(1) Die Bezeichnung ‚Colosseum‘ für das größte römische Amphitheater stammt aus dem Mittelalter. Erstmals erwähnt wird es im 8. Jahrhundert bei dem angelsächsischen Gelehrten Beda Venerabilis als ‚Colisaeus‘. Genannt wurde es so, weil sich eine riesige Bronzestatue, die ursprünglich im Vestibulum (Vorhalle) von Neros Domus aurea  stand, in direkter Nähe befand. Diese wurde nämlich als Colossus Neronis (Koloss des Nero) und später als Colossus Solis (Koloss des Sonnengottes Sol) bezeichnet.

Das griechische Wort κολοσσός (kollosós) heißt ‚riesiges Standbild‘. Der berühmteste ist der Koloss von Rhodos, der 293 v. Chr. vollendet wurde und zu den Sieben Weltwundern zählt. Er war 100 Fuß (ca. 30 m) hoch. Der Colossus Neronis war noch größer, nämlich 120 Fuß (ca. 40 m) hoch.

(2) Der Koloss stand in der Vorhalle von Neros riesigem Palast, der Domus aurea. Der Biograph Sueton schreibt in seiner Nero-Biographie (Sueton, Nero 31,1):

„Non in alia re tamen damnosior quam in aedificando domum a Palatio Esquilias usque fecit, quam primo transitoriam, mox incendio absumptam restitutamque auream nominauit. de cuius spatio atque cultu suffecerit haec rettulisse. vestibulum eius fuit, in quo colossus CXX pedum staret ipsius effigie; tanta laxitas, ut porticus triplices miliarias haberet; item stagnum maris instar, circumsaeptum aedificiis ad urbium speciem; rura insuper arvis atque uinetis et pascuis siluisque uaria, cum multitudine omnis generis pecudum ac ferarum.“

(„In nichts anderem verschwenderischer als im Bauen, legte er einen Palast (domus) vom Palatin bis zum Esquilin an, den er zunächst ‚Passage-Palast‘ (transitoriam), danach aber, nachdem er vom Feuer verschlungen und wiedererrichtet worden war, ‚goldenen Palast‘ (auream) nannte. Über dessen Raumausmaße und Prunk dürfte Folgendes genügen: Er hatte eine Vorhalle, in der ein Koloss von 120 Fuß (ca. 40 m) mit Neros Gesicht stand; so gewaltig war die Ausdehnung des Palastes, dass er dreifache Säulengänge von 1000 Schritt (ca. 330 m) Länge hatte; auch einen See so groß wie ein Meer hatte er, der von Gebäuden zum Anschein einer Stadt umgeben war; darüberhinaus gab es Ländereien mit Feldern und Weinbergen, Weiden und Wäldern, mit einer Vielzahl von Vieh und Wildtieren jeder Art.“ Übers. O. Meuser)

(3) An der Stelle des Sees von Neros Domus aurea begann der flavische Kaiser Vespasian mit dem Bau des Amphitheaters, sein Sohn, Kaiser Titus, weihte es 80 n. Chr. als Amphitheatrum Flavium ein. Das erwähnt der Dichter Martial, der zur Einweihung des Amphitheaters ein ‚Buch der Schauspiele‘ geschrieben hat, in dem das Bauwerk und der Kaiser Titus gelobt werden. Da nach Neros Ermordung die Erinnerung an diesen getilgt werden sollte, wurde die Statue in eine Statue des Sonnengottes Sol (Colossus Solis) umgewandelt.
Spätere Kaiser ließen der Statue dann nach ihrem eigenen Porträt gestalten. Kaiser Hadrian ließ die Statue vor dem Kolosseum aufstellen.

(4) ‚Amphitheatrum‘ ist die latinisierte Form von ἀμφιθέατρον (amphithéatron), was soviel bedeutet wie ‚doppeltes Theater‘; es entspricht nämlich architektonisch der Zusammenfügung zweier Theater. Allerdings ist das Amphitheater eine römische Erfindung: Wagenrennen (curricula equorum) kannten auch die Griechen, aber die Schauspiele, für die das Amphitheater hauptsächlich gebaut wurde, kannten die Griechen nicht: Gladiatorenspiele (munera) und Tierhetzen (venationes).

