Ich bin kein Experte auf diesen Gebieten.. und ich kenne keine konkreten Antworten auf deine Fragen..
Allerdings finde ich, dass man, wenn man sich bereits an eben einem solchen Tiefpunkt befindet, dass man die eigenen Möglichkeiten als derart eingeschränkt ansieht und das Leben nur aus Sackgassen zu bestehen scheint, sich vor allem Gedanken über zwei Dinge machen möge, nämlich zum einen, was die Ursache dafür ist, dass man bis dahin weggerutscht ist und warum einem dies nun die Illusion vermittelt, keine Auswege mehr sehen zu können, und zum anderen, warum genau man die Lage, in der man sich befindet, durchweg als etwas negatives und unabänderliches ansieht.
Diese beiden Dinge hängen eng miteinander zusammen, jedoch beschäftigt sich die eine Seite eher mit der Vergangenheit, den Wurzeln dessen, was einen geprägt hat und heute ausmacht, sowie den rationalen und irrationalen jemals auf die eigene Persönlichkeit und Gesundheit wirkenden Einflüssen (möglichst objektiv betrachtet), während sich die andere Seite eher mit der Gegenwart beschäftigt, dem Jetzt und Ist, den eigenen Gefühlen und Sichtweisen auf sich selbst und wie man mit sich umgeht, aber auch wie man mit der Welt umgeht, mit anderen Menschen, oder vielleicht ohne Menschen, aber vor allem bezüglich der Selbstwahrnehmung und dem Umgang mit dem, was die Außenwelt mit der eigenen Innenwelt anstellt, mit der Grauzone, die daraus entsteht, und den eigenen Interpretationen und Reaktionen darauf, d.h. auch inwiefern man damit auf sich selbst wirkt und sich beeinflusst.
Schließlich wird man nicht nur von anderen manipuliert, sondern manipuliert sich auch selbst, was sich wiederum in einer negativen oder aber positiven Entwicklung widerspiegeln kann. Wie du vielleicht merkst, fällt mir die Vorstellung der absoluten Extreme aus meiner Perspektive etwas schwer, weshalb ich immer versuche, in allem ein Potential für Veränderungen zu suchen. Ich denke, wenn man sich nicht darauf versteift, dass etwas grundsätzlich schlecht oder grundsätzlich gut ist (oder sein sollte), dann behält man sich eine gewisse Flexibilität und Freiheit dafür vor, jede Sache noch mal aus einem ganz individuellen, vielleicht neutraleren, vielleicht aber auch etwas schrägeren Blickwinkel zu betrachten, ohne dabei die hintergründige Skepsis gegenüber allem und jedem bis zu einem Kurzschluss aufzuheizen, und um schließlich zu einer Stellung zu finden, von der aus man selbst wiederum weitersehen kann, sei es dass man zufrieden ist, wo man ist, oder dass man die Entscheidung wieder verwirft, Hauptsache jedoch mit dem Bewusstsein, dass man an sich arbeitet. Das ist grundsätzlich nichts schlechtes, es bedeutet nur, dass man sich umentscheiden kann und dabei auch abwägen kann, ob man einen ganz individuellen Weg geht oder mit anderen einen Weg teilt. Es müssen wie gesagt keine Menschen sein, denn womit man sich beschäftigt, wobei man entspannen kann und mit welchem Aufwand man zu einem Punkt der Zufriedenheit gelangt, ist für jeden etwas anderes.
Das sind Aspekte des Lebens, die einem in dieser Form keiner abnehmen kann, es sei denn man begibt sich in absolute Abhängigkeit, denn auch dabei kann man Zufriedenheit empfinden, oder man steigt in die entgegengesetzte Richtung und akzeptiert Einsamkeit als Idealzustand, auch wenn es eine Einsamkeit innerhalb der Gesellschaft ist.
In den letzten Jahren habe ich vermehrt den Eindruck, dass sehr viele Menschen im Prinzip eine solche Einsamkeit unter Vielen leben und dass sich dabei die Gesellschaft immer weiter in zahllose Abstufungen des "Sich-Selbst-Genügens" spaltet, manche Menschen also deutlich besser mit solchen Querständen zurechtkommen als andere. Mein Hinweis darauf soll jedoch nicht bedeuten, dass eine solche Abspaltung in jedem Fall in Ordnung ist. Ich denke, dass es sowohl jedem einzelnen direkt, wie auch der Einflussgemeinschaft indirekt obliegt, jedem, der mit anderen irgendwie verbunden ist, Möglichkeiten einzuräumen, die dahin führen können, dass derjenige aufgrund seiner eigenen Entscheidungen irgendwann glücklich wird. Das Wie (oder mit Wem) und Wann (oder Wo etc) sind dabei nicht für jeden gleichermaßen wichtig, aber die allermeisten Menschen kennen darauf selber entweder keine oder ganz viele verschiedene Antworten.
Manche Menschen empfinden Freiheit als die wichtigste Basis für Zufriedenheit, und diese wiederum als Grundvoraussetzung für Glück. Sei es Freiheit von Zwängen, von konservativen Moralvorstellungen, von bestimmten anderen Menschen, von sich selbst oder den eigenen Fehlern. Je enger oder vielzähliger man diese Schlingen aber legt, desto eher können sie einen auch wieder zu Fall bringen - dann zerbricht man statt sich bloß zu formen, stolpert über die eigene Komplexität, denn ohne Zwischenschritte kommt man meistens nicht dahin wo man hin wollte.
Ein Zwischenschritt kann sein, sich selbst zu akzeptieren wie man ist und zugleich zu sehen, dass man sich auch ändern kann - gar nicht für andere, sondern nur für sich und für das Erreichen eines Zwischenzieles auf dem Weg zu größerer Zufriedenheit mit sich selbst.
Es kann so schwer werden, dass man wieder aufgeben möchte, und man benötigt vielleicht vielerlei Hilfe von außen, auf die man eigentlich teils lieber verzichtet, aber mit der ebenfalls nötigen Eigeninitiative und Geduld kann man sich meines Erachtens aus jedem Sumpf wieder stückweise hervorziehen.