TLDR: Artikel, die ich zu dieser Behauptung gefunden habe, verweisen auf eine Studie, die scheinbar von körperlicher sexueller Erregung auf sexuelle Attraktion und damit auf sexuelle Orientierung schließt. Sexuelle Erregung ist aber kein sicherer Nachweis für sexuelle Attraktion, die Behauptung ist also nicht belegt. Davon abgesehen ist es respektlos Leuten nicht zu glauben, wenn sie von ihren persönlichen Erfahrungen sprechen. Du bist nicht homophob, dieser Freund scheint mir etwas ignorant.

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Ich gehe davon aus, dass es hier um die Behauptung geht, dass alle "ein bisschen bi" seien. Meine Meinung dazu: Blödsinn. Aber ich habe mal gegoogelt und bin auf zwei Artikel dazu gestoßen, die auch auf dieselbe Studie verweisen. Link zu Artikel (1) und (2). Die Studie selbst (ein Paper dazu) konnte ich jedoch nicht finden.

Vielleicht reicht es, wenn du den Freund über diese Studie informierst / erklärst, weshalb nicht nachgewiesen ist, dass "alle ein bisschen bi" sind (Erklärungen folgen). Aber grundsätzlich ist es auch einfach respektlos, dass er dir nicht glauben möchte. Möglicherweise hilft auch ein Blickwinkel wie hier, um etwas mehr Verständnis einzuholen. Meiner Meinung nach sollte so etwas schon reichen, die Artikel diskutiere ich hauptsächlich um zu zeigen, dass es auch nicht belegt ist.

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Grundsätzlich bezüglich Studien: Nicht alle Studien sind gute Studien. Manche erfassen zwar zuverlässige Resultate, aber ziehen dann falsche/extreme Schlüsse daraus. Gerne nehmen aber auch Medien die Resultate einer Studie und ziehen daraus ihre eigenen Schlüsse, um eine gute Schlagzeile zu machen. Du siehst schon im Vergleich der zwei Artikel, dass sie die Studie sehr unterschiedlich präsentieren.

Artikel 1: Sexuality Study Says No One Is 100 Percent Straight or Gay

Der Artikel macht dem Anschein nach ein relativ ehrliches Bild der Studie (zumindest im Vergleich zu Artikel 2). Neben einer kurzen Beschreibung der Methode, Resultate und Interpretation wird ein Interview mit dem Haupt-Author der Studie zitiert. Die Schlagzeile des Artikels (und der erste Satz), geben Resultat/Interpretation der Studie jedoch nicht ganz korrekt wieder. Das Interview mit dem Author zeigt zudem, dass er eigentlich Licht auf etwas ganz anders werfen möchte, als die Schlagzeile vermuten lässt. Ein Ausschnitt daraus:

"There are aspects [of male sexuality] along a continuum, just as we have always recognized with women. Men have gotten so much cultural crap put on them that even if a man does have some sexual attraction to guys, they would never say it."

Artikel 2: New research finds we're all bisexual

Dieser Artikel scheint die Studie eher schlecht wiederzugeben (Fokus weniger auf der Studie, mehr darauf, Schlagzeile zu machen), enthält aber doch auch einen Ausschnitt von diesem Interview. Der Artikel spricht dann noch übere andere Studien, die wenig mit der Schlagzeile zu tun haben.

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Wir konnten also schon feststellen, dass die Artikel den Fokus auf etwas ganz anderes werfen, als es die eigentliche Studie wohl tat (dem Interview nach), und dass die Resultate/Interpretation extrapoliert wurden (von "die meisten sind nicht 100% ..." zu "alle").

Zudem habe ich jedoch Einwände bezüglich der Studie selbst (vielleicht wurde das aber auch durch die Artikel etwas verzerrt wiedergegeben):

Der Author scheint zu meinen, dass physisch nachweisbare sexuelle Erregung ein direkter Nachweis dafür ist, dass die Person, die das sexuelle Filmmaterial konsumiert, die Person im Film sexuell attraktiv findet. (Kontext, falls nicht gelesen: In der Studie wurde den Testpersonen Porno gezeigt und dabei ihre Pupillen-Dilatation gemessen.) Wenn die Testperson aber sagt, dass sie die Person im Film nicht sexuell attraktiv findet, wäre es dann nicht viel naheliegender, dass die sexuelle Aktivität an sich sexuell erregend ist (oder zumindest diesen Effekt auf den Körper hat), und nicht die Person im Film?

Dem Anschein nach vernachlässigt die Studie bei der Interpretation ihrer Resultate zwei Dinge:

  1. Arousal Non-Concordance (Info z.B. hier): Der Köper kann sexuelle Erregung zeigen, ohne dass sich die Person erregt fühlt. Allenfalls waren Testpersonen also völlig desinteressiert am Film, aber der Körper zeigte eine Erregung (als natürliche Reaktion auf diesen Stimulus).
  2. Die persönlichen Erfahrungen der Testpersonen mit sexueller Attraktion. Allenfalls waren die Testpersonen auch gefühlt/emotional erregt, aber das bedeutet nicht, dass sie die Person(en) im Film sexuell attraktiv finden. (Es ignoriert im Allgemeinen die Erfahrungen von Personen, die bestimmt von sich sagen können, dass sie hetero-/homo oder asexuell sind.)

Sexuelle Attraktion konnte meiner Auffassung nach also nicht nachgewiesen werden, und damit auch nicht sexuelle Orientierung.