Quellen:

Sueton, Nero 31; Vespasian 9; 11; 18; Titus 7,3;  

Martial, Liber spectaculorum 1; 2.

Pinius, Naturalis historia 34,45.

Scriptores Historiae Augustae, De vita Hadriani 19,12.

Literatur:

R. Förtsch, Colossus Neronis, in: Der Neue Pauly, Bd. 3
(1997), 85.

W. Kierdorf, Sueton. Leben des Claudius und Nero, Paderborn 1992.

I. Nielsen, Kolosseum, in: Der Neue Pauly, Bd. 6 (1999),
668-670.

I. Nielsen, Amphitheatrum, in: Der Neue Pauly, Bd. 1 (1996),
619-624.

 


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(1) Substantive der zweiten (oder: o-)Deklination (z. B. ὁ ἄνθρωπος, ho ánthrôpos - der Mensch) und maskuline Adjektive der ersten und zweiten (oder: a-)Deklination (z. B. ἀγαθός, ά, όν, agathós, agathá, agathón - gut) haben die Nominativendung -ος.

(2) Das Suffix -ρός (sowie -λός und -νός) stammt in der Regel von der Ableitung eines Adjektivs aus einem Verb oder Substantiv.
Z. B.
(a) von Verben:
λαμπ-ρός, ά, όν (lamprós, á, ón - leuchtend) aus λάμπω (lámpo - leuchten)
φοβη-ρός, ά, όν (phoberós - furchsam) aus φοβέομαι (phobéomai - sich fürchten)

(b) von Substantiven:
λυπη-ρός, ά, όν (lupêrós - leidvoll) aus λύπη (lýpê - Leid)
ἰσχυ-ρός, ά, όν (ischyrós - kraftvoll) aus ἰσχύς (ischýs - Kraft)

(3) Im Griechischen wie im Deutschen kann man Adjektive durch den Artikel ganz einfach zum Substantiv machen (z. B. ὁ λαμπρός - der Leuchtende). Einige griechische Eigennamen sind so entstanden (z. B. Φαῖδρος - der Glänzende). Daher enden einige männliche griechische Eigennamen auf -ρός. Aber nicht übermäßig viele.

(4) Es gibt ja noch genug andere Endungen, wobei sehr viele Eigennamen auf -ος und -ης enden:

Z. B.

(Γεωργ)ός [Georgos], (Ἐπικοῦρ)ος [Epikuros], (Δημήτρι)ος [Demetrios]

(Ἀριστοτέλ)ης [Aristoteles], (Θουκυδίδ)ης [Thukydides], (Δημοσθέν)ης

(Ὀδυσσ)εύς [Odysseus]

(Πλάτ)ων [Platon]

(Νέστ)ωρ [Nestor]

(Πυθαγόρ)ας [Pythagoras]

usw.


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Dieser Ausspruch wird dem Aristoteles zugeschrieben, und zwar von Diogenes Laertios. Dieser schrieb im 3. Jahrhundert n. Chr. ein Werk in zehn Büchern über die Leben und Meinungen der berühmten Philosophen. Buch 5 behandelt Aristoteles und seine Schüler. In Kap. 1, §17 berichtet er einige Aussprüche des Aristoteles:

"Als er einmal getadelt wurde, weil er einem armen Menschen Almosen gegeben hatte, sagte er: "Nicht mit dem Charakter, sondern mit dem Menschen hatte ich Mitleid."

(ὀνειδιζόμενός ποτε ὅτι πονηρῷ ἀνθρώπῳ ἐλεημοσύνην ἔδωκεν, "οὐ τὸν τρόπον," εἶπεν, "ἀλλὰ τὸν ἄνθρωπον ἠλέησα.")

Übrigens: Auf dem Bild mit dem Zitat fehlt der Akzent auf dem α des Wortes ἄνθρωπον.

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1. parieren = ‚ohne Widerspruch gehorchen‘ kommt von parêre (gehorchen) und ist direkt aus dem Lateinischen übernommen.

