Pferd durchparieren?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Du hängst an Deinem Urlaub auf genau diesem Hof und verbringst dort gerne Deine Ferienwoche auch wenn das, was Euch da reiterlich vermittelt wird, nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Da Du sonst das ganze Jahr durch nicht reitest, geht es Dir wohl auch im Prinzip nicht um das korrekte Reiten an sich und das wirst Du auch definitiv dort nicht in den paar Tagen erlernen. Das wissen auch Deine dortigen Trainer. Sie sehen ja wie Du reitest und vermutlich wissen sie auch, dass Du sonst nicht reitest und bei den ganzen anderen Kindern und Jugendlichen dort, zieht man Dich halt irgendwie mit durch. Du bist zahlender Gast, zahlst fürs Reiten, aber es ist klar, dass man im Gruppenunterricht auf Reiterferienhofpferden - oder Ponys innerhalb von ein paar Tagen keinen echten Reiter aus Dir machen kann. Also heißt es nach Dir halt: "Prima, der nächste bitte". Die Zeit reicht einfach nicht einem fast Blinden das Sehen zu erklären (im übertragenen Sinne).

Ich kenne den Ausbildungsstand dieser Pferde nicht - doch wenn es dort genau so ist wie auf vielen anderen dieser Pferdeferienhöfe, dann ist es auch mit der Grundausbildung dieser Pferde/ Ponys nicht weit her. Sie gehen halt unterm Reiter, aus Kostengründen auch sehr oft ohne Sattel - und weil Ostwind ja so ein toller Film ist, sehen das die Pferde-begeisterten Mädchen auch total unkritisch und leben ihre egoistischen Träume - selbst wenn sie den Rücken der Pferde/ Ponys damit in Wirklichkeit schaden - doch das erzählt ihnen auf den Höfen ja auch keiner. Die Lehrer und Betreuer sind sehr oft ehemalige Ferienkinder ohne großartige Qualifikationen - aber am Ende zählt dort ja auch nicht das Reiten einer korrekten A-Dressur, sondern dieses ganze Gemeinschaftsding, Ausritte und dass man jeden Tag mit den Pferden verbringt.

Bemühe Du Dich einfach darum, es so gut zu machen, wie es Dir möglich ist. Und führe Dir vor Augen, dass Du ohne regelmäßiges Training unterm Jahr, Dich nicht weiterentwickeln wirst. Hab Freude an dem, was möglich ist und bemühe Dich, den Pferden nicht weh zu tun. Mit Kraft im Maul zerren, um ein Pferd anzuhalten, ist extrem unfein, wie es dem Pferd weh tut. Das Maul ist keine Bremse, sondern ähnlich genauso Schmerzempfindlich wie Dein eigenes. Mit diesem Wissen im Hinterkopf versuche zum Durchparieren tiefer im Pferd einzusitzen und es eben nicht dadurch zu bremsen, indem Du ihm das Gebiss bis zum Zäpfchen reisst. Am Ende wirst Du merken, ob das klappt. Vielleicht haben die Pferde es auch niemals anders gelernt und Dir bleibt nichts anderes übrig. Guck Dir wenigstens Übungsvideos bei YouTube ab und bemühe Dich um theoretisches Wissen, wenn Du unterm Jahr nicht regelmäßig reiten kannst/ darfst oder möchtest. https://www.youtube.com/watch?v=QYkKmFXBH68

vergxssmalnxcht 
Fragesteller
 31.03.2020, 16:37

Vielen lieben Dank :) Ich geh schon seit ein paar Jahren wie gesagt dahin und ich habe mich echt sehr verbessert ich konnt anfangs nichtmal traben. Ich trau mich einfach irgendwie nicht zu fragen, weiß auch nicht warum. Ansich ist der Hof nämlich echt gut.
Mir haben die Pferde dort auch durch eine schwere Zeit geholfen, weshalb ich auch sehr an dem Hof hänge.
Und nein ich bin kein Ostwind Fan, ich hab es einfach nur nie so richtig gesagt bekommen wie…

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Urlewas  31.03.2020, 16:47
@vergxssmalnxcht

Und da ist das Problem: nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Mancher Reitlehrer verzweifelt schier an der scheinbaren Resilenz der Reitschüler, ohne zu ahnen, dass sie seine Anweisungen mangels Verständnis nicht umsetzen können. Es gibt keine dummen Fragen. Dumm ist nur, nicht zu fragen...😉

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vergxssmalnxcht 
Fragesteller
 31.03.2020, 16:50
@Urlewas

