alles Übel kam erst mit dem Sündenfall

Diese grotesk unsinnige Behauptung der mittelalterlichen Auslegungstradition ist neben dem einfältigen ,,Schöpfungs"verständnis aus spätbabylonischen Deutungsschablonen der morschste Eckpfeiler des institutionalisierten Christentums.

Die frommen Gelehrten wollten nicht wahrhaben, dass ihr allmächtiger, allgütiger Universalgott sowas wie Mangel, Kampf, Tod und Vergänglichkeit in seiner prächtigen Schöpfung duldet, wie es überall auf der Welt zu sehen ist. Das mussten sie erst mal vorteilhaft in ihrer Weltdeutung unterbringen. Die ,,Lösung" sahen sie schlussendlich in der Sündhaftigkeit des Menschen, Gottes Günstling.

Das christliche Weltbild ist im Grunde ein verquastes Mashup zwischen den ersten biblischen Texten, insbesondere des Sechstagewerks und der Paradiesgeschichte. In der Edenerzählung glaubte man alles vorzufinden, was es für ein stimmiges und patriarchenfreundliches Weltbild brauchte: Ausgangsmaterial für die Schöpfung von Mensch und Tier, Namen, eine eindeutige Geschlechterordnung, geografische Koordinaten und nicht zuletzt ,,Action" (Bösewicht, Verführung, Sünde, Bestrafung). Das kryptisch anmutende Sechstagewerk durfte hingegen nur als grobe Übersicht über die ,,Schöpfung" und natürlich als eisegetische Ausweichmöglichkeit herhalten.

Der Klerus hatte den Garten Eden also mit dem Anfang der Welt gleichgesetzt - und Adam und Eva mit den ersten Menschen im Sinne von Gen. 1.27. Im Zuge dessen verstieg er sich zu der bereits erwähnten, abenteuerlichen Behauptung, die Welt inclusive des Menschen sei vom weisen Herrgott ursprünglich vollkommen erschaffen worden, der Mensch habe sie jedoch mit seinem Ungehorsam verdorben und somit Leid und Tod in der Natur zu verantworten. Das versetzte die Gelehrten nicht nur in die Lage, die Missstände in der Welt zu erklären, sondern gab ihnen auch ein ideales Machtinstrument in die Hand. Dass vollkommene Menschen überhaupt sündigen können, wurde wiederum mit dem - wohlgemerkt unbiblischen - freien Willen erklärt.

Allein schon die gewaltige biblische Zeitachse macht eine nachträgliche Änderung fundamentaler Naturgesetze in der jüngeren Vergangenheit unglaubwürdig. Die siebte Schöpfungsperiode hat bis heute nicht geendet (Gen. 1.31-2.3, Hebr. 3-4), die vorigen sechs Schöpfungsperioden entziehen sich komplett jeglicher zeitlichen Eingrenzung. Die Paradiesgeschichte ab Gen. 2.5 wiederholt das Sechstagewerk nicht, sondern setzt es im lokalmesopotamischen Rahmen fort (siehe Edenbeschreibung). Adam und Eva kamen in eine seit Ende der sechsten Schöpfungsperiode bevölkerte Welt. Diese wirklichen ersten Menschen verwerteten bereits Tiere, was besonderes am Beispiel der Fische deutlich wird (Gen. 1.28). Auch die Fleischfresser (hebr. Tannin) der fünften Schöpfungsperiode und das ,,Tohuwabohu" der frühen Erdgeschichte widerlegen die religiösen Heile-Welt-Fantasien.

Bevorzugt bemühen Traditionsverfechter die Todeswarnung an Adam, auch um die Erbsünde biblisch zu untermauern, die vermutlich griechischen Denkschulen entstammt. Aber erstere zeigt auch nur, dass Adam sehr wohl eine Vorstellung vom Tod hatte. Auch Röm. 5.12 und 8.20-22 werden gern zitiert. Es geht dabei jedoch um eine geistliche Form des Todes, wie in Röm. 7.10 besonders deutlich wird. Ein Zusammenhang zwischen Röm. 8.20-22 und den Ereignissen der Paradiesgeschichte ist schon deshalb ausgeschlossen, weil sie eben nichts mit Schöpfung zu tun hat. Eher kommt das bereits erwähnte Tohuwabohu in Frage. Damit ist der Mensch fein raus.