2. parieren = ‚einen Angriff abwehren‘ (sportlicher Fachbegriff aus der Fechtkunst) kommt von parare (bereiten, ausrüsten, verschaffen) und ist indirekt über das Italienische übernommen.

3. parieren = 'ein Pferd in eine mäßigere Gangart, zum Stehen bringen' (sportlicher Fachbegriff aus dem Reitsport) kommt von parare und ist über das Italienische, dann Spanische und Französische übernommen.

4. parieren = 'Fleischstücke sauber zuschneiden, von Haut und Fett befreien' kommt von parare und ist über das Französische dann Spanische übernommen.

Quelle: Kytzler/Redemund, Unser tägliches Latein, Darmstadt/Mainz 2014, S. 521.


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Griechisch zu lernen hat, ähnlich wie das Latein- oder Mathematik-Lernen, viele nützliche Synergie-Effekte. Unter anderem erleichtert es auch jedes spätere Studienfach.
Eine sehr gute Zusammenstellung der Vorteile Griechisch und Latein zu lernen, findet man auf der Seite http://gymnasium-mallersdorf.de/index.php/latein.html, unter der Verlinkung „Warum Latein - Stimmen aus der Presse und dem Internet".


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Die griechisch-deutsche Tusculum-Studienausgabe:
Marc Aurel, Wege zu sich selbst, Griechisch - Deutsch, übers. v. R. Nickel, Düsseldorf/Zürich 1998 [oder neuere Aufl.]. (ISBN 978-3760813554)
Die beste deutschsprachige Lese-Ausgabe, nicht gebunden.




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Das Theoi-Project, eine digitale Bibliothek zur griechischen Mythologie, ist die umfassendste freie Website (theoi.com).

Zu Zeus beispielsweise enthält die Seite:
(1) den griechischen Namen, die lateinische Umschrift und das römische Äquivalent des Gottes.
(2) Eine biographische Kurzbeschreibung des jeweiligen Gottes, mit Querverweisen zu den Göttern, die in der jeweiligen Episode eine Rolle spielen.
(3) Die Symbole und Attribute des Gottes.
(4) Dem Gott heilige Tiere und Pflanzen.
(5) Den Stammbaum des Gottes.
(6) Einige Zitate aus der antiken Literatur in englischer Übersetzung.
(7) Bildliche Darstellungen des Gottes, wie die antike Kunst ihn darstellte.
(8) Eine 'Encyclopedia' mit Nennung der antiken Quellen.
(9) Eine Bibliographie der antiken Quellen und der vom Autor benutzten Übersetzungen.


Sieh Dir auch meine Antwort auf eine ähnliche Frage an: https://www.gutefrage.net/frage/ausfuehrliches-und-vollstaendiges-buch-mit-allen-griechischen-sagen?foundIn=list-answers-by-user#answer-153741428


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orchis, orchis (mask. und fem.) ist dem griech. ὄρχις, ὄρχεως oder ὄρχιος (mask.) entlehnt.

Die ursprüngliche Bedeutung von ὄρχις ist Hoden oder Eierstöcke, nach der ähnlichen Form wurde so auch die Blume bezeichnet. ὄρχις für 'Orchidee' erscheint erstmals bei Theophrast, dem wichtigsten Schüler des Aristoteles, in seiner 'Forschung über die Pflanzen' (Περὶ φυτῶν ἱστορία, lateinischer Titel: Historia plantarum). Dieses Werk (10 Bücher) ist ungefähr zwischen 340 und 300 v. Chr. entstanden. (Wie mich Wikipedia belehrt ['Theophrastos von Eresos' -> 'Rezeption'], wurden später einige Pflanzenarten nach Theophrast benannt.)

Bei den Römern taucht die griechische Bezeichnung erstmals um 50 v. Chr. auf, um 40 n. Chr. dann 'orchis' oder 'orcis', auch bei Plinius dem Älteren, in seiner Naturalis historia.

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Labor actus est.
(Die Arbeit ist getan)

labor, laboris mask. - Arbeit, Mühe
agere, ago, egi, actum - tun, treiben
esse - sein
---
Eleganter:

Actus labor.
(Arbeit erledigt.)

