Hallo MarkusKapunkt,
als ich damals in die erste Klasse kam - das ist mittlerweile 10 Jahre her - sagte meine Klassenlehrerin wörtlich: "Auf Rechtschreibung wird heutzutage nicht mehr viel Wert gelegt". Es war tatsächlich so, dass wir in der Richtung recht wenig gemacht haben, stattdessen lernten wir bspw. noch in der ersten Klasse eine Schreibschrift, die heute wahrscheinlich fast niemand mehr von uns benutzt (was nicht bedeuten soll, dass wir überhaupt keine Diktate geschrieben haben). Natürlich hängt es auch vom Bundesland ab.
Meiner Meinung nach erlernt man Rechtschreibung durch Lesen von Büchern und Texten besser als durch das Auswendiglernen von Grammatikregeln. Und da liegt das Problem: Viele Kinder haben heute in der Grundschule ein Smartphone, was bei uns noch nicht der Fall war. Sie schreiben sich also schon Nachrichten, kaum dass sie gelernt haben zu lesen. Da ist es natürlich verständlich, wenn noch Fehler gemacht werden. Allerdings werden auch die fehlerhaften Nachrichten von Freunden gelesen, sodass man sich schnell eine falsche Rechtschreibung einprägt (das könnte ich mir zumindest gut vorstellen). Dazu kommt noch, dass bei solchen Nachrichten bewusst weniger Wert auf Rechtschreibung gelegt wird.
Zugegeben: Mir ist das bei mir selbst auch aufgefallen. Normalerweise ist mir meine eigene Rechtschreibung sehr wichtig, aber wenn ich mal schnell eine Nachricht verschicke - wieso auf Kommata und Großschreibung achten? Der andere versteht es ja sowieso. Hinzu kommt noch die Autokorrektur (die ich aber eher als störend betrachte). Das überträgt sich nun auch auf andere Texte von mir. Während ich früher intuitiv fast alles richtig geschrieben habe, muss ich in letzter Zeit immer wieder darüber nachdenken, ob das Wort jetzt groß oder klein geschrieben werden muss, ob ein Komma gesetzt werden muss oder nicht... Deshalb versuche ich inzwischen wieder, auch beim Schreiben von kurzen Nachrichten sehr auf meine Rechtschreibung zu achten. Denn es ist wirklich so, dahinter steckt schlicht und einfach Stress und/oder Faulheit (und das ist auch bei vielen Älteren so).
Zu deiner eigentlichen Frage: Ich denke, es hängt weder ausschließlich von den heutigen Medien noch von der Bildung ab, es ist eher eine Mischung aus beidem. Soweit ich mich erinnern kann, führten Rechtschreibfehler früher auch in anderen Fächern als nur in Deutsch zu Punkteabzug. Bei uns ist das nur noch so, wenn der Text nicht mehr zu entziffern ist. Über den Lehrplan wird ja viel gestritten, mMn sollte zumindest das Thema Rechtschreibung mehr gefördert werden, dafür könnten unnötige Fächer (wie Englisch ab der ersten Klasse - ab der dritten Klasse wäre vollkommen ausreichend) vernachlässigt oder ganz abgeschafft werden.
Viele Grüße,
Karandia