Ja, ich weiß. Mir geht es immer und überall so, ich fühl mich sonst immer so dumm oder hab „angst“ davor was andere jetzt von mir denken und und und. Trotzdem nochmal Danke

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Urlewas  31.03.2020, 16:58
@vergxssmalnxcht

Dann lass dich nur weiter ermutigen! Ich bin eigentlich ähnlich gestrickt. Aber irgendwann war ich es leid, Reitstunde für Reitsunde (jede Woche!) das selbe zu hören, ohne es zu verstehen. Nachdem ich dann in Fachbüchern und Internet vergeblich nach Erklärungen für die anscheinend trotzdem gebräuchlichen Redewendungen allen Mut zusammen genommen und gefragt habe, hat der Reitlehrer erst mal riesige ungläubige Kulleraugen bekommen und ist mir die Antworten zum Teil schuldig geblieben. ABER: er hat was verstanden, und in den nächsten Reitstunden seinen Wortgebrauch geändert. Später habe ich dann „erfühlt“, was er zuvor immer gemeint hatte. 😄

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Sallyvita  31.03.2020, 17:00
@vergxssmalnxcht

Beim nächsten Mal frag die Reitlehrer dort. Sie sind genau dafür da. Und wenn Du Dich nicht traust, dann frag eine deiner besser reitenden Freundinnen, wie sie es anstellt, dass es bei ihr funktioniert. In der Regel wird jede Deiner Freundinnen Dir gerne helfen, weil sie in dem Moment ja auch vor Dir mit Ihrem Wissen glänzen können und Du hast dann auch was davon. Manchmal muss man seine Schüchternheit überwinden, sonst nehmen einem ständig andere die Butter vom Brot. Fragen ist kein Kapitalverbrechen - im Gegenteil die meisten Reitlehrer freuen sich, wenn sie nicht immer nur stumpf in den Raum kommandieren, sondern auch mal Reitschüler haben, bei denen sie merken, dass sie sich Gedanken machen und irgendwas wirklich verstehen wollen.

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Sallyvita  31.03.2020, 17:02
@Sallyvita

Und vielen herzlichen Dank für die hilfreichste Antwort. Ich freue mich, wenn ich Dir tatsächlich habe helfen können. Genieße Deine nächsten Ferien dort und habe Spaß!

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*räusper

Man sagt es nicht gern, aber es liegt zweifellos an Deinen (bei so wenig Übung) nicht vorhandenen Reitkünsten. Kraft brauchst du nur in so fern, das du Körperspannung und Ausdauer haben solltest. An sonsten braucht man zum Reiten weniger Kraft, als „Technik“ und vor allem Koordinationsfähigkeit und ein Gefühl fürs richtige Timing. Ein Tauziehen mit einer halben Tonne Lebendgewicht wirst du nämlich immer verlieren. Sieh das Reiten lieber wie Tanzen. Da wird auch nix draus, wenn einer seine Partnerin mit Gewalt übers Parket schleift, sondern indem sie sanft und sicher geführt wird.
Kauf dir gute Lehrbücher, um Dich mental auf die vor dir liegende Herausforderung vorzubereiten, und sieh dir Videos wie dies hier wiederholt an: https://www.youtube.com/watch?v=bWRrs4JsY8

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen. Auf diesen Ferienreithöfen ist meistens der Spass und die Gemeinschaft im Vordergrund und dass geht oft zulasten der Pferde. Wenn du wirklich gut reiten lernen willst, brauchst du regelmässigen qualifizierten Unterricht. Dann würde ich dir für den Anfang einen Reitkurs auf dem Hof Schulte-Niehues im Münsterland empfehlen. Keine Sorge, der Spass kommt auch da nicht zu kurz :-) Aber da lernt man wirklich was übers richtige Reiten, und das kommt dir und den Pferden zugute.

Oh je, dass du stark bist impliziert jemanden, der tatsächlich seine Hände als Bremse im Pferdemaul anlegt. Da spielt dann jemand "10 gegen einen" - das meint 10 Finger gegen ein armes Pferdemaul.

Pferde haben ein ganz normales Schmerzempfinden wie wir Menschen auch. Nimm mal eine Stange in den Mund und zerre sie Dir dann mit Kraft so richtig schön feste in die Mundwinkel und gegen die Zähne. Aua? Exakt das fühlt dann auch ein Pferd. Liebst Du Pferde? Machst du dir auch tatsächlich mal echte Gedanken über Pferde? Bildest du dich wenigstens theoretisch fort und machst dich schlau? Eher nicht, oder, denn sonst wäre dir vielleicht längst mal begegnet, dass man Pferd nicht mir Kraft reitet.....