Spätestens Röm. 5.13 macht einen Strich durch die christliche Rechnung: Schon vor dem Gesetz war Sünde in der Welt. Nach traditioneller Auffassung war Moses der weltweit erste Gesetzgeber. Dabei hatte bereits Adam gegen ein Gesetz verstoßen. Daher musste es eine präadamitische Welt gegeben haben, siehe Gen. 1. Dies hatte bereits der französische Protestant Isaac del Peyrere in der frühen Neuzeit festgestellt und die religiösen Meinungsmacher mächtig ins Schwitzen gebracht.

Die genaue Identität Nachaschs ist unklar, genau wie seine Motivation. Für Verwirrung sorgt bisweilen die Aussage, dass er klüger war als alle anderen Tiere des Feldes. In den Übersetzungen kommt das so rüber, als sei die Schlange das klügste Tier im Garten Eden. ,,Arum" (klug) wird jedoch nie für Tiere gebraucht. Der Text meint außerdem einfach freie Felder außerhalb befestigter Einfriedungen wie dem Garten Eden. Dazu kommt, dass die Bibel bis auf die Gottebenbildlichkeit nicht wesentlich zwischen Mensch und ,,Tier" unterscheidet, siehe auch Pred. 3.18-20.. Nachasch war aber nicht der Teufel, auch das ist eine spätere Interpretation. Das Wort leitet sich ab von flüstern, murmeln. Er könnte eine Art Seher gewesen sein, der auf den Wohlstand im Garten Eden scharf war. Jedenfalls ein hochintelligentes Wesen.

Buchtipp: ,,Auch Adam hatte eine Mutter" von Paul Hengge

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Die katholische Kirche hat so ziemlich alles in den Wind geschlagen, was Jesus gelehrt hat, und es durch heidnische Kulte ersetzt.

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Andere Antwort…

In der Bibel wird es auch nicht anders beschrieben, die ,,Schöpfungs"geschichte ist ein Stammbaum (Toledot, hebräischer Inbegriff für Abstammung und Verwandtschaft; Gen. 2.4). Interessanterweise sagt die Bibel nirgends, dass das Leben als solches erschaffen wurde (hebr. Bara). Das mag erstaunen, steht das Leben doch im krassen Kontrast zu der ganzen unbelebten Materie. Der Grund ist schlicht die Definition von Leben. Vollwertige Lebewesen kommen erst in der fünften Schöpfungsperiode in Form von ,,Seelen". Diese vielzelligen Tiere verfügen über Blutkreislauf, Nervensystem, Empfindungen und die Fähigkeit zu schnellen, willkürlich gesteuerten Bewegungen. Eine erste Andeutung erfährt das werdende Leben, als der Ruach Elohim über dem Urmeer brütet. Und brüten ist eben nicht erschaffen.

Die Paradiesgeschichte hat weder mit Schöpfung noch mit Evolution irgendwas zu tun. Adam und Eva kamen in eine seit Ende der sechsten Schöpfungsperiode bevölkerte Welt (Gen. 1.26-31) und lebten in der soeben angebrochenen siebten Schöpfungsperiode (Gen. 1.31-2.3). Ihr Habitat war Südmesopotamien, einer der wichtigsten Zivilisationsherde der Welt (siehe Edenbeschreibung). Es geht um die neolithische Kultivierung eines winzigen Ausschnitts der Erde sowie die weichenstellenden Umwälzungen der menschlichen Lebens- und Wirtschaftsweise, die Adam und Eva am eigenen Leib durchlebten.

Buchtipps: ,,Klima und Kulturen - Die Geschichte von Paradies und Sintflut" von Elmar Buchner

,,Die Bibel bestätigt das Weltbild der Naturwissenschaft" von Karel Claeys

,,Das Tagebuch der Menschheit - Was die Bibel über unsere Evolution verrät" von Carel v. Schaik

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Hast du überhaupt schon mal eine Bibel in der Hand gehabt? Vielzellige Tiere (Seelen) kamen am fünften ,,Tag" und Menschen in der Spätphase des sechsten. Die Dinosaurier fließen in die verschiedenen Tiergruppen ein, die im Sechstagewerk erscheinen, sich jeweils in Arten auffächern und bewusst sehr weit gefasst sind. Sogar ādām ist dort nur ein Sammelbegriff für alle Menschen (Gen. 1.27) ist und kein Personenname, dazu gleich mehr.

