Guten Tag liebe Community,
ich habe über diese Frage schon seit Jahren immer mal wieder nachgedacht und mich würde sehr interessieren, was ihr dabei für Ansichten und Erfahrungen habt.
Das erste Mal kam mir die Frage, als ich von Max Frisch (Bild unten) einen autobiografischen Text las, in dem er schrieb, dass er (und seine Texte) aufgrund seines "düsteren" Aussehens oftmals falsch aufgenommen werden würden. Er meinte, für seine Empfindung und Wahrnehmung würde ein anderes Aussehen besser passen und er könnte seine Botschaften besser transportieren.
Nun ist es ja tatsächlich so, dass wir über Spiegelneuronen auch unterbewusst enorm viel über den Charakter einer anderen Person erfahren, indem wir einfach nur sein Aussehen, seine Mimik und Gestik wahrnehmen. Man bildet sich also schon sehr schnell Meinungen über Menschen, bevor diese überhaupt anfangen zu sprechen.
Und je nach dem, aus welchem Blickwinkel man einen Menschen wahrnimmt, kann alles Gesagte völlig unterschiedlich bewertet werden. Der gleiche Satz von zwei verschiedenen Menschen kann dann beispielsweise alles bedeuten zwischen "nettem Kompliment" und "Sexueller Belästigung" - wenn man das mal krass formulieren will.
Ich persönlich denke, man stellt sich im Leben langsam auf die Rolle seines Aussehens ein, lernt, sich selbst entsprechend zu bewerten und einzuordnen.
Die Empfindung von Max Frisch, dass sein Aussehen seine Identität behindert, teile ich nur bedingt, weil ich glaube, dass das eine auch das andere ausmacht. Das ist ein spannendes Thema und in der Literatur habe ich dazu noch nicht all zu viel gefunden.
Was denkt ihr? Mich lässt dieses Thema zur Zeit nicht so wirklich los.
P.S.: Eine konkretere Frage: Habt ihr schon mal das Gefühl gehabt, dass ihr aufgrund eures Aussehens bestimmte Dinge im Leben schlechter kommunizieren könnt - was bei einem anderen Menschen leichter funktioniert? Oder habt ihr andersrum die Erfahrung gemacht, dass euch euer Aussehen bei gewissen Themen hilft und eure Aussagen unterstreicht?
Liebe Grüße, Balu