Ob es eine gute Idee ist, als Borderline-Betroffene ein Baby zu wollen, lässt sich nicht pauschal mit Ja oder Nein beantworten. Es kommt auf mehrere Faktoren an – vor allem auf den aktuellen psychischen Zustand, die Behandlungsbereitschaft und das Unterstützungsnetzwerk, das vorhanden ist.
Fachlich betrachtet:
Borderline ist eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung, die vor allem durch starke Stimmungsschwankungen, Angst vor dem Verlassenwerden, Selbstverletzung oder impulsives Verhalten geprägt sein kann. Diese Dinge können den Alltag stark beeinflussen – vor allem auch in zwischenmenschlichen Beziehungen und in der Selbstfürsorge.
Ein Kind zu bekommen und großzuziehen ist eine große Verantwortung, sowohl körperlich als auch emotional. Babys und Kleinkinder brauchen sehr viel Stabilität, Sicherheit und Zuwendung – auch in schwierigen Momenten. Und genau da liegt bei Menschen mit Borderline häufig die Herausforderung: Emotionale Krisen, das Gefühl von Überforderung oder tiefer innerer Leere können die Fähigkeit zur konstanten Fürsorge erschweren.
Aber – und das ist genauso wichtig:
Viele Menschen mit Borderline sind trotz Diagnose sehr liebevolle und fähige Eltern, wenn sie in Behandlung sind, sich mit sich selbst auseinandersetzen und wissen, wann sie Unterstützung brauchen. Ein Baby kann kein "Lösungsversuch" für innere Leere oder Einsamkeit sein – aber es kann Teil eines gesunden Lebensplans sein, wenn vorher genug Stabilität da ist.
Was ich aus pflegerischer Sicht empfehlen würde:
Eine stabile therapeutische Begleitung ist das A und O – am besten mit einem Team, das sich mit Persönlichkeitsstörungen auskennt.
Nicht während einer akuten Krise oder in einer instabilen Lebensphase schwanger werden.
Frühzeitig überlegen: Wie sieht mein Alltag mit Kind aus? Wer hilft mir? Was mache ich, wenn es mir mal psychisch schlecht geht?
Vielleicht erstmal ein Ziel setzen, wie z. B. ein Jahr symptomfrei bleiben oder in der Therapie bestimmte Fortschritte machen – das kann helfen, den richtigen Zeitpunkt besser einschätzen zu können.
Fazit:
Es ist nicht grundsätzlich falsch, als Borderline-Betroffene ein Kind zu wollen. Aber es sollte eine gut überlegte Entscheidung sein – mit Fokus auf die eigene Stabilität, das Wohl des Kindes und die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen.
Wenn du den Wunsch hast, Mutter zu werden, dann ist das erstmal nichts Schlechtes – aber du solltest ihn dir mit der richtigen Unterstützung bewusst anschauen. In deiner Therapie kannst du dieses Thema sicher offen ansprechen – das zeigt Verantwortung und Weitsicht.
Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du dich selbst gut kennenlernst, dir vertraust und deinen Weg findest – mit oder ohne Kind. 🤍