Bibel und Christentum sind zwei Paar Schuhe. Heutige Strenggläubige sind die geistigen Nachfahren der mittelalterlichen Auslegungsgelehrten und übernehmen somit im Wesentlichen deren Interpretationen. Die Paradiesgeschichte wird hierbei als zweite, angeblich detailliertere Schöpfungsgeschichte verstanden, wobei Adam mit dem ersten Menschen aus Gen. 1.27 gleichgesetzt wird. In diesem Weltbild ist alles Entscheidende erst in der jüngeren Vergangenheit geschehen.

Ein weiterer zentraler, grotesk unsinniger Lehrsatz von extremer Tragweite ist die nachträgliche Einführung des biologischen Todes und Fressen und Gefressenwerdens als Strafe für den ,,Sündenfall". Das ist ein wesentlicher Grund, warum Strenggläubige solche Mühe mit langen Zeiträumen haben, diese machen nämlich eine nachträgliche Änderung fundamentaler Naturgesetze, noch dazu als Strafe für das Fehlverhalten der angeblich ersten Menschen, unglaubwürdig. Vom biblischen Wortlaut sind die angeblich Bibeltreuen damit aber sowieso Lichtjahre entfernt. Adam ist nicht mal der erste Mensch im Sinne von Gen. 1.27, sondern kam am Beginn des siebten Schöpfungs,,tages" in eine seit Ende des sechsten Schöpfungs,,tages" bevölkerte Welt. Und die Gläubigen stehen einmal mehr vor dem Problem der ökologischen Notwendigkeit des Todes. Ganz zu schweigen von den Fleischfressern (hebr. Tannin) und der Tohuwabohu-Katastrophe in der noch menschenleeren Erde. Da nützt es auch nichts, die Erde für jung zu erklären und die Schöpfungs,,tage" zu irdischen Tagen.

Die Menschwerdung vollzog sich in zwei Schritten. Die vielbesungene Erschaffung des Menschen im Bilde Gottes bezieht sich nicht auf die Formung des menschlichen Körpers oder darauf, dass die Schöpfungsmacht Elohim wie männlicher Mensch aussieht, sondern auf die spezifischen kognitiven Fähigkeiten, die unter dem Dachbegriff Gottebenbildlichkeit zusammengefasst werden: Intelligenz , Personhaftigkeit, Fähigkeit zur Planung und nicht zuletzt zur Religiosität.

Gen. 1.26 verwendet hingegen das häufige Verb asah, was die fortlaufende Zubereitung bestehenden Materials besagt. Der österreichische Bibelexperte Paul Hengge setzt die Gottebenbildlichkeit bereits bei den frühesten Menschenformen an, während der belgische Bibelexperte Karel Claeys sie erst ab dem Auftreten des Homo sapiens (,,wissender" Mensch) gelten lässt.

Die biblische Chronologie hat nichts mit dem Alter der Erde oder der Menschheit zu tun. Die vielzitierten 6000 Jahre (oder sogar 7500 Jahre, nach der Septuaginta) geben uns eine sehr, sehr blasse Ahnung davon, wie lange so ein Schöpfungs,,tag" dauern kann. Der siebte bricht kurz vor Adams Erscheinen an (Gen. 1.31-2.3), und dauert immer noch an (Hebr. 3-4). Mit Adam beginnt die biblische Geschichtsschreibung im eigentlichen Sinne, wobei sich das Geschehen auch geografisch eingrenzt (siehe Edenbeschreibung). Das Sechstagewerk (Gen. 1.1-2.4) verzichtet hingegen bewusst auf zeitliche oder räumliche Eingrenzung. Die Paradiesgeschichte ist keine primitive Wiederholung desselben, sondern seine (chrono-)logische Fortsetzung innerhalb der bestehenden Schöpfung. Es geht grob zusammengefasst um die neolithischen Umwälzungen in Südmesopotamien, einem der wichtigsten Zivilisationsherde der Welt.

Zu guter Letzt werden alle Schöpfungs,,tage" zu einem einzigen zusammengefasst (Gen. 2.4). Bei unbestimmten Zeitabschnitten kein Problem, bei Wochentagen hingegen ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb weichen Übersetzer an dieser Stelle betreten auf unspezifische Wiedergaben a la ,,Zeit" aus, weil Tag spätestens hier keinen Sinn mehr macht.

