Woran erkennt man bei der Kurzgeschichte „warum frieren die Schwäne nicht?“, dass es sich bei der Person um einen Jungen handelt?

2 Antworten

Warum frieren die Schwäne nicht? Ich bin vier oder fünf Jahre alt, stehe mit Vater und Mutter an einem eisigen,windigen Tag an einem Weiher.Wir füttern die Enten, die Blässhühner, die Schwäne. Ich friere. Papa, warum frieren die Schwäne nicht? Papa weiß alles, spricht von Gefieder und dem Wachs aus der Birzeldrüse, zeigt mir, als der Schwan den versinkenden Brotbrocken nachschnäbelt, dass der Hals auch unter Wasser nicht nass wird, erklärt die Isolationswirkung des Geflügelfetts und doziert über die unterschiedliche Wärmeleitung von Luft, Wasser, Fett und Muskeln. Und die Füße? , fragte ich.Die schwarzen Füße tragen keine Federn, paddeln ohne Fettisolierung im eiskalten Wasser. Was ist mit den Füßen, Papa? Hmm, weiß ich auch nicht , sagt Papa. Es war das erste Ich-weiß-Nicht, das ich je von ihm gehört hatte, und wahrscheinlich deswegen ist es mir so klar in Erinnerung geblieben.(bis hier ist der Erzähler ein Kind)

Jahre später, wieder ist es kalt.Du versteckst dich vor dem schneidenden Wind unter meiner Jacke, drückst dein Gesicht an meinen Kragen.Verliebt, verkühlt und unzertrennlich. Warum frieren die Schwäne nicht? , fragte ich dich. Du lachst. Weil sie zu schön sind , sagst du. Etwas so Schönes kann nicht frieren. Es kann nicht entstehen und nicht vergehen, kann nicht verbrennen und nicht erfrieren, es ist da und es bleibt – verstehst du? Und die Füße? Die Füße? Sieh doch, die Füße sind das einzig Hässliche an ihnen, schwarz und faltig, als seien sie irgendwann einmal versehentlich damit aus ihrer Welt des Schönen in die des Hässlichen getreten. Und sie wissen das, deswegen zeigen sie ihre Füße so ungern, deswegen kommen sie fast nie aus dem Wasser, wie kalt es auch ist, und paddeln lieber dauernd, um sie warm zu halten .Ich lachte, aber ich glaubte dir nicht. Wie ich dir so vieles damals nicht glaubte – zu Recht.(bis hier ist der Erzähler ein junger Erwachsener) (Wahrscheinlich geht man davon aus, dass ein Mann einer Frau unter der Jacke Schutz bietet und nicht umgekehrt. )

Heute habe ich noch mal nachgeschaut, der Tag schien günstig, bitterkalt, wie damals und einst, nur einsamer.Niemand nahm mich an der Hand und niemand verkroch sich in meiner Jacke.Ganz allein, ganz für mich, stellte ich mir wieder die Frage: Warum frieren die Schwäne nicht? (bis hier ist der Erzähler ein ältere Erwachsener)

Und ganz für mich fand ich endlich die Antwort. Es ist viel einfacher, als ich die ganze Zeit gedacht hatte: Natürlich frieren die Schwäne, sie frieren – wie wir alle. Nur sind sie zu stolz, um es zuzugeben.(hier ist der Erzähler ein gereifter Erwachsener)

Reinhold Ziegler Der Straßengeher und andere kleine Versuche, die Welt zu verstehen Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2001, S. 93/94

Erklärungsversuch - OHNE GEWÄHR!

SemihxBalci 
Fragesteller
 10.04.2018, 16:32

Vielen Dank!

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Das kann man tatsächlich nur vermuten.