Kann mein Pferd Schmerzen vortäuschen?

10 Antworten

nein. es ist eher umgekehrt.

der bub freut sich so aufs futter, dass er seine schmerzen dabei vergisst.

das ungünstigste, was du machen konntest, war der stallwechsel während der rekonvaleszenz. das hätte dir die tierärztin aber auch sagen können. dass sie das getan hat, wundert mich aber gar nicht. - zum öffnen eines hufgeschwürs wird der hufbearbeiter oder schmied dazu geholt. und DER schneidet am huf. nicht der tierarzt. oder das geschwür wird in der klinik geöffnet.

anschliessend muss das pferd so gehalten werden, dass KEINESFALLS schmutz in die wunde geraten kann. und wenn das doch passiert, wird die wunde gründlich gespült und noch mal ein angussverband gemacht. gegebenenfalls wird auch eine vorbeugende antibiose durchgeführt. das macht aber auch der rechnung ein paar hunderter mehr.

kann sein, dein pferd ist jetzt rentner...

ansonsten wird die heilung sehr, sehr lange dauern und aller wahrscheinlichkeit das bein immer empfindlich bleiben.

leg dir am besten das buch zu "was der stallmeister noch wusste". da steht viel nützliches drin, was auf die dauer eine menge geld spart und das leben deines pferdes erheblich verlängern kann.

was ICH jetzt tun würde:

radikal erst mal mit dem müsli aufhören. ein rekonvaleszentes pferd, das nicht bewegt wird, braucht keins. es verlangsamt die heilung, weil es den stoffwechsel belastet. gib deinem pony 250g luzernecobs (mit 50g anfangen und dann wöchentlich um 50g steigern) - trocken, nicht eingeweicht (von den cobs kannst du dann später von der tagesration eine handvoll für die bodenarbeit als belohnung abzweigen). gegebenenfalls die cobs mit 100ml (nicht gramm!) hafer mischen, sobald der bub wieder arbeitet.

also - futterumstellung.

zweitens würde ich den hufbearbeiter/schmied bestellen und den tierarzt, würde den huf noch mal öffnen lassen (wenn dein pferd lahmt, ist immer noch druck drauf, also irgendwas drin, was nicht reingehört), wieder einen angussverband machen und gleichzeitig dem pferd antibiotika geben. nach einer woche würde ich den fuss noch mal vom hufbearbeiter/schmied beurteilen lassen. es gibt unterschiedliche möglichkeiten, die wunde zu schliessen und trotzdem noch vorhandenes wundsekret abfliessen zu lassen. man kann einen polsterverband machen - dann muss allerdings vorübergehend der andere huf höher gesetzt werden.

und dann würde ich mir die ganze notwendige zeit lassen, die es braucht, damit das ganze wirklich in ruhe abheilen und der huf nachwachsen kann. so um weihnachten herum dürfte das pony wieder einsatzfähig sein.

es täuscht keine schmerzen vor. ein humpelndes pferd hat definitiv ein problem. in der freien wildbahn ist nämlich ein lahmes pferd faktisch tot, weil es leichte beute für raubtiere wäre.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!
TinkerBailey 
Fragesteller
 24.08.2017, 14:57

Danke für die tolle Antwort! Mein Plüschi hatte sich zum Glück "nur" vertreten und es war nur Zufall,dass es das selbe Bein war (TA hat das Bestätigt).Ihm geht es jetzt schon besser.

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nein, vortäuschen kann er die Schmerzen nicht wirklich

 aber  der Futterreiz ist sooo groß, daß er die Schmerzen kuzrzeitig "überschreibt"

beobachte mal Kinder in ähnlicher Situation: wenn die Ablenkung groß genug ist, wird der Schmerz kurzfristig VERGESSEN...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reiten-Haltung-Zucht-Ausbildung n.LTJ u.ä.
TinkerBailey 
Fragesteller
 22.08.2017, 14:21

Ok Danke, aber warum lahmt er nur wenn er beobachtet wird? Wenn er nicht mitbekommt,dass ich ihn sehe geht er ganz normal..