Keine Ahnung, was Judas mit Schöpfung zu tun haben soll. Bei seinem Absturz kann der genauso gut schon tot gewesen sein. Wahrscheinlich sogar schon verwest, wenn er einfach in seine Einzelteile zerfällt.

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Es ist keineswegs so, dass bis zur Reformation alle Christen in brüderlicher und schwesterlicher Eintracht immer schön dasselbe geglaubt haben. Im Gegenteil, das ganze Christentum ist von Grabenkämpfen und Gelehrtenstreits gezeichnet, es lebt quasi davon. Zumal christliche Kernlehren wie Erbsünde und Sühnopfertheologie eine extreme Tragweite haben und von ihren Vertretern oft selbst nicht durchgehalten werden.

Für die Bibelauslegung gibt es ein an sich simples, konkordantes System. Einfach gesagt besteht das im Wesentlichen aus der Überprüfung der Etymologie des fraglichen Wörter, Konkordanz (Vergleich aller Vorkommen in der Bibel und der Beachtung des inhaltlichen Zusammenhangs. Allerdings bringen die Ergebnisse Traditionsverfechter in schwere (Glaubens-)Konflikte, weshalb es nur wenige Gläubige anwenden und aus Bequemlichkeit lieber bei der ,,schönen Tradition" bleiben. Sonst brechen nämlich Weltbilder zusammen!

https://weltmanager.de/10auslegungsregeln.html

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Ganz im Gegenteil, der Glaube an ein Jenseits erleichtert den Umgang mit dem Tod sogar. Den Tod als endgültiges Ende zu betrachten, macht es ungleich schwerer. Es ist außerdem zweifelhaft, ob man dieses Paradies auch dann zu sehen bekommt, wenn man sein Leben einfach wegwirft. Könnte sogar passieren, dass man stattdessen an einem weniger schönen Ort landet.

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Das Geilste ist ja das d für divers. So einen diversen Mechaniker(in?) würde ich ja gerne sehen 😁

Jeder weiß, dass es sich hier um ein generisches Maskulin handelt und keineswegs nur Männer gemeint sind

Du hast völlig Recht, normal tickende Menschen begreifen das problemlos. Aber die linke Verblödung greift immer mehr um sich. Wohl dem, der sich dagegen zu wehren weiß.

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Die alte Leier, früher war alles besser 🙄 Die DDR war eine Diktatur, dahin will ich ganz bestimmt nicht zurück! Was Nacktheit angeht, ist ein gewisser Sättigungeffekt eingetreten. Nacktheit war jahrzehntelang überall. Und selbst wenn man(n) sich gerne (im Privaten) nackte Haut reinzieht, heißt das noch lange nicht, sich selbst öffentlich zu entblößen. Apropos, früher galt mal: Sex sells. Das ist vorbei, jetzt ist Ausverkauf. Da gilt dasselbe wie für Nacktheit.

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Beides unterstützt sich gegenseitig. So wie die zeitgenössische Wissenschaft biblische Aussagen untermauert - der Lebensraum von Adam und Eva ist als Wiege der Zivilisation in die Geschichtsbücher eingegangen - enthält die Bibel Gedankengut, das in der zeitgenössischen Wissenschaft noch nie oder schon lange nicht mehr gedacht wurde, z. B. die ,,Zeugungserkenntnis" des Mannes (Gen. 2.21-24). Die Erkenntnis der männlichen Beteiligung an der Fortpflanzung ist ein wesentlicher Baustein der neolithischen Revolution und die Geburtsstunde der festen Paarbindung. Der gemeinsam gezeugte Nachwuchs wird fortan gemeinschaftlich großgezogen. Das Konzept Vaterschaft ist bei weitem nicht so selbstverständlich wie oft stillschweigend angenommen.

Buchtipps:

,,Das Tagebuch der Menschheit - Was die Bibel über unsere Evolution verrät" von Carel v. Schaik

,,Die Bibel bestätigt das Weltbild der Naturwissenschaft" von Karel Claeys

,,Auch Adam hatte eine Mutter" von Paul Hengge

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Bibel (Christentum): Wieso existiere ich, obwohl ich es nie wollte?

