Also ich habe vermutlich schon seit Jahren Depressionen, aber hab mir das nie wirklich eingestanden und mich auch nie zum Arzt getraut. Erst kürzlich habe ich den Schritt zum Arzt gewagt, aber momentan muss ich lange auf den Ersttermin warten und danach wahrscheinlich wieder ewig auf die Diagnose, einen Therapieplatz, wirkende Medikamente etc. weshalb ich wohl die nächste Zeit trotzdem auf mich allein gestellt bin. Ich hab gerade so ein richtiges Tief, bin dauerhaft müde, antriebslos und meine Konzentrationsstörungen machen mir das Lernen unmöglich, weshalb ich im Studium gerade kläglich versage. Ich hatte es in meinem Leben nie gekannt, meine Probleme anderen anzuvertrauen und hatte schlichtweg auch niemanden, dem ich etwas hätte erzählen können. Jetzt habe ich zwar Freunde, aber kann mich trotzdem keinem anvertrauen, weder meinen Freunden noch meiner Familie. Ich meine was hab ich davon? Sie können mir ja eh nicht helfen und stattdessen bekomme ich auch noch das Stigma psychisch Kranker aufgedrückt. Wer will schon mit sowas behelligt werden, das ist mit den banalen Problemen, die mir meine Freunde ständig anvertrauen nicht zu vergleichen. Ich hab das Gefühl die Freundschaften sind gar nicht echt, weil sie soviel nicht über mich wissen. Sie kennen nur das, was ich sie sehen lassen will, eine falsche Fassade. Ich bin wütend auf sie, weil sie einfach unbehelligt ihre glücklichen Leben weiterführen ohne sich wirklich für meine Probleme zu interessieren, dabei können sie gar nichts dafür. Ich will grade einfach nur in Ruhe gelassen werden und alleine sein, obwohl ich weiß, dass das nicht gut für mich ist. Meinen Eltern will ich das auch nicht erzählen, die würden Depressionen wahrscheinlich für Humbug halten und hätten nicht das geringste Verständnis. Mein Verhältnis zu ihnen ist sowieso problematisch. Ich weiß grade ehrlich gesagt nicht, was ich machen soll. Während ich so lange auf eine ärztliche Betreuung warten muss läuft mein Studium den Bach runter, obwohl ich eigentlich nicht dumm bin. Wenn das so weiter geht und mir letzten Endes die Karriere für immer ruiniert, kann ich eine Suizidgefährdung nicht ausschließen. Ich will zwar wirklich nicht sterben, aber auf Dauer ist es nur eine Frage der Zeit bis mir die Depressionen das Leben so weit kaputt gemacht haben, dass ich auch den letzten Hoffnungsschimmer verliere...