Auswirkungen der Globalisierung auf unseren Alltag?

4 Antworten

Wie sich die Globalisierung auswirkt? Nun du hast bestimmt schon bemerkt, dass wie durch Zauberei seit Jahren haufenweise Arbeitsplätze verschwinden. Klar wenn es kaum noch Zölle und weniger Grenzen gibt, kann man auch z.B. in China produzieren lassen. Dazu brauchts nur günstigen Sprit und freie Fahrt für die Schiffe, die den Kram dann zu den "Märkten" schaffen müssen. Beides war in den 80 er Jahren noch locker gegeben und hat eine Wirtschaft möglich gemacht die z.B. einheimische Arbeiter in direkte Konkurrenz zu Arbeitern in Fernost setzt wo Löhne und Nebenkosten sehr viel niedriger sind. In den letzten Jahren konnten also ein paar Superreiche durch diese Tricks noch sehr viel reicher werden. Tun mussten sie dafür nicht viel sie hatten ja ihre Finanzmarktspezis, die das Geld für sie angelegt haben. Durch die Globalisierung wird nicht nur ein einheitlicher Warenwirtschaftsraum geschaffen, sondern werden alle beteiligten Währungen zur Makulatur. Im Prinzip stehen seitdem Euro und Dollar und andere Währungen in direkter Konkurrenz. Diejenige Währung wird am stärksten, wo die besten Bedingungen für "Geldmachen" herrschen. Werden z.B. hierzulande die Banken kontrolliert, was ja mal großartig angekündigt wurde, sinkt der Euro sofort im Wert. Im Prinzip befinden sich die FED, also das was in den USA als Notenbank gilt, im Krieg mit der EZB und anderen Notenbanken. Das ist was in den oberen Stockwerken der Frankfurter, New Yorker und Londoner Hochhäuser vorgeht. Auswirkungen hat das folgende. Die Politik in all diesen Ländern beeilt sich, es den Wirtschaftsbossen recht zu machen. Beispiel? In Deutschland musste man per Gesetz ein eigenes "Lumpenproletariat " wieder einführen, die Hartz 4 Empfänger. Jeder der Hartz 4 Empfänger nur sieht, weiss, dass er das nicht werden will und arbeitet für viel niedrigere Löhne als zuvor um nicht in diese Falle zu rutschen. Deutschland kann dadurch ein sehr viel niedrigeres Lohnniveau einführen, als zur Erhaltung des hier üblichen Lebensstandards notwendig wäre und verschafft sich dadurch einen Vorteil gegenüber allen anderen europäischen Ländern, die sich auf sowas nicht einlassen wollen, weil sie ihren inneren Frieden gefährdet sehen. Nur weil es in Deutschland einem Drittel der Bevölkerung sehr schlecht geht, können die deutsche Industrie und die deutschen Banken in der Welt den dicken Maxen geben. Wenn du dir deutsche Dörfer anguckst. Wieviel Geschäfte und und Kneipen gibt es da. Wieviele Kleiderläden, Bäckereien und Metzgereien? In den meisten Orten gibt es sowas kaum noch, in kleineren Orten gar nicht mehr. Solche Läden, solange sie nicht einfach Filialen einer Kette sind, sind ein Anzeichen von Wohlstand. Hier gibt es noch Geld das im Ort nicht nur einmal ausgegeben wird sondern dort stetig zirkukiert. Also der Apotheker kauft beim Fleischer, der wiederum den Maler bezahlt etc. Unser Problem ist, dass von unserem sauer erarbeiteten Geld, mal von Steuern abgesehen, das meiste in irgendwelchen Ecken der Welt landet, die wir nicht kennen. Im Ort bleibt so gut wie nichts. Ein Ort, oder eine Stadt ohne eigene Geldkreisläufe ist so gut wie tot. Es wird keine Investitionen geben, es können keine Geschäfte mehr eröffnet werden, weil die Menschen kein Geld haben etwas zu kaufen. Wenn dann noch die Arbeitsplätze weggehen, was ja erst die letzte Stufe des Abstiegs ist, dann kommt auch kein Geld mehr von außen herein und die letzten Geschäfte müssen schließen, obwohl Bedarf für Bäcker, Metzger etc. besteht. In der Renaissance bekamen sehr viel neu gegründete Städte das Münzrecht verliehen, das hieß, sie konnten genau diese lokalen Geldkreisläufe aufbauen und selbst steuern. Ihre Münze war fast nur intern zu gebrauchen und Geld wechseln kostete genau wie heute auf der Bank so viel, dass sich Geldgeschäfte über Währungsschwankungen kaum rechneten. So konnten kleine Städte mit nur wenigen 1000 Einwohnern zu witrtschaftlichen Größen werden. Allerdings gab es auch in der Renaissance eine Art Globalisierung die in Deutschland mit dem 30 - jährigen Krieg endete. Das nachfolgende Barock, eine asu Frankreich importierte Mode führte zusammen mit dem Absolutismus zum barbarischsten System, das seit dem Ende der römischen Herrschaft in Deutschland existierte. Leibeigenschaft, Bindung an die Scholle, der Verkauf von Bauernkindern als Soldaten an fremde Mächte, eine Versklavung der unteren Bevölkerungsschichten trat ein. Hier kommen mit der Einführung des römischen Rechts auch Gesetze zum Tragen wie das berüchtigte "Lex primae noctis". Erste Ansätze dessen gab es schon Anfang des 15. Jahrhunderts, im 16. Jahrhundert gab es erste Bauernaufstände sowie die Reformation. Die Niederlande und die Schweiz verließen den Reichsverband und wurden zu eigenständigen Volkswirtschaften mit eigenen Werten und eigenen Strategien. Du siehst, du lebst in sehr interessanten Zeiten und es kann durchaus sein, dass in wenigen Jahren die Welt ganz anders aussieht als heute. Allerdings nicht unbedingt besser.