Wenn Gott schon vor meiner Geburt weiß, wer ich bin und mein Leben geplant hat, was ist dann, wenn ich gar nicht erst leben wollte? Was ist, wenn ich mein Leben eigentlich nicht wollte, aber trotzdem leben muss? Ich frage mich das, weil ich denke: Wenn ich gar nicht existieren würde, dann würde ich auch nichts verpassen oder leiden müssen.

Ich weiß, dass man auf der Erde gelebt haben muss, um irgendwann vielleicht in Gottes Reich zu kommen oder so ähnlich. Aber wenn ich nicht existiere, dann entgeht mir doch auch nichts.

Ich habe ziemlich oft versucht, Antworten in der Bibel zu finden, die mich aber nie wirklich zufriedengestellt haben, weil dort irgendwie nie wirklich auf solche Themen eingegangen wird. Es wird einfach nur gesagt: Man lebt, und jeder sagt zu jedem so Dinge wie „Gott hat einen Plan für dich“ und „Vertraue ihm“. Aber ich verstehe den ganzen Sinn dahinter einfach nicht richtig.

Ich persönlich bin zum Beispiel eine neurodivergente Person. Ich habe ADS, Autismus und meine ganze Neurodiversität macht mich psychisch sehr zu schaffen. Neurodiversität ist nichts anderes als ein Fluch für mich. Ich hasse mich selbst und meine Existenz. Ich habe auch absolut keine Fähigkeiten oder irgendeinen Zweck, den die Gesellschaft braucht, um etwas beitragen zu können oder sonst irgendetwas.

In der Bibel finde ich allerdings keine Antworten darauf, warum ich zum Beispiel neurodivergent bin oder warum Gott ausgerechnet solche Menschen wie mich erschaffen haben soll. Aussagen wie „Er hat dich erschaffen, weil er dich liebt“ reichen mir einfach nicht aus.

Ich weiß nicht, wie ich mit dem ganzen Scheiß umgehen soll, weil ich absolut nicht verstehe, warum Gott ausgerechnet solche Menschen wie mich ohne Grund und ohne Zweck erschaffen hat.

Ich habe auch schon seit mehreren Jahren gebetet für Antworten, allerdings bekam ich nie welche.

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Tut mir echt leid, mir geht es ähnlich. Zwar keine Vergewaltigung, aber meine Erzeuger haben einfach nur Kinder bekommen, weil ,,man das halt so macht" 😔

Und selbst wenn die Umstände optimal sind, schuldet kein Kind seinen Eltern Dankbarkeit. Nach dem Frankenstein-Prinzip tragen sie bis in alle Ewigkeit die Verantwortung für seine Existenz, egal wie alt das Kind mal wird und was aus ihm wird. Und es gut zu versorgen, ist ihre verdammte Pflicht!

Mir hat das Christentum auch nie geholfen. Dort ist alles was passiert, der Ratschluss eines ,,weisen" Himmelsherrschers, sei es das Elend der Straßenkinder in Brasilien oder das eines unerwünschten Kindes in der westlichen Welt. Oder die ähnlich beliebte Variante: Alles Gute kommt von Gott, alles Schlechte geht auf das Konto der Menschen 😠

Mit dem göttlichen ,,Masterplan" ist es ja auch nicht weit her: Im Paradies, dem Anfang von Welt und Menschheit, verführt die erste Frau, frisch ,,erschaffen", den ersten Mann zur ,,Ursünde". Schon ist es vorbei mit der anfänglichen Idylle, die Menschen werden des Paradieses verwiesen und zum (wohlgemerkt schon vorher praktizierten, Gen. 2.15) Ackerbau verdammt. Und damit nicht genug, zur Strafe wird das biologische Sterben eingeführt, friedliche Pflanzenfresser mutieren zu zähnefletschenden Fleischfressern. Aber die (aus nur einer einzigen Familie bestehende) ,,Menschheit" wird nur noch boshafter, denn Kain erschlägt bekanntlich Abel. Später vernaschen lüsterne Frauen die ,,Gottessöhne". Schließlich betätigt Gott die Spülung. Auch das hilft nichts, denn später treiben es die Einwohner von Sodom und Gomorrha sogar mit Tieren! Aber noch ein paar Jahrtausende drauf kommt endlich der Heiland, der die ,,Erbsünde" tilgt und - Huch, hat sich ja gar nichts verändert 🤯 Noch immer müssen Leutchen für ihr Essen hart arbeiten. Noch immer greift der Tod mit aller Macht nach Mensch, Tier und Pflanze, während Frauen nach wie vor unter Schmerzen gebären.