Überflüssiges est ausgelassen und
angelehnt an Ciceros Zitat (s. u.).
---
Noch eleganter, weil noch enger an Ciceros Zitat angelehnt:

Acti labores.
(Arbeiten erledigt.)

Wieder die Form von esse (diesmal Plural: sunt) ausgelassen.

---
Iucundi acti labores ('Angenehm sind vollbrachte Arbeiten'/ 'angenehm sind Arbeiten, wenn sie erledigt sind.')

sagt Cicero (De finibus bonorum et malorum, Buch 2, Kap. 105).



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Zunächst einmal: Um potentielle Beantworter nicht abzuschrecken, sollte man bei der Fragestellung auf Rechtschreibung und Ausdruck achten (
behaupten, dass;
dass-Sätze werden mit Komma eingeleitet;
der Konjunktiv, der schriftsprachlich in die indirekte Rede gehört [behaupten, dass ... gehöre], ist geschenkt.
Empfehlung: Duden Schulgrammatik Deutsch).

Nun zur Frage. Zwischen dem modernen Staat Mazedonien und dem antiken Makedonien besteht eine gewisse historisch-ideologische Kontinuität, so wie z. B. zwischen dem modernen Staat Deutschland und dem 843 gegründeten Ostfrankenreich oder Frankreich und dem ebenfalls 843 gegründeten Westfrankenreich.

Sieh dir bitte meine Antwort auf eine ähnliche Frage (ob Alexander d. Gr. Mazedonier oder Grieche gewesen sei) an:
https://www.gutefrage.net/frage/war-alexander-der-grosse-mazedonier-oder-grieche-?foundIn=list-answers-by-user#answer-170540299


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Ich bin sicher, diese Informationen lassen sich durch gezieltes Suchen im Internet nicht schwer finden.

Augusta Treverorum (Stadt des Augustus bei den Treverern, gegr. um 16 v. Chr.): Trier

Mogontiacum (nach dem keltischen Gott Mogon, gegr. 12/13 v. Chr.): Mainz


Vetera (kurz für: Castra vetera, Gründung des Lagers Vetera 13/12 v. Chr.): Xanten

Colonia Agrippina (genauer: Colonia Claudia Ara Agrippinensium, gegr. 50 n. Chr.): Köln

Confluentes (hier fließen Rhein und Mosel zusammen [confluunt, dazu das adjektivisch gebrauchte Partizip Präsens Aktiv Nominativ Pl. mask. confluentes: zusammenfließend], gegr. zur Zeit des Augustus [27 v. - 14 n. Chr.): Koblenz

Borbeto-magus (ebenfalls latinisiertes Keltisch, vermutlich
'Wasser-Feld'/'Quell-Feld' o. ä., gegr. vermutlich zur Zeit des Tiberius
(14-37 n. Chr.)): Worms

Castra Regina (Lager am Regen, gegr. um 80 n. Chr.; nach dem Fluss Regen, lat. Reganus, daraus später Reginus [Alternative aus dem latinisierten Keltischen: Ratis-bona - 'Wall-Gründung'/'Wall-Siedlung'.): Regensburg

Vindo-bona (gebildet wie Ratis-bona. Hinter vindo- bzw. uindo- steckt 'weiß', also 'Weiße Gründung'/ 'Weiße SIedlung', zur Zeit Domitians [Kaiser 81-96, in Pannonien 89-92]): Wien

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Num dubitas id me imperante facere, quod iam tua sponte faciebas?
("Zögerst du etwa, das auf meinen Befehl zu tun, was du schon nach deinem eigenen Willen tatest?")

mê imperante: Abl. abs. mit PPA, also gleichzeitig zum Prädikat gedacht. 'auf meinen Befehl' ist die eleganteste Übersetzung (wörtlich 'während/obwohl... ich befehle').

Der Gedanke ist eine schöne Antithese (mê imperante - tuâ sponte).



