Bei Kurzschlüssen im Wechselspannungsnetz wird unterschieden nach:
1. Dreipoliger Kurzschluß = drei Phasen niederohmig gebrückt mit und ohne Erdberührung
2. Zweipoliger Kurzschluss = zwei Phasen niederohmig gebrückt ohne Erdberührung
3. Zweipoliger Kurzschluss = zwei Phasen niederohmig gebrückt mit Erdberührung auch Doppelerdschluss
4. Einpoliger Kurzschluss = eine Phase mit Erdberührung auch Erdschluss
Die Höhe oder Größe des Kurzschlussstromes hängt von der Höhe der Spannung (U) der den Kurzschluss speisenden Quelle und der Impedanz (Z) der Kurzschlussbahn d.h. von der Distanz zwischen der Quelle und der Kurzschlussstelle ab.
In VDE 0102 Teil 0 sind die Größengleichungen zur Berechnung der unterschiedlichen Kurzschlusswechselstöme angegeben.
Liegt nun die Fehlerstelle nahe an der Quelle und ist damit die Impedanz klein, wird der Kurzschlussstrom groß. Das bedeutet, dass in einem solchen Fall der einpolige Erdschluss-Fehlerstrom höher ist als der Kurzschlussstrom für den dreipoligen Kurzschluss und den Doppelerdschluss.
Die Aussage in der gestellten Frage:
"Ein Erdschluss hat ja relativ geringe Kurzschlussströme" stimmt so nicht und die Vermutung dass man "im Fall eines Doppelerdschluss die Ströme nicht einfach verdoppeln kann" ist richtig.
Eine Größenordnung lässt sich so leider auch nicht ableiten.
Es müssen also zur Dimensionierung der verbindenden Kabel und der übergeordneten Schutzeinrichtungen die notwendigen Berechnungen angestellt werden.
Gut nachvollziehbare Berechnungsbeispiele sind z.B. im "Schaltanlagen Handbuch" von ABB enthalten, das im Internet verfügbar ist.
(http://library.e.abb.com/public/40cb03....etc, lässt sich finden)