Ich bin selbst (als Schwuler) auch ein klein wenig skeptisch, ob der Ausschluss von Homosexuellen wirklich per se notwendig ist, aber es gibt sehr gute Gründe dafür, wenn man das Ganze pragmatisch betrachtet.
Man muss sich beim Thema Blutspenden vor Augen halten, dass die Entscheidenden zwei Dinge miteinander abwägen müssen. Die Versorgung mit Blut für die Krankenhäuser muss auf der einen Seite sichergestellt sein. Auf der anderen Seite darf von dem Spendeblut kein Risiko für den Empfänger ausgehen.
Wenn man sich einmal anschaut, wie sexuell übertragbare Krankheiten wie u.a. AIDS sich ausbreiten, dann stellt man fest, dass sich diese in kleinen, geschlossenen Populationen viel leichter und schneller ausbreiten können, als in großen, offenen. Was will ich damit sagen? Es gibt nun mal nicht so viel Schwule. Und wenn in einer kleinen Population erst einmal einige angesteckt sind, dann machen Krankheiten halt schneller die Runde.
D.h. wenn man Schwule vom Blutspenden ausschließt, dann nicht, weil man pauschal davon ausgeht, dass die alle viel untreuer und ausschweifender leben würden. Es ist tatsächlich so: Wenn ein schwuler und ein heterosexueller Mann im gleichen Zeitraum mit bspw. 10 unterschiedlichen Partnern Sex haben, dann ist statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit beim Schwulen höher, dass er sich dabei etwas eingefangen hat. Das hat nichts mit political correctness oder bösen Unterstellungen zu tun, das ist nun mal einfach Fakt. Das liegt wie eben Beschrieben an der kleinen Population an Schwulen und daran, dass schwule Sexpraktiken zusätzlich ein höheres Risiko der Übertragung beinhalten.
Es geht hier also nicht um political correctness, sondern um die Gesundheit! Das Blutspendeverbot unterstellt Schwulen nicht, sie wären promiskuitiver als Heterosexuelle, es ist einfach der Tatsache geschuldet, dass das Risiko einer HIV Infektion höher ist.
Ja - man kann Blut testen, aber auch diese Tests haben ihre Grenzen. Hat sich jemand frisch angesteckt und geht innerhalb von 3 Monaten Blut spenden, so ist das Risiko stark erhöht, dass der Test eine Falschaussage trifft.
Daher meine Meinung: In Zeiten, wo die Blutversorgung absolut sichergestellt ist, macht es durchaus Sinn, alle unnötigen Risiken für die Blutspenden auszuschließen. Und dazu gehört das Blutspendeverbot für Schwule. Wenn die Blutkonserven allerdings knapp werden, dann spricht aus meiner Sicht auch nichts dagegen, Schwulen das Blutspenden zu erlauben - man kann ja den Fragebogen getrost anpassen und Fragen nach dem letzten HIV-Test oder der Promiskuität einbringen. Monogam lebende Paare sind zum Beispiel absolut unbedenkliche Spender.
Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass es beim Thema Blutspenden um Gesundheit geht, und nicht um political correctness. Wenn ich also Sätze höre wie "Wir sind in einem Demokratischen Land und daher sollte sowas erlaubt sein. " dann muss ich mich stark fragen wie eine sachliche, ärztliche Beurteilung der Lage einem Demokratieverständnis entgegenstehen kann. Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Hier ist einfach ein gewisses Maß an Pragmatismus geboten. Es würde mir geradezu Angst machen, wenn Ärzteverbände (oder werauchimmer hier die Entscheidung trifft) ihre Einschätzungen an der öffentlichen Meinung, und nicht an ihrer eigenen fachlichen Meinung festmachen würden.