Hallo!
Bei deinem Nickname klingt die Frage schon ein wenig ironisch- nicht böse gemeint! ;-)
Tatsächlich kam es 1972 nach einem Flugzeugabsturz in den Anden. An Bord war ein Rugbyteam, das in Turbulenzen geriet und mitten in den Bergen abstürzte. Dabei kam von den ca. 50 Passagieren ca. 10 bei dem Absturz um. Weitere starben schnell an den extremen klimatischen Verhältnissen oder durch Verletzungen. Zunächst ernährte man sich von dem, was im Flugzeugwrack vorhanden war. Als kein Essen mehr da war, kam es zu passiven Kannibalismus. Niemand wurde extra dafür umgebracht, sondern man bediente sich der schon Verstorbenen. Durch die Kälte blieb zudem das Fleisch weitgehend geschützt vor dem Verwesungsprozess. Anders als Tiere verfügt der Mensch über ein über die Gesellschaft vermitteltes Moralbewusstsein und die Fähigkeit der Differenzierung und Selbstreflexion. Die "Nahrung" wurde mit Bedacht ausgewählt, so wenig wie möglich gegessen und manche Verstorbene aus Respekt nicht angerührt.
In Seemannskreisen war Kannibalismus auch bei uns bekannt: So gab es zum Beispiel einen dokumentierten Fall im 19. Jhrd. bei dem vier britische Seeleute auf dem Atlantik kenterten und es im Rettungsboot zu Kannibalismus kam. Den ohnehin schon halbtoten, siebzehnjährigen Kabinenjungen ( er trank dummerweise Salzwasser) traf es dann. Die anderen Drei ernährten sich von seinem Blut und Fleisch und wurden Tage später von einem deutschen Frachter gerettet.
Bei sehr vielen Tierarten- jedenfalls Carnivoren und Omnivoren- ist auch Kannibalismus bekannt. Einen religiös oder sexuell motivierten Verzehr von Fleisch der eigenen Art gibt es allerdings nicht. Sehr oft kommt ein aktiver Kannibalismus bei größeren Reptilien und Fischen vor. Schließlich wird damit nicht nur der eigene Nahrungsbedarf gedeckt, sondern auch die Population des Artbestandes reduziert. Somit dann auch mehr Ressourcen für die größeren Tiere. Von verschiedenen Adlerarten ( Kaiseradler, Steinadler) weiß ich, dass es unter Umständen zu Kannibalismus im Horst kommen kann, wenn der Nahrungsbedarf nicht ausreichend durch die Eltern gedeckt wird. Dann frisst das stärkere, reifere Adlerküken schon mal eines seiner kleinen Geschwister. Der von dir aufgelistete Geier ist ebenfalls ein Allesfresser; für mich schwer vorstellbar, er könnte vor einem seiner toten Artgenossen halt machen. Bei Löwen wird kurzerhand einfach der Nachwuchs von einem Anderen getötet und meist gefressen ( Infantizid). Dann ist das Weibchen auch grad wieder frei von dem unnötigen Ballast der Kinder.. Die Natur kennt da keine Gerechtigkeit und Moral ;-).
Bei den Wölfen weiß ich es nicht, aber die hier schon angesprochene Version mit den "Anstandswarten" klingt schlüssig.
LG Aphaiton
Im Anhang noch die Dokumentation über die Flugzeugopfer von 1972:
http://www.youtube.com/watch?v=rG7krvwIubQ&feature=related