Das Thema hat meines Erachtens mehrere Aspekte.
Zum einen mal der umgangssprachliche Wandel. Ich denke, dass die wenigsten Menschen Kinder tatsächlich hassen - es ist inzwischen einfach bei vielen Leuten üblich, Unannehmlichkeiten jeglicher Art als "Ich hasse das." abzustempeln, ohne dabei zu reflektieren, welche starken Implikationen dieses Wort mal hatte.
Dann ist da der gesellschaftliche Wandel. Früher hat man eben geheiratet und Kinder bekommen, ob man wollte oder nicht, Punkt. Man hatte das zu mögen. Das ist natürlich schon lange nicht mehr so, aber mehr denn je steht die persönliche Selbstentfaltung im Vordergrund. Da sind Kinder hinderlich, entsprechend entwickeln mehr Menschen Abneigung gegen diesen Gedanken.
Als nächstes darf man fragen: wer sagt sowas überhaupt? Ich denke, dass es für viele ältere Kinder und Jugendliche normal ist und schon immer war, eine gewisse Ablehnung gegen jüngere Kinder zu haben. Das kommt wohl von dem ganz normalen Wunsch, erwachsen und eben nicht als Kind wahrgenommen zu werden. Und das versucht man natürlich offensiv dadurch zu zeigen, in dem man sich nach außen hin stark von "Kinderkram" distanziert, den man selbst vor einem halben Jahr oder immernoch daheim gerne macht. Nämlich "man ist ja kein Baby mehr". Ganz spannend zu beobachten bei so 11-13-jährigen, die daheim oft noch total kindlich, verspielt und kuschelig sind, aber draußen auf taff und cool machen. Ironisch, denn als Erwachsener lernt man dann irgendwann, dass es überhaupt nicht schlimm ist, auch solche Seiten zu haben und sie im richtigen Moment auszuleben.
Und zuletzt: ich habe im vorherigen Punkt von Jugendlichen gesprochen, die Realität ist heutzutage aber, dass junge Erwachsene unselbständiger und infantiler sind als je zuvor. Sich um Kinder kümmern bedeutet Verantwortung übernehmen und mit Konflikten umgehen zu können. Dabei können viele Leute nicht mal für sich selbst Verantwortung übernehmen. Man traut sich nicht, jemanden anzurufen, die Eltern übernehmen die Einschreibung an der Uni, an jedem Fehler sind immer die anderen Schuld, man kann sich nicht selbst beschäftigen ohne sich berieseln zu lassen, man bekommt nichts organisiert, man kann keine Entscheidungen oder verbindlichen Zusagen treffen, man schafft es nicht, einfache, Informationen zu beschaffen oder Anweisungen zu befolgen, man kommt ohne google Maps nicht zwei Straßen weiter. Klar wollen solche Menschen nichts mit Kindern zu tun haben. Sie sind im Kopf noch selbst welche.