Sechs Wochen sind viel zu lang. Selbstverständlich brauchen die Schüler auch mal eine längere Pause, aber dazu wären vier Wochen doch ausreichend oder einfach der ganze August und gut ists. In dieser Phase wären Familienfahrten und auch längere Urlaube denkbar. Aber alles was darüber hinausgeht, ist in der heutigen Zeit nicht vertretbar und einfach unsozial und zwar in mehrerer Hinsicht.
1. Es stellt sich die Frage, wer die Kinder während der Zeit betreut? Kleine Kinder brauchen jemanden zum Aufpassen, um Tante/Onkel, Oma/Opa haben auch nicht immer Zeit oder wohnen um die Ecke. Immer die Nachbarn oder Freunde der Familie zu bemühen kann auch nicht die Lösung sein und Personen dafür zu bezahlen wird auf die Dauer teuer.
2. Vor einigen Jahrzehnten war es noch der Standardfall, dass nur die Väter arbeiten gingen und die Mütter meist zuhause blieben, um auf die Kinder aufzupassen. Sie waren in erster Linie Hausfrauen. Heutzutage arbeiten aber auch mehr Frauen, auch solche die Mütter sind. Oder wollen wir wirklich zurück in die 1950er und 1960er Jahre? Im Übrigen fand damals auch noch regulärer Unterricht am Samstag statt, ergo waren die Schüler längere Zeit schulisch betreut.
3. Während einer so langen Abwesenheit von der Schule (6 Wochen!) vergessen die Schüler wichtige Inhalte, die sie sich zuvor mühsam eingeprägt haben. Das schadet ihrem persönlichem schulischen (und späteren beruflichen) Werdegang und führt die Bemühungen der Lehrkräfte und ihre eigenen ad absurdum.
4. Die langen Sommerferien sind ein überkommenes Überleibsel aus früheren Zeiten, als die Kinder und Jugendlichen noch bei der Ernte mithelfen mussten, wobei sie während dieser Zeit ohnehin beschäftigt waren aber auch Verantwortung lernten – heute haben sich einfach frei. Deutschland ist kein Agrarstaat mehr. Dienstleistungssektor und Industrie dominieren. Bei solch langen Sommerferien müsste zumindest ein Teil der Zeit berufsvorbereitend oder durch verpflichtendes soziales Engagement genutzt werden – bei Schülern höherer Klassen versteht sich (ab 8. Klasse).
5. Die 14 Wochen Schulferien sind ohnehin viel zu viel. Im ganzen Schuljahr bleiben somit nur 38 Unterrichtswochen, wobei insbesondere in den letzten zwei Wochen vor den Sommerferien praktisch nichts Unterrichtsrelevantes mehr gemacht wird. Auch der letzte Tag vor den anderen Ferien hat meist eingeschränktes Programm, von den ersten Tagen nach den Sommerferien möchte ich gar nicht reden. Eine derart lange Ferienzeit fördert bei den Schülern lediglich die „Chill mal“-/ „Ist doch eh alles egal“-Haltung, fördert aber keinerlei Verantwortungsbewusstsein für sich selbst, für die eigene Zukunft oder für die Gesellschaft.