kahalla  18.06.2012, 11:32

Weil in der Nachricht selbst kein Platz ist, will ich noch anfügen, dass ich die damaligen Zusammenhänge stark vereinfacht dargestellt habe um sie in diese 5000 Zeichen zu pressen. Es fehlt wohl mehr als die Hälfte dessen, was noch hätte gesagt werden müssen und es kann sein, dass manche Sachen ein unverhätnismäßiges Gewicht erhalten alleine aufgrund ihrer Nennung. Ich bitte, dies zu berücksichtigen und diesen Text nicht wissenschaftlich zu sehen sondern als ein Essay, der anregt, unsere heutige Situation mit historischen Vorbildern zu vergleichen.

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Sajonara  18.06.2012, 23:12

optisch besser gegliedert wäre noch besser (also Zeilenabstände, Abschnitte)

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kahalla  18.06.2012, 23:33
@Sajonara

Der Kommentar ist so lang dass für sowas kein Platz war. 5000 Zeichen sind Maximum.

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Marx und Engels beschreiben schon im "kommunistischen Manifest" von 1848 die Globalisierung aus damaliger, auch heute noch zutreffender, Sicht..

"Die Entdeckung Amerikas, die Umschiffung Afrikas schufen der aufkommenden Bourgeoisie ein neues Terrain. Der ostindische und chinesische Markt, die Kolonisierung von Amerika, der Austausch mit den Kolonien, die Vermehrung der Tauschmittel und der Waren überhaupt gaben dem Handel, der Schiffahrt, der Industrie einen nie gekannten Aufschwung und damit dem revolutionären Element in der zerfallenden feudalen Gesellschaft eine rasche Entwicklung.

Die bisherige feudale oder zünftige Betriebsweise der Industrie reichte nicht mehr aus für den mit neuen {2} Märkten anwachsenden Bedarf. Die Manufaktur trat an ihre Stelle. Die Zunftmeister wurden verdrängt durch den industriellen Mittelstand; die Teilung der Arbeit zwischen den verschiedenen Korporationen verschwand vor der Teilung der Arbeit in der einzelnen Werkstatt selbst.