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(1) Zunächst einmal empfehle ich dringend, beim Stellen einer Frage auf eine ordentliche Rechtschreibung zu achten. Wer erwartet, dass sich jemand die Mühe einer guten Antwort macht, sollte sich, um mögliche Beantworter nicht abzuschrecken, zumindest die Mühe einer ordentlichen Rechtschreibung machen.

(2) Nun zu Deiner Frage. Die Struktur sieht gut aus.

(3) Ich empfehle folgendes Vorgehen: Recherchiere auf der Seite der BPB mit Suchwörtern wie 'Handelspartner', 'Handelsabkommen', 'TTIP' u. ä. nach weiteren relevanten Artikeln, indem Du sie überfliegst und entscheidest, welche Artikel relevant sein könnten. (z. B. dieser: http://www.bpb.de/izpb/203895/das-internationale-engagement-der-eu)

(4) Entscheide dann, welche Punkte aus diesen Artikeln du noch einfügen musst und welche du noch einfügen könntest, ohne den Rahmen des Referates zu sprengen. Tu das, bis du das Gefühl hast, dass  nurnoch Detail-Informationen hinzukommen, aber vom Wichtigsten nichts mehr fehlt.

(5) Kontrolliere Deine Rechtschreibung.


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AS = Ausgangssprache (hier: Latein)
ZS = Zielsprache (hier: Deutsch)

(1) Fremdwort:
(a) ein Ausdruck, der nach seiner Schreibung, Lautung und Flexion nicht in das Sprachsystem der ZS integriert ist.

- Was soll denn dieses argumentum ad hominem? Bleiben Sie doch bei der Sache.
- die Prüfung summa cum laude abschließen

(b) ein Ausdruck, der die phonologische oder morphologische Struktur der AS behalten hat (hierzu zählen u. a. die Fachwörter):

- Pneumonie (gr. πνευμονία - Lungenentzündung), ein medizinisches Fachwort
- Pronomen (lat. pronomen - Pronomen), ein grammatisches Fremdwort

(c) ein Ausdruck, der in die ZS integriert ist, für den es aber deutsche Äquivalente oder Umschreibungen gäbe (Hierzu zählen die sog. Latinismen):

- insistieren - auf etwas bestehen
- konservieren - bewahren, erhalten

(d) ein Ausdruck wie (c), für den es keine Äquivalente in der ZS gäbe:

- in medias res

(2) Lehnwort
:
ein Ausdruck, der sich nach Schreibung, Lautung und Flexion vollständig an die AS angeglichen hat.

- Wein (lat. vinum)
- Fenster (ital. finestra < lat. fenestra)

(3) (a) Redewendungen / (b) Sprichwörter:
De mortuis nihil nisi bene (Über die Toten nur Gutes).
post festum kommen.

- Ad rem! (Zur Sache!).
- Carpe diem! (Nutze den Tag!)

Quellen:
H. Bußmann (Hg.), Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart 2002.
B. Kytzler / L. Redemund, Unser tägliches Latein. Lexikon des lateinischen Spracherbes, Darmstadt/Mainz 2014.
B. Kytzler u. a., Unser tägliches Griechisch. Lexikon des griechischen Spracherbes, Darmstadt/Mainz 2014.


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Für eine passende Übersetzung von Einzelwörtern ist es immer notwendig, mitzuteilen, worauf sich das Einzelwort bezieht. Einige wichtige lateinische Begriffe für 'Stärke':

vis, f. (meist im Pl. vires, [Gen.] virium) - (einer Person oder Sache innewohnende geistige oder physische) Kraft.

robur, (Gen.) roboris, n. (eigtl. 'Kernholz') - (v. a. physische) Stärke.

potentia, potentiae, f. - Gewalt; (auf äußeren Mitteln beruhende), Macht,  Stärke.

fortitudo, fortitudinis, f. - Tapferkeit, Kraft, Stärke (im Ertragen von Gefahr und Leiden).

virtus, virtutis, f. - Tapferkeit, Tüchtigkeit, 'Tugend', gute Eigenschaften, (geistig-moralische) Stärke.