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Urlewas  22.08.2017, 14:56
@TinkerBailey

Demnach brauchst du die ?frage ja nicht stellen, wenn du fest glaubst, dass er simmuliert.

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Sehr selten gibt es so ein angewöhntes Verhalten. Eher denke ich aber, dass das Pferd den Schmerz ausblendet, und in manchen Situationen Adrenalin produziert, was ein körpereigenes Schmerzmittl ist.

Ich würde jedenfalls Tierarzt / Schmied bitten, sich das Pferd, vor allem den Huf, noch mal genau anzusehen.

Du hast hier schon einige echt gute Antworten bekommen. Die allerbeste Antwort bekommst aber sehr wahrscheinlich so oder so nur von einem guten Tierarzt nach eingehender Untersuchung. 

Gerade die pfiffigen schlauen Ponys können mitunter die reinsten Schmierenkömmodianten sein und auch Tinker sind dafür bekannt, dass sie nicht dumm sind. Doch das was Du beschreibst, wirft bei mir zu viele Fragen auf, die eine medizinische Diagnose nötig machen.

Denn dass Dein Pferd Blessuren bei der Eingliederung in die neue Herde davongetragen hat, erscheint mir nicht unwahrscheinlich. Und wo ein Hufgeschwür gewachsen ist, kann durchaus einige Zeit später, noch eins oder sogar zwei wachsen.

Was mir außerdem noch durch den Kopf gegangen ist: ist der kleine Kerl tatsächlich von 0 auf 100 in eine neue Herde gepackt worden? Kein schrittweises Aneinandergewöhnen? Wenn das der Fall war, dann kann er durchaus eine Reige von möglichen seelischen und körperlichen Blessuren davon getragen haben,

Bitte lass ihn durchchecken. Denn nur dann kannst Du ihm richtig entgegen getreten. Einem Kommödianten gegenüber habe ich andere Anforderungen als gegenüber einem Pferd, das tatsächlich Schmerzen hat.

Pferde haben mitunter ein Schmerzgedächtnis und kommen, ist der Schmerz weg, manchmal dennoch nicht aus ihrer Schohnhaltung heraus, aus Angst, es könnte wieder weh tun, wenn sie die Bewegung oder Belastung machen, unter der der Schmerz auftrat. Und weil man es Ihnen mit Worten nicht erklären kann, muss man es ihnen zeigen. Doch das geht nur, wenn man sicher weiß, dass man ihnen kein Unrecht tut. Deshalb: lass einen Tierarzt kommen, bitte.

Alles Gute!

pony  22.08.2017, 15:39

...und er wird wohl nicht auf beiden füssen gleich hoch stehen. da schmutz in der wunde war und nicht weiterbehandelt wurde, würde ich aber nicht davon ausgehen, dass er spielt...

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"Wissenschaftlich" Belegen kann ich dies nicht, aber ich habe im Laufe meines Tierhalterlebens schon diverse Tiere gehabt, die durch "Vortäuschen falscher Tatsachen" offenbar geglaubt haben, sich gewissen Dingen entziehen zu können. 

Das erlebte Mitgefühl und die nachfolgende Behandlung (beim Pferd evtl. Schonung) bei Schmerzen haben sie wohl abgespeichert und in einer für sie passenden Situation eingesetzt. 

Trat sowohl bei Hund & Pferd auf. 

Die Stute einer Miteinstellerin "lahmt" auch dann besonders schlimm, wenn man ihr zuschaut und sie ordentlich bemitleidet. Kontrolle durch den Tierarzt ergab keinen Befund. Je größer das Gewese, was um das arme kranke Pferd gemacht wird, desto mehr geht sie in ihrer "Rolle" als "krankes Pferd" auf. 

In den Fällen konnte definitiv ausgeschlossen werden, dass die Tiere tatsächlich Schmerzen hatten. 

Wobei es aber auch eine Art "Schmerzgedächtnis" gibt/geben soll. Dein Pferd schont eventuell sein Bein noch aus der Erfahrung "ach das tut weh" heraus. Beim Futterreiz "vergisst" er das und kann normal laufen.