Hallo liebe Angst88,
keine Ahnung, ob Du nun noch meinen Kommentar gebrauchen kannst, denn wie ich nun feststelle, ist Deine Frage nicht erst von letzter Woche, wie mir von GF dargestellt, sondern nahezu einen Monat alt.
Vor dem Hintergrund Deiner Frage finde ich Deinen gewählten Nick interessant und frage mich, was das über Dich und somit als Partnerin zum Ausdruck bringt. Doch will ich es bei dieser Anmerkung belassen.
Nun zu Deiner Frage.
So Du den Begriff Verzeihung im worteigentlichen Sinne meinst, halte ich das für eine denkbar ungünstige Haltung Deinerseits, die Euch Dreien auf Dauer keine tragfähige Lösung bieten dürfte - als Partner zueinander und als Eltern und somit Vorbild für Euer Kind. Die Art, wie Ihr beide Eure Partnerschaft lebt wird unweigerlich die Bezeihungsmatrix für Euer Kind sein, auch wenn es später in die Gegenanpassung gehen sollte, was umgangssprachlich mit Rebellion beschrieben wird.
Verzeihung kommt immer von Oben und richtet sich nach Unten. Eine Beziehung aber, ist nur dann dauerhaft tragfähig, wenn sich beide im Wesenskern auf Augenhöhe begegnen und auch miteinander umgehen.
Wenn es Dir nicht gelingt, den Fremdgang Deines Partners zu akzeptieren,wird Eure Beziehung früher oder später sehr wahrscheinlich auseinander fallen.
Akzeptieren heißt nicht "Schwamm drüber"! Das wäre keine Akzeptanz, sondern Flucht in die Verdrängung. Und wie der olle Freud es schon ganz richtig sagte: "Verdrängt ist lediglich verdrängt, aber nicht weg!"
Akzeptieren ist keine leichte Übung und Du wirst sehr wahrscheinlich wenig Vorbilder in deinem sozialen Umfeld dafür finden, wenn überhaupt eines zu finden sein wird. Ich kann Dir daher hier keine Anleitung bieten und rate Dir, so es noch genügend Willen in Dir für eine Beziehung gibt, eine Paarberatung aufzusuchen, die Euch helfen kann an Euer beider Problemfeld(er) zu gelangen.
In der Folge hat dann jeder von Euch beiden an sich persönlich zu "arbeiten" und vor allem sich zu klären was er in Bezug auf Euer beider Beziehung will und wenn ja, wie er diese sich vorstellt bzw. wünscht.
Das mag sich jetzt vielleicht zynisch anhören, aber diese für Dich sicher sehr schmerzhafte Erfahrung hat auch etwas Gutes - sie zwingt Euch über sich selbst und die Art Eurer Zweisamkeit nachzudenken und in Eure Herzen zu sehen.
Zum Schluss möchte ich Dir noch mit auf den Weg geben, dass es zwar allgemein die Idee von Treue als fixe Eigenschaft eines Menschen gibt, doch ist das Unsinn. Treue ist das Ergebnis einer gut funktionierenden und ebenso geführten Beziehung von beiden Seiten. Und mit gut funktionierend meine ich ganz sicher nicht bedingungslose Liebe. Diese hat zwischen Partnern nichts, aber auch gar nichts zu suchen. Das ist zwar ein häufig zu beobachtender Wunsch, führt aber unweigerlich in eine disfunktionale Symbiose.
Allein zwischen Eltern und Kindern, von den Eltern an die Kinder, ist diese funktional, im Sinne von angemessen und angebracht.
Ich wünsche Dir Besonnenheit, innere Kraft und Mut
VG Scaramouche
P.S. Bedenke bitte, dass ganz gleich wie Du/Ihr Euch entscheidet, ihr werdet über das Kind immer in Bindung bleiben! Aber sei Dir auch im Klaren darüber, dass Du für sein Denken, Fühlen und Handeln nicht verantwortlich bist, es reicht, wenn es Dir für Dich selbst gelingt.