Die Bibel schildert das Ganze um einiges unaufgeregter als die mittelalterliche Auslegungstradition, deshalb mein Sarkasmus. In der Bibel gibt es entgegen anderslautender Interpretationen keinen Masterplan. Schon im Sechstagewerk (Gen. 1.1-2.4) dienen die wirklichen ersten Menschen keinem höheren Zweck; Sie werden aber auch zu keiner Gegenleistung für ihre Erschaffung verpflichtet. Für Menschen wie uns nur ein schwacher Trost, aber wenigstens lässt uns kein himmlischer Obermotz absichtlich leiden.

An deiner Stelle würde ich mir professionelle Hilfe suchen, damit du dein Leben wenigstens erträglich gestalten kannst. Alles Gute! 🙏🏻

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Hat Paulus das Christentum entscheidend geprägt und bewußt Mythen erfunden?

Nietzsche war, wie sein Freund Overbeck, ein kritischer Theologe, der Ansicht, dass es Paulus war, der das Christentum begründet hat und nicht Jesus.

Wenn ich sage "die Verfasser", dann beziehe ich mich auf das Werk: Price, Robert M. 2012. The amazing colossal apostle: the search for the historical Paul. Salt Lake City: Signature Books.

Wir haben 13 Briefe, die den Namen von Paulus tragen. Sechs davon gelten im theologischen Mainstream als Fälschungen, die im Namen des Paulus verfasst worden sind, aber nicht von ihm stammen können.

Zu groß sind die stilistischen und inhaltlichen Unterschiede. Theologen nennen dies nicht Fälschungen, obwohl man dies schon in der Antike unterschied, da es recht häufig vorkam, dass Ideen unter fremdem Namen veröffentlich wurden.

Der wissenschaftliche Ausdruck dafür ist "pseudoepigraphisch". Man nahm an, dass es sich um "Paulusschüler" handelte, ein Indiz oder Beleg dafür gibt es jedoch nicht.

Price nimmt die Kritik der frühen Radikalkritiker auf, die schon bemerkt hatten, dass auch die als "echt" geltenden Paulusbriefe mehr als einen Autor gehabt haben müssen.

Tatsächlich kann man die unterschiedlichen Stile und Inhalte der beiden Autoren recht sauber voneinander trennen: Es gibt so etwas wie einen gnostischen Ur-Paulus, und einen katholischen Autor, der die gnostischen Ansichten des Paulus "katholisiert".

Der katholische Autor der Paulusbriefe kann seine Anmerkungen nicht im ersten Jahrhundert geschrieben haben, Price verdächtig Polycarb (69–156, er galt als der erste Bischof der katholischen Kirche) als den katholischen Autor.

In den Paulusbriefen spiegelt sich die Auseinandersetzung zwischen der Kirche Markions und der entstehenden katholischen Kirche wieder.

Markion hat Mitte des zweiten Jahrhunderts die Paulusbriefe "entdeckt" und quasi aus dem Ärmel gezaubert.

Niemand hatte zuvor von Paulus gehört, obwohl er doch angeblich weit gereist war und mit den Philosophen seiner Zeit diskutiert haben soll.

In den angeschriebene Gemeinden sind die Briefe jedenfalls nicht überliefert worden, auch dort kannte niemand einen Paulus.

Vollendet wird die "Katholisierung" des Paulus dann in der Apostelgeschichte, die vom selben anonymen Autor wie das Lukasevangelium verfasst wurde.

Der als Lukas bezeichnete Autor nimmt keine Rücksicht auf den gnostischen Ur-Paulus, sondern verdreht alle seine Lehren ins Katholische.

Die wüsteste Märchengeschichte des Neuen Testaments"!

Detering weist nach, dass die Geschichte des Paulus nach der Biographie des Simon Magus gestrickt worden ist, siehe: Detering, Hermann. 1995. Der gefälschte Paulus: das Urchristentum im Zwielicht. 1. Aufl. Düsseldorf: Patmos. Der "Erzketzer" Simon Magus lieferte das Vorbild für Paulus.

Der Einfluss des markionitischen Ur-Paulus auf das Christentum ist eher gering, hier hat sich die katholische Auffassung weitgehend durchgesetzt. Das geschah sicher zum Guten der katholischen Kirche, wenn man Macht und Einfluss denn als "gut" bezeichnen will.

