Authentische Freundschaftsbande?
Ein simpler Ratschlag von Dritten lautet sich unter fremde Leute zu mischen und viel unterwegs zu sein um Kontakte zu knüpfen. Wenn man sich zu diesem Verhalten überwinden muss, leugnet man dann nicht sein authentisches Selbst? Gegenseitige Zuneigung basiert in Folge auf falscher Grundannahme. Verwechseln wir Freundschaft mit dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit, was durch diesen Ratschlag zum Ausdruck gebracht wird?
"[..]auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander[..]"
3 Stimmen
1 Antwort
Deine Frage trifft einen sehr guten Punkt. Ich stimme dir zu: Wenn man sich gezwungen fühlt, „unter Leute zu gehen“, obwohl es dem eigenen Wesen widerspricht, wirkt das zunächst unauthentisch. Und wenn daraus Beziehungen entstehen, die auf Anpassung statt auf echtem Interesse beruhen, dann fehlt dort die Grundlage für echte Freundschaft nämlich freiwillige und gegenseitige Zuneigung.
Trotzdem würde ich sagen, dass es manchmal notwendig ist, sich ein Stück weit aus der Komfortzone zu bewegen. Nicht um sich zu verbiegen oder zu verstellen, sondern um überhaupt Gelegenheiten für authentische Begegnungen zu schaffen. Authentizität heißt nicht, sich niemals zu überwinden, sondern sich dabei selbst treu zu bleiben.
Danke für deine ausführliche Erklärung zu deiner Sicht der Dinge.
Tatsächlich könnte man die Komfortzone als Schattenanteil interpretieren, der nicht auf Annahme sondern auf Negation beruht. Sogesehen wäre die Überwindung dieser Negation eine Form von Integration zur Erreichung von Authentizität. Es könnte aber schlicht und einfach bloße Abneigung sein. Ein Mensch darf auch nicht wollen. Hier lohnt es sein Selbst zu reflektieren.
Spannender ist die tiefenpsychologische Interpretation des beratschlagten Narrativs. Darin liegt für mich Einblick in gesellschaftliche Denkweise durch unterbewusste Selbstauskunft. Der Erkenntnisgewinn dazu befreit von sozialen Erwartungshaltungen.