Das Herz - also das Verliebtsein - lässt uns oft nicht mehr klar denken. Wenn das passiert, werden alle möglichen Gründe gesucht oder sogar er-funden, die gegen Verantwortungsbewusstsein oder Logik sprechen.
Die Argumentationskette, die du in deiner Frage aufziehst, ist logisch, aber sie hilft bei Herzensangelegenheiten nicht weiter.
Vermutlich sorgt sogar gerade das Verantwortungsbewusstsein dafür, dass die Beziehung nicht zugunsten der Affäre beendet wird. Das soll aber keine Absolution für das Fremdgehen sein.
Du sprichst davon, dass die derzeitige Beziehung nicht gut ist. Ich glaube, das ist der springende Punkt - der Grund, warum es überhaupt zu einer Affäre gekommen ist. In einer erfüllten Beziehung ist man vor einer Versuchung gefeit. In einer kriselnden Beziehung ist man jedoch "verwundbar", weil man in sich eine Leere fühlt, weil etwas fehlt zum Glücklichsein. Wer weiß denn schon oder kann beurteilen, wie lange der eine Partner schon litt... bis ihm unverhofft jemand über den Weg lief, der die Leere in ihm anscheinend füllen kann?
Du hast Recht: Man sich SOLLTE in Beziehungskrisen anders verhalten! Mann sollte nicht nur - man muss! Und trotzdem...
Es ist schwierig einen Rat zu geben. Dafür ist das Problem sicher zu vielfältig. Aber ich würde zusehen, dass die Beziehung wieder eine echte Alternative wird. Die beiden sollten sich wieder "verlieben" - oder es zumindest aktiv versuchen!
Wenn man nur "verantwortungsbewusst" ist, immer nur vernünftig, was bleibt dann am Ende des Tages an Spaß und Lebensfreude. Gerade die Partnerschaft zwischen Mann und Frau ist auch sexuell geprägt. Vielleicht ist es gerade das, was in der Beziehung fehlt und in der Affäre wertgeschätzt wird: Das Gefühl, ein begehrenswerter Mann (bzw. eine begehrenswerte Frau) zu sein. Das ist nicht zu unterschätzen!
Leider haben wir hier - gerade für einen verantwortungsvollen Mann - ein drittes Problem: Nämlich die Affärenfrau!
Auch sie ist ein Mensch mit Gefühlen. Natürlich hat sie sich an einen verheirateten (oder doch zumindest in einer Beziehung lebenden) Mann herangemacht. Und sie sollte wissen, dass sie im Zweifel den Kürzeren zieht. Aber auch sie wird trauern, wenn es zum Ende der Affäre kommt. Das wird unser verantwortungsvoller Mann wissen. Er ist in einer Zwickmühle.
Lange Rede kurzer Sinn... Die Beziehung muss reaktiviert werden. Die Liebe muss wieder in Verliebtsein verwandelt werden.
Wenn du eine Freundin der Familie bist, dann versuche, sie dazu zu bewegen, die (Liebes-)Beziehung zu reaktivieren - auch wenn das zu Lasten der Kinder geht. Aber das stimmt eh nicht... Eine gute Liebesbeziehung, in der die Eltern mehr Zeit für sich haben, bedeutet zwar quantitativ weniger Zeit für die Kinder, dafür ist diese aber qualitativ wertvoller.
Die Affäre würde ich auf keinen Fall verraten oder beichten!!!! Was bringt das, außer Leid und Verletzung?
Die Affärenfrau darf nicht vergessen werden. Sie muss "zurückstehen" - und das freiwillig. Wenn du eine Freundin der Familie bist, solltest du vertrauensvoll mit IHM reden, damit er die Affäre zu einem würdevollen Abschluss (auch für die Affärenfrau) bringen kann.
Sei eine Mittlerin zwischen beiden! Beziehe keine Position! Sei immer neutral!