Die Feste sind grundsätzlich die gleichen. Allerdings ist die Marienverehrung von Protestanten anders als bei Romkatholiken.
Dadurch, dass es auch unterschiedliche Ansichten in der "Wandlung" und "Art" des Brotes bei der Kommunion bzw. bei der Abendmahlsfeier gibt, entfallen bei Protestanden auch die "Frömmigkeitsfeiern" der Anbetung des Leibes Christi in Form einer Hostie, beispielsweise im Fronleichnamsfest.
Auch auf den Gottesdienst katholisch: Wort-Gottes-Feier und Eucharistiefeier (Messe) gibt es die protestantischen Pendants: Gottesdienst mit oder ohne Abendmahl. Die Fragestellung ist mehr in der Bedeutung von Brot und Wein zu suchen. Die Katholiken und auch Luther empfinden Brot und Wein als Leib und Blut unseres Herrn, die Calvinisten und Zwinglianer jedoch nicht, sondern "nur" eine Art Symbol. Dazu gibt es noch unterschiedliche Vorstellungen, wie aus einem Stück Brot und einem Schluck Wein mit Wasser vermischt dann der Leib und das Blut Jesu entstehen. Dazu gibt es so viele unterschiedliche Theorien, dass ich darauf hier gar nicht eingehen kann.
Die Katholiken haben keinen "Buss- und Bettag" und natürlich auch keinen Reformationstag.
Bitte daran denken, dass die meisten hier unter katholisch die römisch-katholische Kirche verstehen, die sich mehrfach von der gemeinsamen Basis aller Christen abgespalten hat. Es gibt eine ganze Reihe anderer katholischer Kirchen, die sich anders darstellen, die bekanntesten sind die Anglikaner und die Altkatholiken, weniger bekannt die griech.-katholischen, die den Papst als Oberhaupt haben, und mit ihren Auffassungen hinsichtlich der Bedeutung der Gemeinde in der kirchlichen Hierarchie, aber auch in der Stellung der Frau in der Kirche, der Bedeutung des Zölibats eine andere Position vertreten.
Wobei wir schon beim nächsten Thema wären. In der romkatholischen Kirche ist das Zölibat (fast) zwingend vorgeschreiben, in den protestantischen Kirchen nicht. Allerdings: Es gibt auch in der rk-Kirche verheiratete Diakone, sogar verheiratete Priester (mit Ausnahmegenehmigung von Bischof/Papst), kommt vor allem in Südamerika, Afrika, in Europa in den Niederlanden vor, und natürlich bei verheirateten Priestern, die z.B. aus der protestantischen Kirche zu den Romkatholiken "überlaufen". Bei Protestanten, Anglikaner, Altkatholiken, Orthodoxen und Orientalen ist das Zölibat freiwillig, also können sie heiraten. Bei griech.-orthodoxen dagegen sind die niedrigeren Ämter bis zum Priester freiwillig an das Zölibat gebunden, allerdings ein Bischof darf nicht heiraten.
Ähnlich ist es mit der Stellung der Frau in der Kirche. So restriktiv, wie in der rk-Kirche geht es ansonsten nur in der Orthodoxen und Orientalischen Kirche zu. Sie berufen sich auf Paulus "das Weib schweige in der Versammlung", dabei hat gerade Paulus mit weiblichen Aposteln und Diakoninnen zusammengearbeitet ... In der Anglikanischen und der Altkatholischen Kirche dürfen Frauen aber auch Priesterin oder Bischöfinnen werden.
Es verwundert nicht, dass bei der Einstellung der Kirchen in Bezug auf die Frage der Akzeptanz von Homosexualität als Laie wie als Amtsinhaber, sowie zur Frage der Segnungszeremonie für gleichgeschlechtliche Paare der "Graben" an der gleiche Stelle verläuft ...
Ähnliches ist für den Aufbau der Kirche in der "inneren Verwaltung" zu sagen. Die Kirchen hatten früher einen gewissen "basisdemokratischen" Ursprung. Die Priester und Bischöfe wurden durch die Gemeindeversammlungen bestimmt, sogar der Papst in Rom! Später hat sich das dann in der Romkatholischen Kirche sehr gewandelt, die Spitze war dann 1870/71 beim 1. Vatikanischen Konzil, als der Papst nach Verlust der weltlichen Macht als Landesherr durch die italienische Revolution in einem Anfall von Größenwahn auf die Idee kam, sich unter Gewaltandrohung gegenüber den Gegnern dieser Idee auf dem Konzil (viele Bischöfe sind dann abgereist) zum Oberhaupt aller Christen ausrufen zu lassen, mit der Folge, dass die Bischöfe und Priester heute durch ihn eingesetzt werden, und die Führung der Gemeinden und Bistümer seiner Aufsicht unterstellt sind. Vorher war das apostolische Amt 5 Patriarchen unterstellt, die gemeinsam das "Petrusamt" innehatten: Jerusalem, Antiochia, Konstantinopel, Alexandria (auch ein "Papst") und Rom. Der Papsttitel an sich ist nur ein Ehrenamt, es signalisiert an sich nur die Ehre, Patriarch der Hauptstadt (Rom) zu sein, oder in Alexandria, die besondere Aufgabe zu haben, den Termin des gemeinsamen Osterfestes verbindlich festzulegen). Den Titel des Patriarchen hat der Deutsche Bischof von Rom vor 2 oder 3 Jahren abgelegt ...
Bischöflich-synodal strukturierte, demokratische Kirchenordnungen gibt es neben der protestantischen Richtung auch in den anderen katholischen Kirchen, ich wiederhole wieder einmal: Anglikaner, Altkatholiken, griech.-Katholische, Orthodoxe, bei den Orientalen bin ich mir nicht so sicher ...
Gleichfalls ist die Einstellung zur Busse bzw. dem Beichtsakrament zu sehen. In der Kirche des Aufbruchs nach dem Tod Jesu war es üblich, dass der Christ öffentlich im Rahmen einer Versammlung oder eines Gottesdienstes seine "Fehltaten" bekennen musste. Eine sehr harte Angelegenheit. Nachdem die "Römer" so weit gingen, dass man sogar durch eine Geldbuße (Ablaß) die Sünden "erlassen" bekommen konnte, trat in beiden Kirchen ein Wandel ein. (Luther hat die Reformation ja hauptsächlich aus der Kritik der Ablassregelung in Gang gesetzt). In der römisch-katholischen Kirche ist nach wie vor die Ohrenbeichte bzw. das Beichtgespräch die einzig vergebende Lösung (Absolution) des Menschen von der Schuld, bei Protestanten und anderen katholischen Kirchen ist es der Bussgottesdienst oder ein persönliches Gespräch mit dem Pastor (ähnlich dem römischen Beichtgespräch). Ob Busse nicht doch von Jesus eingesetzt wurde? Immerhin hat er den sich bekennenden Sündern neben ihm am Kreuz vergebung (Absolution?) erteilt: und noch heute werdet ihr mit mir zusammen im Himmel sein ... weswegen einige protestantische Kirchen die Busse auch als Sakrament ansehen.