Box oder Offenstall- hin und hergerissen?

5 Antworten

Kleinere Herde u. evtl. mit Geschlechtertrennung? Hab selber 'nen Offenstall, nehme nie mehr als 15 Pferde, obwohl noch Platz für mehr wäre. Sind im Moment 14, bei mir gibt es keine abgelaufenen Hufe u. es herrscht Ruhe! Allerdings haben wir auch kaum Wechsel.

Jetzt vor'm Winter bringt es nix, in einen anderen Offi zu wechseln, wenn/wo vernünftig eingeherdet wird. Grade, wenn zu erwarten ist, dass das nicht so einfach geht.

Natürlich kann es gut sein, dass dein Pferd jetzt die Box auch nicht so lustig findet, aber ich würde unter den Umständen auch einen Versuch über den Winter wagen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
0sternchen002 
Fragesteller
 20.10.2018, 09:37

Sie steht in einer reinen Stutenherde mit 6 anderen Pferden und es wäre Platz für deutlich mehr Pferde... sie hat schon immer schlechte Hufe hinten gehabt, also auch als ich sie bekommen habe, von daher liegt das auch nicht am Offenstall, aber in der Box könnte sie halte Hufeisen tragen.... sie steht nach zwei Tagen auch recht gern und sehr zufrieden in der Box, letztes Jahr stand sie 3 Monate verletzungsbedingt in der Box und ich war selbst erstaunt wie wohl sie sich gefühlt hat. Es ist eher mein schlechtes Gewissen, weil ich denke sie muss sich immer frei bewegen können...

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Baroque  21.10.2018, 12:08
@0sternchen002

6 Stuten in einer Gruppe - ok, das hab ich noch selten gut gehen sehen. Das Hufwachstum wird in der Box stark abnehmen, Beschlag löst die Probleme nicht, vertagt sie nur, bis es wirklich richtig schlimm ist. Dazu werden in der Box Stehbemuskelung (ich reite deshalb keine Boxenpferde mehr freiwillig), Verdauungsprobleme etc. kommen. Den Hufbearbeiter, der das über längere Zeit nicht hinbringt, schick in die Wüste und lach Dir einen an, der sein Fach kann.

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0sternchen002 
Fragesteller
 21.10.2018, 22:58
@Baroque

Aha, sie läuft einfach sehr viel auf Beton und es gibt Pferde die haben einfach eine schlechte Hufqualität! Wir hatten letzten Winter das erste Mal Eisen drauf und sie ist damit von den Bewegungen her deutlich besser gelaufen, auch wenn sie in der Box steht ist sie viel schneller locker beim Reiten. Ich denke ihr Hufproblem hinten kann nicht ohne Eisen korrigiert werden und da ihr Eisen nicht schaden, warum nicht? Wir ziehen ja auch Schuhe an, damit wir uns keine Wunden Füße holen und im Wald auch gerne Schuhe mit dicker Sohle, so ist es bei Pferden auch. Früher ging das natürlich alles ohne, da hatte man aber auch noch keine überzüchteten Pferde und die Pferde die schlechte Hufe hatten und nicht mehr laufen könnten wurden gefressen. Also warum nicht nachhelfen?

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Hjalti  22.10.2018, 07:08
@0sternchen002

Natürlich ist es deine Entscheidung, ob du Eisen rauf machst oder nicht und ich bin sicher kein prinzipieller Gegner von Eisen. Aber ich bin auch ein Freund von Nachdenken - und deine Argumente hinken da schon etwas...

Früher hatte im Gegenteil zu heute in unsren europäischen Gefilden so gut wie jedes Pferd Eisen. 1. mussten diese Pferde noch richtig arbeiten u. das gerne mal etwas länger als heutzutage, wo im Schnitt etwa 1 - 2 Std. geritten wird. Wenn überhaupt... 2. hat es nicht so arg interessiert, was die Eisen mit dem Pferdebein etc. so anstellen bzw. der Bedarf nach Hufschutz für das Nutztier hat eben überwogen.

