Hallo,
vielleicht bist Du ja nur ein Troll, und Du wolltest durch einen völlig absurden Beitrag für Aufregung und Entrüstung unter den Usern sorgen: Dann ist Dir das sehr gut gelungen.
Vielleicht bist Du dagegen ein verkappter Gegner des veganen Lebens, der diesen Lebensansatz dadurch ad absurdum führen will, daß Du die inneren Widersprüche des veganen Denkens überspitzt darstellst: Dann ist Dir das sehr schlecht gelungen, da normalerweise kein Veganer so widersprüchlich denkt, wie von Dir dargestellt. Da müßtest Du Dir schon eine intelligentere Satire ausdenken! Solch eine Satire über den Veganismus ist selbstverständlich denkbar und dann wohl auch recht witzig, wie eine Satire über andere Lebensansätze auch. Aber nur, wenn sie gekonnt gemacht ist.
Vielleicht aber meinst Du es ja tatsächlich ernst. Auch wenn das schwer vorstellbar ist, nehme ich Dich mal beim Wort und versuche, Dir ernsthaft zu antworten. (Ich lebe nicht vegan, nicht einmal vegetarisch, aber ich glaube, daß ich mich in das Denken von Menschen, die anders leben als ich, doch ganz gut hineinversetzen kann.)
Es gibt sehr verschiedene Arten, vegan zu denken und vegan zu leben. (Ich erwähne das Denken ausdrücklich zuerst, denn das Denken bildet ja die Grundlage für einen solchen Lebensstil. Jemand, der unreflektiert in den Tag hineinlebt, wird nie zum konsequenten Veganer werden, es sei denn, es werde ihm von außen, also z.B. durch die Eltern oder durch eine religiöse Gemeinschaft, aufgezwungen.)
Sie unterscheiden sich nicht nur in ihrer praktischen Ausprägung, sondern erst einmal in ihrem Denkansatz.
Deshalb frage Dich zuerst einmal: Was treibt Dich dazu an, vegan zu leben? Welche Gründe hast Du dafür? Im diesbezüglichen Wikipedia-Artikel kannst Du schon mal einiges zu diesem Thema finden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Veganismus
Vielleicht könnte in Deinem Fall ja der Grund in einem Ekel vor tierischen Substanzen liegen. (Dieser Denkansatz ist aber im Wikipedia-Artikel nicht erwähnt.) Dann wären Haustiere aber grundsätzlich gar nichts für Dich: Jedes Lebewesen sondert Substanzen ab oder verliert sie (Haare, Schuppen, Atemluft, Schweiß, Exkremente), mit denen Du unvermeidlich in Berührung kommst, wenn Du mit ihm zusammenlebst. Wäre dies Dein Beweggrund, so wäre ein Zusammenleben mit Haustieren für Dich sowieso nicht denkbar.
Ist das bei Dir aber nicht so, ist Dein Argument mit den Haaren und den Schuppen völlig absurd. Kein Wunder, daß jeder, der Dir geantwortet hat, über Dich nur den Kopf geschüttelt hat. Es ist bei den meisten Tieren (auch bei Wildtieren) völlig normal, daß sie auf irgendeine Art und Weise verbrauchte Körpersubstanz verlieren, eben auch in Form von abgestorbenen Haaren und Schuppen.
Wenn Veganer nicht nur Lebensmittel tierischen Ursprungs ablehnen, sondern auch beispielsweise Kleidung und Kosmetika, so kann das in verschiedenen Abstufungen geschehen:
- Sie lehnen alle Produkte ab, für die ein Tier getötet werden muß.
- Sie lehnen alle Produkte ab, die tierischen Ursprungs sind (auch wenn das Tier dafür nicht getötet werden muß), sofern es dafür nötig ist, Tiere nicht artgerecht zu halten. (Das ist schon um eine Stufe strenger.)
- Sie lehnen jegliches Produkt tierischen Ursprungs ab. (Das wäre der strengste Ansatz.)
Der Ansatz, jeglichen Kontakt mit abgestorbenen tierischen Körperzellen zu vermeiden, ist üblicherweise nicht dabei, weil Tiere dadurch keinerlei Nachteil erleiden: Es ist ein völlig natürlicher Vorgang, daß sie Haare oder Schuppen verlieren.
Eine andere Frage ist allerdings, ob ein Veganer guten Gewissens Haustiere halten kann. Und diese Frage kann, je nach Denkansatz, verschieden beantwortet werden. Da solltest Du Dich selber prüfen, wo Du stehst.
Der strengste Ansatz wäre:
Nicht nur jedes Nutztier, sondern auch jedes andere Haustier ist ursprünglich dadurch zustande gekommen, daß sich (in grauer Vorzeit) Menschen angemaßt haben, Wildtiere zu fangen, zu züchten und durch Zucht so zu verändern, daß diese sich menschlichen Bedürfnissen annähern. Es ist auf jeden Fall ein schlüssiger Denkansatz, dies als Herrschaft des Menschen über das Tier anzusehen und deshalb abzulehnen.
