Hallo DBKai,
"Wie kommt es, dass ihr manchmal Dinge macht, von denen ihr noch nie gehört habt - die bisher noch keiner so gemacht hat?"
Was fuer Dinge meinst du genau?
"Und wie erklärt ihr es euch, dass es auch Menschen gibt, die peinlich genau darauf achten niemals etwas Eigenes/Neues zu machen und immer nur tun, was jemand anderes vor ihnen schon mal so gemacht hat?"
Ich glaube ich verstehe was du meinst. Menschen haben den natürlichen und instinktiven Drang mit zu laufen bzw. sich anzupassen (durch mitlaufen). Vor allem dann, wenn sie sich nicht sicher fühlen, imitieren Menschen Verhalten anderer Menschen, die eine verständliche Handlung oder Reaktion auf ein neutralen Reiz haben. Warum das so ist und weshalb sich die Menschen nicht auf sich selbst fokussieren (etwas neues machen) begründet Immanuel Kant mit der (selbstverschuldeten) Unmündigkeit. Menschen passen sich an Systeme an, die ihnen am besten geeignet erscheinen. Denn was sie erreichen wollen ist Sicherheit, welche sich durch leichte Überlegenheit gegenüber anderer parallel existierender Systeme durchsetzen muss.
"Und wieso handeln diese Leute auf diese Weise oft böse? Was ist das Schlechte daran?"
Menschen imitieren immer bis zu dem Punkt, an dem sie für sich selbst entscheiden, ob sie ein verständliches Verhalten bzw. eine verständliche Reaktion perfektioniert haben. Doch ist diese Einstellung des schnellen Aufstieges sehr subjektiv. Dadurch kann es dazu kommen, dass Menschen ein Verhalten übernommen, aber den Sinn dahinter selbst formuliert haben. Dies erkennt man dann bei Menschen, die Andere (auf ihre eigene Art und Weise) überreden um ein eigenes (egoistisches) Ziel durchzusetzen. Das Schlechte an diesem impliziten Egoismus ist, dass es andere vernachlässigt, egal ob die Imitierenden es absichtlich machen oder nicht.
"Und es ist eine andere Sache ein Verhalten von jemanden nachzumachen ohne sich Gedanken darüber gemacht zu haben, warum die Person das gerade so macht und dieses Verhalten dann auch anzuwenden aber in Situation wo es komplett Fehl am Platz ist - sogar unfair/böse/schädlich ist..."
Oft spiegelt sich sowas in zwischenmenschlichen Beziehungen wieder, indem bspw. Wolfgang seinen besten Freund Peter vernachlässigt, weil er besseren Bezug zu Rudolf gefunden hat. Das liegt an Rudolfs Sympathie. Welches genaue Verhalten von Rudolf, Wolfgang so beeinflusst ist individuell. Doch Fakt ist, dass die sogenannte "produktive Zeit" die Wolfgang mit Peter verbracht hätte, lieber mit Rudolf verbringt aufkosten von Peters zwischenmenschlicher Abhängigkeit.
"Was nachmachen und was nicht? Und wann ist etwas passend und wann eher unpassend? Kann jemand Beispiele nennen?"
Grundsätzlich ist das Imitieren ein natürlicher Instinkt. Es gibt unendlich viele Beispiele für das instinktive Imitieren, wie Mimese, Schwarm verhalten, Herden, (zwischenmenschliche) Gruppenbildungen usw. Man muss hier aber noch beachten, dass der Mensch in Zeiten und an Orten der Demokratie, viel mehr Freiraum besitzt um sich individuell zu entwickeln. Trotzdem kann Imitation, wie du schon erwähnt hast, für böswillige Zwecke ausgenutzt oder aus Gründen wie der (selbstverschuldeten) Unmündigkeit oder der geistlichen Überstrapazierung missverstanden werden.
In meinen Augen, ist dieses Verhalten was du beschreibst, ein unglaublich anstrengender Umstand und wird oft mit Mitläufer, Dummheit, Angst in Verbindung gebracht (wenn man es objektiv sehen kann) und deshalb sollte dieses Verhalten weder respektiert noch toleriert werden. Doch die Gründe sind nicht klar und weichen vielleicht bei jedem individuell ab. Vor allem schiebt man dadurch nicht nur Probleme weg, welche dennoch latent vorhanden sind, sondern sorgt (bei mir) für ordentliche Verwirrung (Ist diese Person die gerade mit läuft aus Friedensgründen so oder aus Gründen des Egoismus?)
Zum Schluss:
Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! - Immanuel Kant
nevercold24