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COCHALVIT · COR · MEV · ITRA · ME · ET · DITATOE · MEA · EXARDESCET · IGNI

Aufgelöst ergibt sich eine lateinische Version von Psalm 38,4 (Biblia sacra vulgata) bzw. Psalm 39,4 (Luther / Menge):

Concaluit cor meum intra me et meditatione mea exardescet igni

Das Herz ward mir heiß in der Brust, ob meinem Grübeln brannte ein Feuer in mir (Die Heilige Schrift, übers. v. H. Menge)

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Die italienische Wikipedia s. v. Venerdì santo: "In certe nazioni, come il Regno Unito, la Germania e la Svizzera (ad eccezione del Ticino e del Vallese) questo giorno è considerato festivo." ["In einigen Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Deutschland und der Schweiz (außer Ticino und Vallese) gilt dieser Tag als Feiertag."] Das heißt, in Italien gilt er nicht als Feiertag.

Quelle: https://it.wikipedia.org/wiki/Venerd%C3%AC\_santo#Data.
Quelle des Artikels: Città del Vaticano (Hg.), Catechismo della Chiesa Cattolica, Libreria Editrice Vaticana 1992.

Hier gibt es eine vergleichende Tabelle der Feiertage in Deutschland und Italien: www.reise-nach-italien.de/feiertage.html




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(I) Caesar tat diesen Ausspruch bei der Überschreitung des Rubicon.
Die wichtigsten Quellen für Caesars Überschreitung des Rubicon sind (1) Caesars Bellum civile, (2) Plutarchs Caesar-Biographie, [zusätzlich (3) Plutarchs Pompeius-Biographie] und (4) Suetons Caesar-Biographie.
_____________________________________________________

(II) Quellen
(1) Caesar selbst erwähnt in seiner eigenen Darstellung des Bürgerkriegs die später von seinen Biographen überlieferten Worte, die er beim Überschreiten des Rubicon getan haben soll, nicht. Er berichtet folgendermaßen (Caesar, Bellum civile 1,5,3-8,1):
Am 7.1.49 fasst der Senat den Notstandsbeschluss (senatus consultum ultimum), wodurch er den höchsten Beamten (Konsuln, Praetorn, Volkstribunen, Prokonsuln) unumschränkte Staatsgewalt gibt, ‚damit der Staat keinen Schaden erleide‘ (nequid res publica detrimenti capiat). Laut Caesar rief der Senat damit das Volk zu den Waffen. Daraufhin fliehen die Volkstribunen Caesar entgegen richtung Ravenna. Der Senat verlegt seine Sitzungen auf außerhalb Roms, damit Pompeius teilnehmen kann. Als Caesar das erfährt – er ist in Ravenna –, beschließt er, seine Truppen nach Rom zu führen, und bewaffnet in Rom einzumarschieren heißt Bürgerkrieg. Seine Truppen, vertreten durch die 13. Legion, versichern ihn ihrer Treue, und Caesar zieht mit der 13. Legion von Ravenna nach Rimini, um die Volkstribunen zu treffen.
Auf diesem Weg, in der Nacht vom 10. auf den 11. Januar 49, überschritt Caesar den Rubicon.

(2) Der griechische Schriftsteller Plutarch von Chaironeia (Karriere-Höhepunkt um 85 n.C., schrieb nur Griechisch, nicht Lateinisch, da die Griechen zu dieser Zeit nicht romanisiert, aber die Römer hellenisiert waren) berichtet in seiner Caesar-Biographie, dass Caesar vor seinem Entschluss, den Rubicon zu überschreiten, den griechischen Komödiendichter Menander (Karriere-Höhepunkt um 300 v.C.) zitiert habe (Plutarch, Caes. 32,6):

τέλος δὲ μετὰ θυμοῦ τινος ὥσπερ ἀφεὶς ἑαυτὸν ἐκ τοῦ λογισμοῦ πρὸς τὸ μέλλον, καὶ τοῦτο δὴ τὸ κοινὸν τοῖς εἰς τύχας ἐμβαίνουσιν ἀπόρους καὶ τόλμας προοίμιον ὑπειπὼν, “̓Ανερρίφθω κύβος,” ὥρμησε πρὸς τὴν διάβασιν καὶ δρόμῳ τὸ λοιπὸν ἤδη χρώμενος εἰσέπεσε πρὸ ἡμέρας εἰς τὸ ̓Αρίμινον καὶ κατέσχε.

