Hi!
Ich habe vor Jahren mal gelesen, dass die Trauer eine ausgesprochen egoistische Angelegenheit sei. In dem Zusammenhang würde ich das Wort allerdings nicht all zu negativ sehen denn in der Tat ist es ja so, aber es ist völlig in Ordnung.
Wir trauern vermutlich vor allem, weil WIR alleine übrig geblieben sind bzw. weil WIR nicht mit dem Gedanken zurecht kommen, UNSER Leben nun ohne diese Person weiter führen zu müssen. In den meisten Fällen ist es ja so, dass wir irgendwie weiter machen müssen und gerade am Anfang häufig die Abwesenheit des verstorbenen spüren.
Wenn dann noch dazu kommt, dass die verstorbene Person vielleicht auch noch Pläne hatte oder eine rosige Zukunft vor sich gehabt hätte, dann kommt der Aspekt der verpassten Chancen vermutlich noch dazu. Als Beispiel, mein Schwiegervater ist wenige Tage nach der Geburt unserer Tochter verstorben und sehr sehr oft bin ich traurig darüber, dass er sie nicht mehr kennen gelernt hat. Er hat sich das Enkelchen sehr gewünscht und sich sehr drauf gefreut, sie dann aber nie kennengelernt. Das tut mir sehr Leid, obwohl seine Abwesenheit in meinem Alltag z.B. für mich keine all zu große Rolle spielt. Für meinen Mann hingegen kommen diese beiden Aspekte beide zusammen. Er vermisst den Kontakt UND bedauert, dass sein Vater unsere Tochter nicht mehr kennenlernen konnte.
Bei Trauer geht es also vermutlich sehr darum, für SICH SELBST einen Umgang mit dem Verlust zu finden. Deshalb darf und soll ja auch jeder auf seine eigene Weise trauern. Weil jeder anders mit der Situation und dem Leben ohne den geliebten Menschen umgeht.