Was dir vermutlich viele Leute sagen werden: Du solltest wirklich das tun, was du möchtest und nicht das was Andere von dir erwarten. Wenn es dich auf lange Sicht unglücklich machen würde dem Fußball mehr Aufmerksamkeit zu schenken als es dir im Moment, scheinbar, in dem Ausmaß vollkommen reicht, dann wird dein Vater den Kürzeren ziehen müssen, auch wenn ihm das vielleicht nicht gefällt.
Vielleicht hilft es dir ein bisschen, wenn ich dir einen kleinen Ausschnitt gebe was die Beziehung zwischen mir und meinem Vater angeht:
Mein Vater ist ein eher "emotionsfreier" Mensch. Umarmungen gab es bei uns zu Hause eigentlich so gut wie nie, wenn ich traurig war, war er damit überfordert und "Ich liebe dich", hat er in meinem ganzen Leben noch nicht zu mir gesagt. Als Jugendliche war das manchmal sehr schlimm für mich, weil ich dachte, dass unsere Beziehung irgendwie beschissen sein muss. Je Älter ich wurde, umso mehr wurde zu Hause gemotzt und irgendwann bin ich regelrecht in ein tiefes Loch gefallen, was unsere Beziehung angeht. Irgendwann bin ich ausgezogen, weil es für mich nicht mehr auszuhalten war. Das ist jetzt mittlerweile gut 12 Jahre her.
Heute, gerade wegen der Distanz und weil man auf neutralerem Boden miteinander kommuniziert, verstehe ich so vieles besser, das was man vorher nicht so gut gesehen hat, weil der enge Kontakt das Negative mehr hervorstechen lässt.
Mein Vater geizt nicht mit "Liebe" weil er mich nicht liebt, sondern weil er einfach nicht der Typ ist der es auf die klassische Weise zeigen kann. Er hat nicht ständig gemeckert weil er mich nicht liebt oder mich scheisse findet, sondern weil mein Vater letztendlich auch nur ein Mensch ist, der irgendwann auch wieder Mensch sein musste und nicht immer nur Papa mit Verantwortung und einem Auge auf mich. Wenn wir uns über Themen unterhalten haben, die uns beide begeistern, dann waren wir auch immer sehr gut miteinander, so wie du und dein Vater mit dem Fußball. Es ist einfach ein Bindeglied das ihr habt, wo ihn etwas beschäftigen darf das nicht mit Erziehung, deiner beruflichen Zukunft etc etc zu tun hat.
Wenn ich meinen Vater heute um Rat frage oder einfach nur zum Essen einlade, dann weiß ich, dass er sich immer sehr freut, dass er irgendwo noch Papa sein darf und dass er sich freut sein Kind zu sehen, es aber nicht mehr seine "Hauptaufgabe" ist.
Es ist ein bisschen schwer zu erklären, aber vielleicht kannst du so ein bisschen rauslesen, dass deine Ängste unter Umständen gar nicht so nötig sind.
Stelle dir vor, dass du beinahe 20 Jahre (und was für eine lange Zeit das ist!), primär lebst um eine Familie zu umsorgen, ein (oder vielleicht mehrere) Kinder groß zu ziehen und wie sehr du da selbst und mit deinen Bedürfnissen zurück treten musst. Ich stelle mir das hart vor, egal wie gerne man es tut. Irgendwann möchte man (natürlich nicht jedes Elternteil, Menschen sind verschieden), mit seiner "Aufgabe" einfach fertig sein und lässt das leider etwas unglücklich raushängen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es kann sehr gut sein, dass es etwas in eurer Beziehung krachen wird, wenn du deutlich machst, dass Fußball dein Hobby ist, aber nicht dein Lebensinhalt, aber ihr werdet beide über diese "Krise" hinweg kommen. Oder es gibt die große Überraschung und er hat viel mehr Verständnis für dich als du denkst. :)
Wichtig ist, dass du ruhig und vernünftig mit ihm sprichst. Nicht provozieren und "bockig" werden, sondern klar und sachlich darlegen, dass das nicht dein Weg ist.