Man kann sagen, dass die katholische Kirche sich im Streit mit Markion über die Fälschung und Verfälschung der Paulusbriefe durchgesetzt hat.

Schon Markion beklagt sich darüber, dass von den Paulusbriefen von einem anderen Autor verlängerte, verfälschte Fassungen in Umlauf seien.

Man hatte im Urchristentum keine eigene Schrift, nur das Alte Testament, und es gab keinerlei Skrupel, Briefe und Geschichten nach eigenem Gusto zu fälschen, oder gleich ganz neue Erfindungen zu präsentieren.

Bis ins Mittelalter hinein war die Kirche die Hauptquelle sämtlicher Fälschungen, einige Klöster hatten gut florierende Fälscherwerkstätten.

Das war bewährte theologische Arbeit. Anzunehmen, dass dies im 2. Jahrhundert anders war als, sagen wir mal, im 8. Jahrhundert, als die "Konstantinische Schenkung" von der katholischen Kirche verbreitet wurde, ist äußerst naiv.

In der katholischen Kirche galt immer "der Zweck heiligt die Mittel", und schon in den Paulusbriefen finden wir ähnliche Aussagen: Wenn es dem Glauben dient ist alles erlaubt.

Fromme Geschichten wurden im großen Umfang erfunden und in Umlauf gebracht. In Moss, Candida R. 2013. The myth of persecution: how early Christians invented a Story of Martyrdom. 1st ed. New York: HarperOne, weist die Autorin akribisch nach, dass die ganze Geschichte der Christenverfolgung und alle Märtyrergeschichten größtenteils freie Erfindungen sind.

Für die Verbreitung des "wahren Glaubens" ist jede Fälschung, jede Lüge, erlaubt.

Mehr Beispiele für diese durchgängig ausgeübte Praxis finden wir bei Deschner in der "Kriminalgeschichte des Christentum".

Man kann also sagen, dass die katholische Kirche ihren eigenen Mythos erfunden und u. a. über die Fälschungen und Verfälschungen der Paulusbriefe durchgesetzt hat.

Ob das dem Glauben gedient hat, kann man sicher mit "Ja" beantworten, ob es "gut" war ist eine andere Frage.

Wenn man etwas für wahr hält, daran glaubt, ist es dann gut, dies mit Lügen und Betrug durchzusetzen, weil man keine Belege und Indizien für seine Ansichten hat?

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Hehe, bist dir deiner ,,Theorien" wohl doch nicht so sicher, wenn du dich ausgerechnet hier rückversichern musst 🤭

Von Bibelfälschungen faseln eigentlich nur noch muslimische Kreise. Selbst den konservativsten bibelkritischen Theologen ist das mittlerweile zu dümmlich, von einer Handvoll ganz Unbelehrbarer mal abgesehen.. Da helfen auch keine pseudotheologischen Ersatzformulierungen wie Mythos oder gar Märchen. Im Gegensatz zu den späteren Bibeldeutern wusste der gute Paulus genau, was im Alten Testament steht und greift diesen roten Faden nonchalant auf. Erst die spätzeitliche Auslegungstradition hat sich das Neue Testament, wie schon das Alte, gefügig gemacht, damit sie die ,,Bibel" als ihre Grundlage ausgeben konnten. ,,Das Christentum" und erst recht die katholische Kirche kam erst nach Paulus.

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Das hat mit dem Aussehen nichts zu tun. Sowas gibt das hebräische tselem (Abbild, Schatten) auch gar nicht her. Die vielbesungene Erschaffung des Menschen im Bilde Gottes bezieht sich nicht auf die Formung des menschlichen Körpers oder darauf, dass die Schöpfungsmacht Elohim wie ein (männlicher) Mensch aussieht, sondern auf die spezifischen kognitiven Fähigkeiten, die unter dem Dachbegriff Gottebenbildlichkeit zusammengefasst werden und ihn vom Tierreich abheben: Intelligenz, Personhaftigkeit, Fähigkeit zur Planung und nicht zuletzt zur Religiosität.