Und wenn man den Beginn dieser Zucht aus ethischen Gründen ablehnt, so muß man auch ein Zusammenleben mit jedem Lebewesen ablehnen, das aus einer solchen Zucht entstanden ist (Hunde, Hauskatzen, Hamster usw.). Interessante Informationen erhältst Du im Wikipedia-Artikel über Haustiere:
https://de.wikipedia.org/wiki/Haustier
Wenn man diesen Denkansatz verfolgt, kann man ihn natürlich auch ein klein wenig abschwächen: Man kann die (irgendwann mal erfolgte) Domestifikation von Wildtieren ablehnen, kann aber doch Mitleid mit den daraus hervorgegangenen Haustieren haben. So kann man sich im Tierheim ein Tier holen, dem man zuhause dadurch, daß man es möglichst artgerecht hält, einen möglichst angenehmen Rest des Lebens verschafft.
Dadurch hat man sich an dieser ganzen Zucht (die man ethisch ja ablehnt) nicht beteiligt, hat aber dem einzelnen tierischen Individuum gegenüber (das jetzt ja schon lebt) Mitleid gezeigt.
Man kann aber auch anders (und damit noch weniger streng) herangehen und sich sagen, daß man nur das Töten von Tieren, nicht aber die artgerechte Haltung (was auch immer man darunter verstehen mag) ablehnt. Dann könnte man sich ruhig z.B. Schafe halten, falls man eine sehr große Wiese hat. Man könnte sogar eventuell aus der Wolle Kleidungsstücke machen; nur ein Schaffell als Bettvorleger würde nicht gehen, es sei denn, das Tier sei eines natürlichen Todes gestorben.
Du könntest Dir natürlich auch eine Katze halten. Solange Du sie nicht tötest, und ihr keine Nahrung gibst, die aus getöteten Tieren gewonnen wurde, könnte es Dir ja egal sein, ob sie auf Mäuse- oder Vogeljagd geht: Das liegt in ihrer Natur, dafür kannst Du nichts.
Solltest Du aber strengere Maßstäbe anlegen und nur ein Haustier akzeptieren, das auschließlich rein pflanzliche Produkte zu sich nimmt, so schränkt sich die Auswahl doch sehr ein, zumal dann, wenn man noch zusätzliche Kriterien anlegt: Ein Vogel könnte einem z.B. leid tun, wenn er nicht so viel Platz zum Fliegen hat wie in der freien Natur. Bei Fischen im Aquarium wäre das wohl ähnlich.
Außerdem könnte man in manchen Situationen noch in eine zusätzliche moralische Zwickmühle geraten, nämlich, wenn ein Tier von einer Krankheit befallen wird, das ihm schreckliche Leiden verursacht. Üblicherweise wird das Tier dann, wenn es von dieser Krankheit nicht auf schonende Weise geheilt werden kann, umgebracht. (Beschönigend nennt man das dann „Einschläfern“, was aber nichts daran ändert, daß das Tier getötet wird:) Kannst Du das als Veganermit Dir vereinbaren? Wenn Du das Tier stattdessen noch lange Zeit weiter leiden läßt: Ist das ethisch vertretbarer?
In diese Zwickmühle kannst Du bei jedem Haustier geraten. (Ein sogenanntes ethisches Dilemma.) Die kannst Du nur dadurch vermeiden, daß Du auf Haustiere ganz verzichtest.
Nochmal einen Schritt zurück: Du kannst natürlich statt allem, was ich erwähnt habe, darüber hinweg sehen, wie die Züchtung von Haustieren zustande gekommen ist, und Dir einfach sagen: Ich sorge dafür, daß ein oder mehrere Tiere bei mir ein schönes Leben erfahren können. Da macht es auch nichts, wenn es das Tier ohne mich gar nicht gegeben hätte. Aber dann wäre es auch konsequent, wenn Du in anderer Hinsicht ähnlich lockere Kriterien anlegen würdest.
Du siehst, es ist alles eine Frage des grundsätzlichen Denkansatzes. Da ist vieles möglich, und letztendlich ist es Deine ganz persönliche ethische Entscheidung, von welchem Denkansatz Du ausgehst, und welche Maßstäbe Du damit anlegst.
Nur wenn Deine Denkansätze so wenig zusammenpassen wie in Deiner Frage, dann mußt Du es Dir schon gefallen lassen, daß Deine Mitmenschen zumindest über Dich staunen, wenn nicht gar Hohn und Spott über Dich ausschütten.
Übrigens soll es in fernen Ländern sogar Menschen geben, die aus religiösen Gründen (Seelenwanderung und Wiedergeburt) sogar so strenge Maßstäbe verfolgen, daß sie nur mit Mundschutz durchs Leben gehen: Sie könnten ja aus Versehen eine Mücke verschlucken und damit töten.
Wäre das nichts für Dich?
Um abschließend Deine Frage zu beantworten:
Nein, vegane Haustiere gibt es nicht. Es gibt nur Haustiere, die sich rein vegetarisch ernähren, weil das so in ihrer Natur liegt. Darüber hinausgehende Gedanken machen sie sich nicht.
Und auf Dich als Tierhalter bezogen: Jedes Haustier ist durch Domestifikation seiner Vorfahren so, wie es jetzt ist. Es ist eine Frage des Deines grundsätzlichen Denkansatzes, ob Du das akzeptieren kannst oder nicht.
Es ist auch eine Frage Deines grundsätzlichen Denkansatzes, ob Du die Tatsache, daß Dein Haustier gewisse emotionale Bedürfnisse, die Du hast, befriedigt, schon als Ausnutzung empfindest, oder ob Du Dir sagst: Es ist ein Geben und Nehmen; ich erhalte zwar etwas von meinem Tier, aber ich gebe ihm auch etwas zurück (nämlich Liebe, Nahrung, artgerechte Lebensbedingungen).