Kann man seinen Vergewaltiger lieben?
Das ist (leider) möglich. Liebe und Hass sind extreme Emotionen, die nahe beieinander liegen können.
bei dem man sich ja auch mit dem Täter identifiziert oder eine Bindung eingeht.
Die Bindung ist der Hauptgrund:
- Kinder lieben ihre Eltern erst einmal bedingungslos. Sie haben ein Urvertrauen zu ihren Eltern, das für ihre kindliche Entwicklung auch nötig ist. Dieses Urvertrauen sorgt aber auch dafür, dass Kinder (bis zu einem gewissen Alter) die Handlungsweisen ihrer Eltern nicht hinterfragen. So kann es von Seiten des Kindes auch zu einer Akzeptanz des elterlichen Missbrauchs kommen. Der Missbrauch kann einem Kind sogar als Liebe „verkauft“ werden. Die damit verbundenen, erlittenen psychischen Schäden werden dem Kind meistens erst später, im erwachsenen Alter klar.
- Auch in einer Paarbeziehung kann Liebe und Hass wechselweise oder sogar (fast) gleichzeitig auftreten. Grundvoraussetzung ist die Liebe, die Bindung, zum Partner. Verändert sich der Partner, indem er im Laufe der Zeit immer gewalttätiger wird, sich aber daraufhin immer wieder entschuldigt, dann kann die Liebe zu ihm weiterbestehen. So wenig verständlich das für das Umfeld auch sein mag, für den liebenden Partner steht (oft viel zu lange) die Hoffnung, dass es doch wieder so wie früher werden würde, im Vordergrund.
Also ja, wenn zu dem Vergewaltiger vorher schon eine Liebesbeziehung und eine starke Bindung bestand, ist es möglich, dass die Liebe trotz Vergewaltigung nicht endet. Dass das aber für die/den Liebenden eine große psychische Belastung darstellt, steht außer Frage.