Buddhisten und Muslime haben in diesem Teil der Welt eine lange konfliktreiche Geschichte miteinander. Der Buddhismus war einst die vorherrschende Religion in Asien: Er erstreckte sich von Zentralasien bis nach Japan und vom südlichen Sibirien bis nach Indonesien. In der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends drang dann der Islam von Westasien Schritt für Schritt immer weiter nach Osten vor. Der größte muslimische Staat der Welt ist heute Indonesien, ein Land, das früher, ebenso wie Malaysia, buddhistisch und hinduistisch geprägt war. Denken Sie nur an die Tempelanlage von Borobudur.
Auch weite Teile Zentralasiens waren buddhistisch, bis sich der Islam durch das Vordringen der Araber dort als religiöse Vormacht etablieren konnte. Länder wie das heutige Tadschikistan und Afghanistan – die Buddhastatuen von Bamyan! – waren einmal Hochburgen des Buddhismus. In Indien wird der Untergang des Buddhismus meist muslimischen Invasoren zugeschrieben. Allerdings wissen wir heute, dass die Geschichte viel komplizierter war. Man kann die Muslime nicht allein für das Verschwinden des Buddhismus dort verantwortlich machen, auch wenn sie (vor allem Afghanen und Turkstämme) für die physische Zerstörung der großen Klosterinstitutionen wie z.B. Nalanda verantwortlich waren.
Auf einer riesigen geografischen Fläche standen sich Islam und Buddhismus historisch gesehen praktisch immer als Gegner gegenüber. Vom 7. Jahrhundert an bis zum 16., 17. Jahrhundert verschwand der Buddhismus aus ganzen Landstrichen Asiens. Welche Gründe auch immer dazu geführt haben, sei dahingestellt – es ist einfach eine historische Tatsache! Sie hinterließ eine Bruchlinie, die noch immer das Verhältnis zwischen den beiden Religionen prägt.
Quelle: https://info-buddhismus.de/Gewalt-in-Sueddostasien_Interview-mit-Thierry_Dodin.html