Es ist nicht uneingeschränkt richtig, dass Eisen nicht schaden. ZB. ist damit der Hufmechanismus nicht voll funktionsfähig u. kann somit seiner für das Herz unterstützenden Pumpfunktion nicht mehr wirklich nach kommen, die Ableitung funktioniert nicht mehr, die Pferde haben mit Eisen latent kalte Füße. Eisen prellen zudem die Gelenke.

Alles nichts, was einem Pferd jetzt per se wirklich krass schadet, die Pferde gewöhnen sich dran u. so mancher läuft sein Leben lang damit. Aber richtig gut tut es ihnen eben auch nicht. Ist ein bisschen mehr als nur Schuhe anziehen... welche nebenbei bemerkt eine sehr gute Alternative zu Eisen sind.

Ich finde schon, dass jeder Pferdebesitzer sich über Vor- u. Nachteile von dem, was er seinem doch ach so geliebten Tier “antut“, klar sein sollte.

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Wenn du denkst es ist die optimale Lösung, dann mach das, weil keiner dein Pferd so gut kennt wie du. Falls es nicht klappt hast du ja auch gesagt es wäre nur für einen begrenzten Zeitraum.

0sternchen002 
Fragesteller
 19.10.2018, 22:21

Ich denke nicht das es die optimale Lösung ist! Optimal wäre für mein Pferd (nach meiner Einschätzung) eine große Paddockbox und 7-8 Stunden Koppel... aber sowas zu finden ist echt schwer...

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FrauBeckmesser  19.10.2018, 23:49
@0sternchen002

Das ist dann optimal, wenn Dein Pferd das mag. Aber 7-8 Stunden Koppel hätte mein Schwarzer gräßlich gefunden! Der stand schon nach 30Minuten schreiend am Zaun und wollte rein.
Und die große, schöne Paddockbox mit Flattervorhang ... tja, den Vorhang hat er gerafft, nachdem ich ihm das drei- oder viermal gezeigt hatte. Und wenn ich draußen war und rief, kam er. Aber sonst war er nicht draußen. Hat ihn nicht interessiert. Da gab's nicht viel zu sehen, im Stall fand er es interessanter, weil da ihm gegenüber ein Laufstall war, in dem immer was los war.
Aber da hätte ich ihn nicht reinstellen können, weil er allePferde darin mit angelegten Ohren angedroht hat.

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Über den Winter in die Box und im Frühjahr sieht man weiter.

Ich war jahrelang auch überzeugte Vertreterin von Gruppenhaltung und Offenställen. Und dann hatte ich einen Einzelgänger, der kein anderes Pferd leiden konnte und der entweder der Oberschläger war oder - wenn man ihn zu Stuten stellte - der Prügelknabe. irgendwann wurde mir klar, dass der Frauchens Artikel über die Vorteile von Offenställen und Gruppenhaltung nicht gelesen hat. Oder dass er als Beweis gekommen ist, dass es mit Pferden keine Pauschallösungen gibt. Jedenfalls bekam er seine eigene Box - und erst mal sogar eine, die nur auf einer Seite einen Nachbarn hatte. Siehe, siehe - er wurde ruhiger, er frass besser, er war weniger aggressiv.

Koppel - ich hatte ja auch jahrelang geradezu gebetsmühlenhaft wiederholt, dass Pferde täglich und ausführlich auf die Koppel sollen - mochte er auch nicht sehr. Nach spätestens einer halben Stunde stand er am Zaun und brüllte, wenn ich dann die Tür aufmachte, drängelte er in seine Box. Länger ging nur, wenn ich neben der Koppel sass und er alle fünf Minuten mal zu mir kommen und sich ein Streicheln abholen konnte. Also kam er je morgens und abends eine Stunde raus - mit mir daneben. Und dabei dachte ich immer: "Ein paar Leute lachen sich jetzt tot. Die Predigerin der Gruppen- und Koppelhaltung mit ihrem Pferd, das beides nicht mag - super."

Ich habe es über Jahre geschafft, dass er später mit drei Kumpels auf die Koppel ging - aber länger als zwei, drei Stunden hat er nie durchgehalten. Und Offenstall mochte er auch nie. Ich hatte mal die Möglichkeit, ihm die Wahl zu lassen: Ein ehemaliger Stuten-Laufstall, in dem eine Box war (die einstige Abfohlbox). Mein Schwarzer und drei Kumpels lebten da - und meiner ging eigentlich immer in die Box und verteidigte die auch gegen die anderen als "Meins! Komm da nicht rein!"