Aber immer wuchsen die Märkte, immer stieg der Bedarf. Auch die Manufaktur reichte nicht mehr aus. Da revolutionierte der Dampf und die Maschinerie die industrielle Produktion. An die Stelle der Manufaktur trat die moderne große Industrie, an die Stelle des industriellen Mittelstandes traten die industriellen Millionäre, die Chefs ganzer industrieller Armeen, die modernen Bourgeois.

Die große Industrie hat den Weltmarkt hergestellt, den die Entdeckung Amerikas vorbereitete. Der Weltmarkt hat dem Handel, der Schiffahrt, den Landkommunikationen eine unermeßliche Entwicklung gegeben. Diese hat wieder auf die Ausdehnung der Industrie zurückgewirkt, und in demselben Maße, worin Industrie, Handel, Schiffahrt, Eisenbahnen sich ausdehnten, in demselben Maße entwickelte sich die Bourgeoisie, vermehrte sie ihre Kapitalien, drängte sie alle vom Mittelalter her überlieferten Klassen in den Hintergrund.

http://www.mlwerke.de/me/me04/me04_459.htm#Kap_I

Nun geh einfach mal mit offenen Augen durch die Innenstadt, durch Märkte und Klamotten- wie Schuhshops. Dann schau mal auf das "made in ... ". Es gibt kaum noch Klamotten oder Schuhe, die "made in Germany" sind. Lebensmittel oder der ganze Kram im Supermarkt - erst recht Spielsachen aus Plastik - alles kein "Made in Germany" mehr. Das ist nicht immer leicht zu erkennen. Da können Schuhmarken "italienisch" klingen, hintendran steckt eine deutsche Firma, die das designed, die Zubehörs wie Leder, Sohlen und sonstwas bis zu den Öhsen und Schnürsenkeln weltweit einkauft und nach China schafft und dort wird der Kram günstig zusammengebaut. Dann hast Du eine deutsche Marke mit italienischem Namen (weil die Damens alle so auf italienische Schuhe abfahren), deren Bestandteile in aller Welt zusammengekauft sind und in China zusammengebastelt, beworben von einer deutschen Werbefirma und die Holding einer solchen "deutschen Marke" sitzt in der Schweiz. Wenn dann demnächst die Finanzierung noch über eine russische Bank läuft, ist der Kuddelmuddel komplett.

Sajonara  18.06.2012, 23:17

60% der ursprünglich in den USA hergestellten Produkte sind inzwischen "made in China" US Fabrikanten lassen dort für dem heimischen Markt produzieren, um es an Landsleute zu verkaufen, das gilt auch in Europa,.

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berkersheim  20.06.2012, 15:38
@Sajonara

Das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass in USA oder Deutschland hergestellte, vergleichbare Waren teurer sind und die Verbraucher die "billigeren" bevorzugen, meist, ohne zu fragen, wo sie herkommen. Zu 99 % wissen Verbraucher gar nicht, wie stark sie Herstellungs- und Handelsstrukturen beeinflussen Inzwischen machen "Vergleichsportale" soviel Geld, dass sie sogar im Fernsehen werben können und dem Hype des "Immer noch billiger" die Krone aufsetzen.

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Arbeitszeiten von Tag und Nacht, sinkende Löhne, Billigimporte als Konkurrenz zu deutscher Wertarbeit, weltweit über den Globus vagabundierende Kapitalströme, die nach rentierlichen Anlagen suchen, ständige Krisenhaftigkeit der nationalen Volkswirtschaften, enorme soziale Anpassungsleistungen, allgemeiner Wohlstand für die nationalen Eliten, Armut für die breite Masse.

Sajonara  18.06.2012, 23:14

das alles gab es auch vor der "ausgeweiteten" Globalisierung, leider

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