Hengst an Stuten gewöhnen?

6 Antworten

Wie hier schon geschrieben wurde - es ist in unseren Breitengraden so gut wie unmöglich, einen Hengst artgerecht zu halten. Die meisten Hengsthaltungen sehen so aus, dass der Bursche iwo alleine am Ende der Stallgasse steht. Wenn es gut läuft, hat er noch 'ne Paddockbox, Koppel ist idR gar nicht oder natürlich auch wieder nur alleine.

Und dieses Schicksal wird auch dich ereilen. Da kann sich dein Hengst noch so gut benehmen, er wird bei einigen deiner Mitreiter/innen mehr oder weniger hysterische Anfälle auslösen, wenn du mit ihm in die Halle/auf den Platz kommst. Oder wenn du ihn über die Stallgasse führst. Ausreiten mag eher auch keiner mit dir. Mancher TA u. mancher Schmied kommt nicht zum Hengst. Und wenn sich der Hengst hengstisch benimmt, dann ist der Ofen gleich aus. 

Kastrieren ist natürlich eine Möglichkeit. Aber ein spät gelegter Hengst ist halt oft ein hengstischer Wallach, der mit anderen nicht wirklich klar kommt. Auch den möchte man in vielen Ställen nicht, und schon gar nicht in der Herde haben.

Was jedoch hauptsächlich dagegen spricht - du kennst das Pferd ja selbst nicht. Weißt nicht, ob bzw. wie er sich benimmt. Weißt nicht, ob du mit ihm klar kommst. Wenn du zudem keine Erfahrung im Umgang mit Hengsten hast, dann ist das Risiko, dass diese Sache furchtbar schief geht, leider doch recht hoch...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
Blitzhufe 
Fragesteller
 28.08.2017, 00:47

Danke für die Antwort, das sind leider auch meine Befürchtungen...  Ich hatte zwar zwei Wochen Zeit ihn kennenzulernen und täglich zu reiten mit Stuten auf der angrenzenden Koppel, aber wenn er nach Deutschland gefahren wird, evtl sogaf kastriert usw kann das am Ende wohl doch ein ganz aderes Pferd sein...

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Urlewas  28.08.2017, 07:46
@Blitzhufe

Wenn die Stuten nicht rossig sind und kein "Nebenbuhler" in der Nähe, grht das noch recht einfach. 

Ich habe öfter mit einem Hengs zu tun - der steht in der Box in Sichtweite zu Stuten. Der ist lammfromm. Aber sobald die rossen, kann man ihn nicht mehr ohne Kette anfassen. Und ihn an einem anderen Hengstvorbei zu führen, überlasse ich dann seinem Meister ( 2 Meter- Kerl...)

Auch kann es passieren, dass so ein iberisches  Pferd sich allein schon durch den Wechsel der Umgebung und der damit verbundenen Haltungsbedingungen verändert. ( Angefangen von der Weite und Ruhe bis hin zur Mentalität der Menschen - daheim bist auch du nicht täglisch in gelassener Urlaubsstimmung, nehme ich an. Der wundert sich dann schon, wenn du gestresst von der Arbeit zu ihm kommst)

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Leider geht das meist nur, wenn du absolut konsequent und unter Umstanden auch recht grob bist. Der Hengst darf keine Chance bekommen, auch nur eine Sekunde seine Konzentration vom Reiter abzuwenden, sonst hast du unweigerlich ein Problem.

LyciaKarma  27.08.2017, 16:47

Das Reiten allein ist ja nicht das Problem. Es geht ja bei der Haltung zB lustig weiter.. 

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Urlewas  27.08.2017, 17:33
@LyciaKarma

Stimmt! 

( nur hatte ich die Frage dahingehend  verstanden, dass es hauptsächlich ums reiten geht....)

Einen Henst zu reiten ist unter Umständen weniger problematisch, als ihn schlicht und einfach durch den Stallgang zu führen - selbst, wenn weder rossige Stuten noch andere Henste drin stehen. 