Es war eine ganz wichtige Lektion für mich: Glaub nicht, es gibt etwas, das generell immer gilt wie "Gruppenstall ist toll für alle Pferde" oder "Jedes Pferd will tagelang auf die Koppel." Beobachte immer Dein Pferd und versuch' herauszufinden, was es will und wie es sich wohlfühlt. Und wenn dann rauskommt, dass es hinten die dunkle Box mag - ignorier das Geschwätz der Anderen.

FrauSchlurch  19.10.2018, 23:14

Das ist so wahr!! Ich wurde auch von vielen verteufelt und blöd angemacht als ich meinen aus dem Offenstall in tags Koppel, nachts Box Haltung gestellt hab. Nicht artgerecht, der arme, bla bla bla. Bis heute aber die beste Entscheidung für ihn. Viel ausgeglichener, baut endlich Muskeln auf, steht gut im Futter und benimmt sich vorbildlich. Ganz anders als während der Zeit im Offenstall. Mein Fazit war auch, die Haltung ist individuell zu beurteilen. Nur weils artgerechter ist, muss es für ein Pferd nicht das beste sein.

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FrauBeckmesser  19.10.2018, 23:47
@FrauSchlurch

Nach ungefähr 5000 in menschlicher Haltung und mit Zuchtselektion kann man halt nicht mehr sagen, dass sie "Urpferde" sind und deswegen möglichst wie die leben sollten.

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0sternchen002 
Fragesteller
 20.10.2018, 09:39

Ich glaube sie mag nicht so gerne andere Pferde bis auf zwei die sie sehr liebt, allerdings kann sie auch nicht ohne andere Pferde... das ist das große Problem. Alleine auf einem Paddock stehen, auch wenn Andere Pferde auf dem Nachbar Paddock stehen reicht ihr nicht. Egal wie sehr sie das andere Pferde auch hasst es muss auf ihrem Paddock stehen, damit sie ruhig ist. Das ist so ein Dilemma

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DunkleSonne8  21.10.2018, 21:34
@0sternchen002

Vielleicht ist eine Art Laufstall das richtige für euch (nennt man das so?) Also eine große Box mit 1-2 anderen Pferden, evtl. mit angeschlossenem Paddock und/oder mit Koppel-/Paddockgang in eben dieser Gruppe. Dann hätte sie eine kleine Gruppe mit Pferden die sie kennt und die hoffentlich nicht so oft wechseln und Bewegung (je nach Stall halt) aber vielleicht trotzdem mehr Ruhe als in einem klassischen Offenstall

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Ich gebe zu Bedenken, dass Boxenhaltung grade für so ein Pferd auch absolut kritisch ist, Stress-Magengeschwüre alles andere als ausgeschlossen, sogar höchstwahrscheinlich: Sie wird weiterhin andere weg schicken wollen. Nur gehen die dann halt maximal bis zu ihrer Wand. Geht ja nicht weiter. Das bringt die rangniederen Pferde in den Stress, nicht weichen zu können und das ranghohe Pferd in den Stress, dass es doch schon alles versucht, aber das andere Pferde trotzdem nicht weicht.

Meist sind solche Probleme in Offenställen "bauartbedingt" - die Wege nicht so gegliedert, dass die Pferde das regeln können, oder, oder, oder ... Es ist so vieles zu beachten, wenn man wirklich gut bauen will. Auf die Baulichkeiten hast Du wohl keinen Einfluss.