Und Pferde, die mit guten Reitern "wie eine 1 gehen" und bei dir nicht, sind definitiv Pferde, die mit dem was du reiterlich auf ihnen veranstaltest, nicht wirklich zurecht kommen. Ja, es liegt mit Sicherheit an deinem reiterlichen Können. Du kannst doch nicht allen Ernstes erwarten, dass du dich einmal im Jahr für ein paar Tage auf ein Pferd setzt und über das gleiche Können verfügst, wie jemand, der regelmäßig reitet und Unterricht nimmt. Das wäre ja vergleichbar mit jemandem, der einmal im Jahr versucht für ein paar Tage eine Sprache zu lernen und nicht begreift, warum Leute, die das ganze Jahr lang regelmäßig diese Sprache lernen und üben, dass sie um Lichtjahre besser sind, als du, der du dich so sporadisch und wenig damit befasst.

Es ist nicht schlimm, wenn jemand - aus den unterschiedlichsten Gründen- nicht regelmäßig reitet. Meist liegt es ja am Geld und ich weiß, dass Reitunterricht teuer ist und nicht jedem möglich. Aber wenn du dann reitest, dann bemühe dich zu lernen und erwarte bitte nicht, dass du auf dem gleichen Stand bist, wie andere, die es eben besser können. Pferde wollen korrekt geritten werden - selbst diejenigen, die nicht so gut ausgebildet sind. Ein grober Reiter tut auch einem weniger gut ausgebildeten Pferd weh. Also sieh zu, dass du deinem Können entsprechend ein braves und geduldiges Pferd zugeteilt bekommst und bemühe dich so gut es geht zu lernen und dem Pferd eben nicht weh zu tun und zu schaden.

vergxssmalnxcht 
Fragesteller
 31.03.2020, 16:28

Danke, für diese „freundliche“ Antwort.

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Johulmer  31.03.2020, 16:55
@vergxssmalnxcht

Ob du es glaubst oder nicht, aber meine Antwort war freundlich gedacht. Und wenn du das "freundlich" in Anführungszeichen setzt, dann gehe ich davon aus, dass du es nicht so empfunden hast und dein Kommentar negativ gemeint ist. Doch ich möchte dir an dieser Stelle versichern, dass ich das Geschriebene nicht böse gemeint habe, sondern dir einfach eine ehrliche Hilfe geben wollte. Nicht mehr und nicht weniger. Du räumst selber ein, keinen Reitunterricht zu nehmen außer dem fragwürdigen Unterricht auf diesem Reiterhof einmal im Jahr und verstehst augenscheinlich nicht, warum die anderen, die sehr wahrscheinlich deutlich mehr Reiterfahrung haben, besser reiten..... warum das so ist, habe ich dir versucht zu erklären und ich finde, dass ich durchaus ehrliche, aber immer noch freundliche Worte gefunden habe und dir bildhaft erklären wollte, warum die Dinge so liegen, wie sie liegen. Wenn du das als unfreundlich ansiehst, tut mir das leid - aber ich würde keine Zeile ändern.

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Die anderen haben ja schon ganz gut das Problem beschrieben. Ich möchte mich an einer kleinen Anleitung versuchen, wie es vielleicht besser klappt mit dem durchparieren: das wichtigste ist, nicht am Zügel zu ziehen. Mach dich im Sattel schwer, sitz also aufrecht und nicht nach vorne gebeugt. Die Beine bleiben leicht am Pferdebauch anliegend, natürlich ohne dass du mit den Absätzen treibst oder mit den Schenkeln klemmst. Dann kannst du die Zügel für 2 oder 3 Sekunden etwas annehmen, indem du deine Hände nach innen drehst. Danach wieder ausdrehen, sprich wieder zur gewöhnlichen Handhaltung. Dieses Annehmen-Nachgeben kannst du bei Bedarf wiederholen. Zusätzlich setz deine Stimme ein: viele Pferde reagieren auf "hoo", "steeeh", "brrr" oder "haalt".

Achtung: das ist jetzt nicht die Beschreibung zu einer korrekten Parade. Das würde den Rahmen einer Antwort hier sprengen. Aber es geht in die richtige Richtung und ist schon mal viel besser als am Zügel ziehen. Und es führt beim Durchschnittspferd zum Erfolg.