Aber um der Studie gerecht zu sein: Dem zitierten Interview zufolge, denk ich nicht, dass das der Fokus der Studie war. Es ging wohl eher darum eine neue Methode zu entwickeln, um sexuelle Erregung am Körper zu messen (über Pupillen-Dilatation). Zudem ist die Folgerung bezüglich sexueller Attraktion/Orientierung meiner Auffassung nach zwar inkorrekt, aber der Author stellte sie in einen positiven Kontext. Die Schlagzeilen geben hier ein falsches Bild.

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Langer Text, aber hat mich auch selbst interessiert, da ich auch schon auf diese Behauptung gestoßen bin, aber nicht wusste, was dahinter steckt. Ich hoffe, meine Erklärungen waren verständlich :)

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Tut bissel weh und ich bekomme wenig Luft, aber geht es als Ersatz?

Nein, das ist nicht gesund!

Lies z.B. mal hier und hier.

Schlechte / zu kleine Binder oder zu kleine Sport BHs komprimieren den Brustkorb (deshalb ist deine Atmung eingeschränkt), das kann zu Verletzungen der Rippen führen. (Und ist auf die Dauer auch nicht gut für die Lungen, habe ich mal gehört.) Gute Binder sind darauf ausgerichtet das Brustgewebe zu komprimieren, möglichst ohne dabei Druck auf die Rippen auszuüben. Aber auch dann muss man noch vorsichtig sein, vor allen wenn man sich im Wachstum befindet.

Ich kenne mich aber auch nicht gut genug aus um zu sagen, wie du nun sicher binde könntest / auf was du da genau achten müsstest. Am besten wäre es, wenn du das mit einer ärztlichen Fachperson besprechen könntest. Vielleicht kannst du unter einem anderen Vorwand einen Termin abmachen?

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Unser "altes" Konzept von Gender ist viel zu begrenzt. Nun lernen wir dazu und passen Konstrukte darum herum an (Gesetze, Sprache etc.). Dieser Vorgang ist ins Rollen gekommen und wird nicht einfach wieder aufhören.

Du hast vielleicht erst jetzt davon mitbekommen, aber diese Diskussionen um Gender gibt es schon länger. Mir ist z.B. Judith Butler ein Begriff (link):

Vor dreißig Jahren erschien Judith Butlers Buch „Gender Trouble“ (...), der bedeutendste Klassiker der Geschlechtertheorie seit Simone de Beauvoirs „Das andere Geschlecht“. Kein anderes Werk der Geschlechterforschung wurde in den letzten Jahrzehnten so rasch so interdisziplinär breit, so intensiv und leidenschaftlich rezipiert.

Aber ganz abgesehen von solchen Diskussionen gibt es Kulturen, die schon lange ein Gender neben Mann und Frau kennen. Das ist keine "neue Erfindung".

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Kurz vorweg: Ich gehe hier davon aus, dass er ein trans-Junge ist (vom Namen her) und seine Pronomen er/ihn sind. Aber da du dies nicht erläutert hast, kann es natürlich auch falsch sein. Dann einfach das korrekte verwenden (wird er dir wohl mitgeteilt haben?).

Klar benötigt es etwas Zeit, bis sich das hier nötige Umdenken gefestigt hat. Du hast ihn "als Mädchen" kennengelernt, aber hast jetzt plötzlich erfahren, dass er ein Junge ist. Und wenn er der erste trans-Mensch ist, mit dem du (direkten) Kontakt hast, muss dieses Umdenken auch erst "gelernt" werden. Also, dass "wer" jemand ist und die äußerliche Erscheinung dieser Person nicht immer so zusammenpassen, wie du es vielleicht erwarten würdest.

Ich komm nicht damit klar

Wie meinst du das genau?

Aber grundsätzlich: Solange du die Identität von Johan respektierst, auch wenn es für dich im Moment noch schwer ist über ihn als Junge zu denken, sollte das eigentlich ok sein. Dass du es jetzt noch komisch findest ist zu erwarten, das sollte sich dann mit der Zeit ergeben...

Ein erster Schritt wäre hier, seine Pronomen und seinen Namen zu respektieren. In deiner Fragestellung z.B. missgenderst du ihn (sprichst von ihm als wäre er ein Mädchen), darauf sollte besser geachtet werden. Wenn das im Gespräch passierst, ist das aber noch verständlich, dann einfach kurz entschuldigen / korrigieren (kein Drama draus machen).

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Vielleicht findest du hier oder hier etwas, das dir helfen könnte. (Seiten sind auf English, hoffe das ist kein Problem.)

Ein paar Tipps daraus (in den verlinkten Seiten genauer erläutert):

  • Finde das Perioden-Produkt, das für dich am geeignetsten ist, also am wenigsten dysphoria gibt (Perioden-Cup, Binden, Tampon)
  • Die Schmerzen lindern (Schmerzmittel, heißes Bad, etc.)
  • self care: Nimm dir bewusst Zeit für Dinge, die dir gut tun
  • Gesunde Ernährung und viel Trinken (kann vielleicht die Blutung etwas verringern)
  • Sei dir bewusst, dass eine Periode zu haben (und die Organe, die dazu gehören) nichts "feminines" ist, es ist nur eine Funktion deines Körpers
  • Kleidung anziehen, die dir gender euphoria geben (falls das für dich klappt)
  • Mit Leuten reden, die dich unterstützen

Falls du in psychologischer Beratung bist, könntest du bestimmt auch den Therapeuten nach Tipps fragen. Falls nicht, würde ich dir auch generell dazu raten, einen Therapeuten aufzusuchen (also nicht "nur" wegen der dysphoria, sondern generell zum trans-sein, kann bestimmt eine Hilfe sein).

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