Was die Hufe angeht, würde ich mal einen guten Hufbearbeiter zurate ziehen, denn ein gut bearbeiteter Huf braucht schon richtig, richtig viel Abrieb, damit das zu viel ist: 24 Stunden Aktivstall mit befestigten Böden und bis 10 Stunden Ausreiten oder Fahren auf Asphalt und Schotter reichen dafür nicht. Ich weiß ja nicht, was für Abriebbelastungen Ihr habt, aber wenn Du von zu viel Abrieb bei einem normalen Pferd sprichst, ist das meist ein ungutes Zeichen für die Kompetenz Deines Hufbearbeiters. Der Huf ist ja im Prinzip so beschaffen, dass nachwächst, was abgerieben wird. Wenn meine Huforthopädin von Beschlag auf Barhuf umstellt, schickt sie Pferdebesitzer spazieren und reiten auf Asphalt, so viel sie leisten können, damit das Wachstum mal ordentlich angeregt wird, denn das braucht sie um die Hufe korrigieren zu können. Es gibt nur einen Fall, wo sie das nicht empfiehlt: Wenn die Hufe so unglücklich stehen, dass das Wachstum erheblich gehemmt ist, weil die Lederhäute unter Druck stehen. Dann nämlich produzieren die nicht wirklich genug Horn - und einen Teil davon kann sie beheben, bei etwa jedem 50. Pferd, das sie umstellt, fehlt es allerdings so weit, dass 2 bis 3 Bearbeitungen nötig werden, bis sie zu abriebintensiver Arbeit rät.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
0sternchen002 
Fragesteller
 21.10.2018, 23:04

Ich hatte schon verschiedene Hufbearbeiter dran, keiner hat es geschafft... teile. Würde es eher schlechter, sodass ich es jetzt lieber sein lasse noch mehr dadran rumzumachen. Zu ihrem Verhalten in der Box muss ich sagen, dass ist komplett anders als auf „freiem Feld“ sie zeigt dort keinerlei Verhalten, dass sie ein andere Pferd verschickt. Eher hat sie in dem Fall Respekt vor ihren Nachbarn und wenn die die Ohren anlegen geht sie lieber aus dem Weg, so ein Verhalten hat sie auf der Koppel noch nie gezeigt, da würde sie eher drauf losgehen! Ich denke sie kann sehr gut einschätzen, dass da ein Zaun dazwischen ist und das andere Pferd nicht in ihren Radius kommt.

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Ja ich kenne das Problem. Der Traumstall existiert nur in meinen Einschlafgedanken ;-)

In deinem Fall würde ich noch nach einem Strohhalm greifen, bevor ich die Paddockbox nehmen würde: Arbeitspensum erhöhen. Beobachte doch mal, wie sich das auf deine Stute auswirkt. Pferde, die viel gearbeitet haben sind häufig ausgeglichener und damit auch weniger streitlustig.

Wenn das auch nicht hilft, dann musst du halt in den sauren Apfel beißen. Aber eins sag ich dir: du wirst immer ein schlechtes Gewissen haben, dass du dein Pferd so lange einsperren muss. Mal davon abgesehen wird das auch das Risiko für Verletzungen steigern. Aber nun gut, es leben in Deutschland wahrscheinlich tausende Pferde so. Es ist ja keine 24h Ständerhaltung. Aber es ist eben nicht mehr zeitgemäß, weil bewiesenermaßen schädlich(nicht tödlich!) für Körper und Psyche. Wenn um dich herum nur noch schlechtere Haltung angeboten wird, dann bleib lieber da und versuche vielleicht mit dem Stallbesitzer ein bisschen Extrazeit auf dem Paddock auszuhandeln. Warte auf den richtigen Moment, vielleicht nachdem du gerade den Hof freiwillig gefegt hast. Du verstehst sicher was ich meine...

Woher ich das weiß:Hobby – Reiterin seit ca.30Jahren
0sternchen002 
Fragesteller
 19.10.2018, 23:18

ja, es soll auch definitiv nur eine Übergangslösung sein. Sie hatte jetzt 4 Jahre grenzenlose Freiheit und dann wird sie das halbe Jahr auch durchstehen, dann werde ich wahrscheinlich beruflich umziehen und vielleicht gibt es dort bessere Ställe... Arbeitspensum ist schon am Maximum sie ist einfach ein Pferd mit viel Go. Ich würde mir sehr wünschen irgendwann meinen eigenen „kleinen Reitstall“ eröffnen zu können, mit all den Wünschen und Verbesserungen, die ich in meinen alten Ställen erfahren habe.

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