Ich blicke sehr positiv auf die Amtszeit von Papst Franziskus zurück – nicht, weil er perfekt war oder alles richtig gemacht hat, sondern weil er menschlich war. Und das ist gerade in einem Amt wie dem des Papstes eigentlich alles andere als selbstverständlich.
Was mich beeindruckt hat, war, dass er es geschafft hat, nahbar zu wirken, ohne sich anzubiedern. Er kam nicht daher wie ein weltfremder Kirchenfürst in Brokat und Gold – sondern wie jemand, der verstanden hat, dass Glaube im Alltag passieren muss. Dass Nächstenliebe nicht nur eine theologische Idee ist, sondern ein Auftrag – besonders gegenüber denen, die sonst immer vergessen werden. Arme, Geflüchtete, Benachteiligte, Menschen am Rand der Gesellschaft. Für sie hat Franziskus sich eingesetzt. Und nicht mit leeren Worten, sondern ganz konkret.
Er hat sich von Anfang an gegen Prunk und Machtsymbole gestellt – sein Verzicht auf die päpstliche Luxuswohnung war mehr als nur ein PR-Gag. Das war eine klare Ansage: „Ich bin nicht hier, um erhöht zu werden, sondern um zu dienen.“ Und das war glaubwürdig, weil es sich durch seine gesamte Amtszeit gezogen hat.
Natürlich war er nicht unumstritten. Besonders konservative Kreise haben ihn oft kritisiert, gerade weil er Dinge angesprochen hat, die lange als „unangetastet“ galten – z. B. der Umgang mit Geschiedenen, gleichgeschlechtlichen Paaren oder der Missbrauchsskandal. Und klar: In manchen Fragen war er zu vorsichtig, manchmal hat er Erwartungen enttäuscht, vielleicht aus Rücksicht auf die Strukturen der Kirche. Aber trotzdem hat er Themen überhaupt auf den Tisch gebracht, die viele seiner Vorgänger nie angerührt hätten.
Was ich auch wichtig finde: Dass er sich politisch geäußert hat – zu Themen wie Klimawandel, sozialer Ungleichheit oder Krieg. Manche sagen, ein Papst solle unpolitisch sein. Aber ganz ehrlich: Wenn Kirche nur schweigt, wenn’s unbequem wird, wozu ist sie dann da? Franziskus hat in dem Fall Mut gezeigt und Haltung bewiesen. Nicht, weil er Politiker sein wollte – sondern weil er überzeugt war, dass Glaube auch Verantwortung bedeutet. Und genau das macht einen starken Papst aus.
Ich glaube, dass er der Kirche gutgetan hat – nicht, weil er sie komplett verändert hätte, sondern weil er Impulse gesetzt hat. Weil er den Mut hatte, den Finger in die Wunde zu legen – nicht aus Wut, sondern aus Liebe zur Sache.