Schon ein dominanter Wallach kann als Rivale angesehen werden, und dann kennt der Hengst weder Feind noch Freund - und geht in seinem Testosteronrausch im Extremfall über Leichen. Da sind alle Manieren ganz schnell mal vergessen.

In der Natur bekämpf en sich Hengste manchmal bis zur kampf- und fluchtunfähigkeit. Und wenn ihnen da ein Mensch in den Weg kommt, wird dieser übersehen, wenn er sich nicht sehr professionell zu wehren weiß.

Von Koppelzäunen, die ihn eventuell nicht aufhalten können, ganz zu schweigen. 

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Dahika  27.08.2017, 21:21

ich kannte einen Hengst, PRE, der als Reitpferd eine Lebensversicherung war. Er ging auch mit kleinsten Mädchen liebenswürdig und brav. Allerdings: nur solange kein anderes Pferd, egal ob Stute oder Wallach, in Sicht - und Riechweite war. Dann wurde er lebensgefährlich.

Es ist nicht so,dass die Besitzerin mit Hengsten nicht umgehen kann. Sie reitet erfolgreich bis Intermediaire, hat auch einen eigenen Stall. Der Hengst muss leider in einer eigenen, leeren Stallgasse gehalten werden.

Sie wollte ihn nicht legen lassen,  da er ein gekörter Hengst - Cartujano - war, aber auch nicht mehr selbst halten, da sie ihm einfach nicht gerecht werden konnte. Das Pferd war zwar von ihr bis S ausgebildet, aber sie wollte, dass er auch noch springen lernte, damit er beim Verkauf eine bessere Chance hatte. Sie gab ihn einem Springreiter zur letzten Ausbildung. Der Springreiter ritt regelmäßig auf dem CHIO, also kein Anfänger. ER meinte auch, dass das Pferd veranlagt bis M sei.
Er hatte das Pferd drei Monate in Beritt. Dann sagte er der Besitzerin: ICH kann das Pferd reiten, auch wenn jemand anderer in der Bahn ist. Aber sollte er jemals seinen Reiter verlieren, gibt es Tote. Das Pferd hat zuviel Viagra gegessen."

DA die Besitzerin ihn nicht verkauft bekam, hat sie ihn legen lassen. Da war das Pferd 11 Jahre alt. Sechs Wochen nach der OP war er das bravste Pferd der Welt und konnte endlich mit den Wallachen auf die Weide gehen. Nun ist er glücklich.

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Blitzhufe 
Fragesteller
 28.08.2017, 00:49
@Dahika

Vielen Dank für das Mitteilen eurer  Erfahrungen!

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Ciao :-)

Wenn ein Hengst zu spät gelegt wird, dann behält er meist seine Hengstmanieren bei. Bei uns im Stall ist ein Hengst (9) der mit 6 Jahren gelegt wurde. Sobald eine Stute rossig ist springt er über die Zäune oder tritt gegen die Tür (verletzt sich dabei) und will sie decken.

In der Wallachherde hat er Probleme, weil er futterneidisch ist und keinen ans Heu lässt. Ständig Beisereien obwohl er schon 3 Jahre hier ist.

Du wirst mit ihm nicht glücklich, denn du kannst es ihm nicht abgewöhnen und ein zuverlässiges Pferd ist wichtig.

Die Meisten Ställe nehmen auch keine Hengste auf, was schwierig werden könnte.

LG


Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigene Pferde seit über 15 Jahren

Ich würde dieses Pferd nicht kaufen. Einem Hengst ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. 

Aktuell haben wir ein Pferd im Stall, dass mit 7 gelegt wurde. Der führt sich auf wie eine offene Hose - obwohl wir in der einen Herde nur Wallache haben - daher ist er größtenteils separiert.. Ich sehe dieses Pferd schon in einer Paddockbox mit Einzelkoppel stehen, denn ich glaube nicht, dass sich das noch gibt. 

Meine Meinung: Finger weg! 

Lass bitte die Finger von einem Hengst. Mit Hengstverhalten muss man sich sehr gut auskennen und erzieherisch immer die Oberhand behalten. Ob ein Hengst sich an Stuten "gewöhnt", wie Du es formulierst, liegt in erster Hand an seiner Erziehung.