Schließlich aber schob er in leidenschaftlicher Bewegung die Zweifel von sich und tat den Schritt in die Zukunft mit dem Wort, das schon so vielen über die Lippen gekommen ist, die einem ungewissen Schicksal und kühnen Wagnis entgegengingen: „Der Würfel soll geworfen sein!“ So überschritt er den Fluss, und nachdem er den Rest des Wegs in rascher Fahrt zurückgelegt hatte, drang er noch vor dem Morgengrauen in Ariminum ein und besetzte die Stadt.

(3) Plutarch betont in seiner Pompeius-Biographie zusätzlich, dass Caesar „nur auf Griechisch“ zitiert habe (Plutarch, Pomp. 60,2):

εἶτα, ὥσπερ οἱ πρὸς βάθος ἀφιέντες ἀχανὲς ἀπὸ κρημνοῦ τινος ἑαυτούς, μύσας τῷ λογισμῷ καὶ παρακαλυψάμενος πρὸς τὸ δεινόν, καὶ τοσοῦτον μόνον ̔Ελληνιστὶ πρὸς τοὺς παρόντας ἐκβοήσας, “ἀνερρίφθω κύβος,” διεβίβαζε τὸν στρατόν.

Dann tat er wie Leute, die sich vom Felsen in eine unabsehbare Tiefe stürzen, schloss in Gedanken die Augen und verhüllte sich vor der Gefahr, tat gegenüber seiner Umgebung nur auf griechisch den Ausspruch: „Der Würfel soll geworfen sein!“ und führte seine Truppen hinüber.

(4) Laut Suetons Caesar-Biographie (Caesar-Biograph, Karriere-Höhepunkt um 110 n.C., später Hadrians Kanzleichef) geschah vor der Überschreitung des Rubicon folgendes (Sueton, Divus Iulius 32):

Cunctanti ostentum tale factum est. Quidam eximia magnitudine et forma in proximo sedens repente apparuit harundine canens; ad quem audiendum cum praeter pastores plurimi etiam ex stationibus milites concurrissent interque eos et aeneatores, rapta ab uno tuba prosilivit ad flumen et ingenti spiritu classicum exorsus pertendit ad alteram ripam. Tunc Caesar: 'eatur,' inquit, 'quo deorum ostenta et inimicorum iniquitas vocat. Iacta alea est,' inquit.

Während er noch zögerte, geschah folgendes Wunder: Es erschien plötzlich ein Mann von außergewöhnlicher Größe und Schönheit, der sich in seiner Nähe niederließ und auf einer Flöte spielte. Um ihn zu hören, liefen außer Hirten auch sehr viele Soldaten von ihren Posten, unter ihnen auch Tubabläser; nachdem er einem von ihnen die Tuba entrissen hatte, sprang er zum Fluss, begann mit ungeheurer Stärke das Signal zum Angriff zu blasen und eilte zum anderen Ufer. Daraufhin bemerkte Caesar: „Lasst uns also gehen, wohin die Zeichen der Götter und die Ungerechtigkeit der Finde uns ruft“ Der Würfel ist gefallen.“
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(III) Einschätzung
Konrat Ziegler merkt zur Fassung, wie sie Plutarch berichtet, an: "Dies ist die richtige Form des griechischen Sprichwortes, nicht 'alea iacta est', wie es bei Sueton im Leben Caesars Kap. 32 steht, wo schon Erasmus das 'iacta alea est' richtig in 'esto' verbessert hat." esto ist 3. Ps. Imperativ.

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Zweisprachige Ausgaben / Übersetzungen:
M. L. Deißmann / J. Fündling (Hgg.), Caesar. De bello civili. Der Bürgerkrieg, Stuttgart 2014.
D. Schmitz (Hg.), Sueton, Caesar, Stuttgart 2010.
K. Ziegler (Hg.), Plutarch, Große Griechen und Römer. 6 Bd.e, München 1954-1965. [Pompeius Bd. 3, Caesar Bd. 5].

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