Bara (,,erschaffen") leitet sich von der Wortwurzel br ab, die auch ,,sehen" beinhaltet und hat im Hebräischen eine andere Bedeutung als in der deutschen Umgangssprache. Lediglich völlig neuartige und einzigartige Dinge werden mit dem mächtigen ,,bara" bedacht. In der biblischen Schöpfungsgeschichte (Gen. 1.1-2.4) kommen noch folgende zwei weitere Entitäten hinzu:

  • Das Universum (Raum, Zeit und Materie; Gen. 1.1)
  • ,,Höheres" Leben (Seelen, Gen. 1.21)

Es sind zeitgeschichtliche ,,Quantensprünge", die auch auf naturwissenschaftlicher Seite ,,explosive" Bezeichnungen haben, wie Urknall und kambrische Explosion. Die übrigen weichenstellenden Verben im Sechstagewerk haben alltäglichere Bedeutungen. Das Allerweltswort ,,asah" bedeutet keine völlige Neuentstehung, sondern lediglich die schrittweise Weiterverarbeitung und Modifikation von bestehendem Material. ,,Yatzar" bedeutet lediglich, dass etwas bereits Vorhandenes zum Vorschein kommt. Diese Wörter stehen im Zusammenhang mit der Entstehung der Pflanzen in der dritten Schöpfungsperiode und dem Herauskommen der Tiere auf das Festland; Außerdem in der Sintflutgeschichte, als Noah die Tiere aus der Arche lässt.

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Muss man weder als Christ noch als Nichtchrist. Die Apokryphen stammen aus der Spätzeit, wo die philosophischen Ansichten zunehmend abflachten und geradezu einfältig wurden. Man vergleiche die griechisch-römischen Denkschulen mit unsterblicher Seele, Göttertriaden, Schicksal und sonstigem Schmonzes mit der abgeklärten althebräischen Denkweise. Die biblischen Schriften sind viel wichtiger und tiefsinniger, aber viele kommen nicht mal damit zu Rande.

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Interessanter Gedankengang, kann man durchaus so sehen. Dinosaurier und Menschen können nicht gleichzeitig leben. Ohne das Aussterben der Dinos hätte der Mensch nie entstehen können.

Gibt es tatsächlich einen Geistesmächtigen, der die Menschen erschaffen hatte nach "seinem Bilde" bzw. nach seiner Vorstellung

Die Menschwerdung vollzog sich in zwei Schritten. Die vielbesungene Erschaffung des Menschen im Bilde Gottes bezieht sich nicht auf die Formung des menschlichen Körpers oder darauf, dass die Schöpfungsmacht Elohim wie männlicher Mensch aussieht, sondern auf die spezifischen kognitiven Fähigkeiten, die unter dem Dachbegriff Gottebenbildlichkeit zusammengefasst werden: Intelligenz , Personhaftigkeit, Fähigkeit zur Planung und nicht zuletzt zur Religiosität.

Gen. 1.26 verwendet hingegen das häufige Verb asah, was die fortlaufende Zubereitung bestehenden Materials besagt. Der österreichische Bibelexperte Paul Hengge setzt die Gottebenbildlichkeit bereits bei den frühesten Menschenformen an, während der belgische Bibelexperte Karel Claeys sie erst ab dem Auftreten des Homo sapiens (,,wissender" Mensch) gelten lässt.

Wäre es für die Welt besser, wenn es die Dinos noch gäbe statt der Menschen?

Schwer zu sagen. Dinosaurier haben wir Rinder das Klima belastet, indem sie Methan gepupst haben. Und lebten wie jedes nichtmenschliche Tier in tierhafter Egozentrik. Der Mensch hat hingegen das einzigartige Potential, über das Tier in sich Herr zu werden und in weiser Voraussicht neue Lebensräume zu schaffen, z. B. für bedrohte Arten. Das einseitige Menschenbild als rücksichtsloser Zerstörer will ich nicht stehen lassen.

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Als Anhänger der mittelalterlichen Auslegungstradition können Zeugen Jehovas (wie die Evangelikalen) keine Menschen vor Adam akzeptieren und interpretieren Neandertaler als Nachfahren von Adam. Aus biblischer Perspektive zählen die Neandertaler jedoch zu den Präadamiten der sechsten Schöpfungsperiode, die ihrerseits tierische Vorfahren haben (Gen. 1.26-31). Die biblische ,,Schöpfungs"geschichte ist ein Stammregister (hebr. Toledot, Gen. 2.4). Adam folgt erst im zweiten Genesiskapitel und kam in eine bereits bevölkerte Welt.

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