Wirklichkeit wahrnehmen. Wir sind in der Lage des Gefangenen in Platons Höhle (Buch Politeia). Dieser Gefangene kann von Geburt an nur die Schatten auf einer Felswand sehen. Er kommt daher zu dem Schluss, dass dies die Wirklichkeit ist. In dieser Lage sind im weiteren Sinne alle Menschen. Alles was wir wahrnehmen, ist bloß ein Schatten der Wirklichkeit.

Es kann aber auch sein, dass das, was wir wahrnehmen nichteinmal ein kümmerliches Abbild der Wirklichkeit ist, sondern bloß ein systematisches Trugbild. Eine solche Möglichkeit ist populär geworden durch den Film "Matrix" (Teil 1 und 2).

Die Illusionen, denen man dauerhaft aufsitzt, kann man nicht als solche erkennen. Daher ist es unmöglich, zu bestimmen, welchen Illusionen man dauerhaft aufsitzt.