Wie war das Verhältnis zu Spanien und den südamerikanischen Staaten nach deren Unabhängigkeit?

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Das ist bzw. war von Staat zu Staat sehr unterschiedlich. Was wegfiel war die Besteuerung durch Spanien, aber auch die administrative Infrastruktur. Die Wirtschaft Hispanoamerikas brach daraufhin ein, obwohl sie aufgrund der Steuerbefreiung oder -Ermäßigung eigentlich hätte zulegen müssen.

Sobald ein Teil eines Landes Vorteile für sich sah, spaltete es sich ebenso wieder ab, wie z. B. Panama von Kolumbien, nachdem der Panamakanal gebaut war, der Zerfall Guatemalas in die zentralamerikanischen Staaten etc. etc.

Das Verhältnis zu Spanien und den jeweiligen Nachbarländer kam bzw. kommt auf die jeweilige Regierung an. Die meisten Staaten verstehen sich vorzüglich mit Spanien, aber natürlich wird im heute sozialistischen Kuba oder Venezuela gegen den Klassenfeind geschimpft, zumindest von Regierungsseite aus (während die Einwohner vorwiegend in die USA und nach Spanien flüchten).

Spanien war auch Hauptinversor in Hispanoamerika. Der Amerikahandel war - trotz Unabhängigkeit - stark, viele spanische Firmen operieren in Lateinamerika. Und bei Krisen gehen Spanier und Lateinamerika eben in ein Land ihrer Kultur. Mal gehen Spanier nach Argentinien, Kolumbien etc., mal umgekehrt.

Kulturell ist der Austausch seit jeher groß und hat nie aufgehört. Spanische Musik vermischte sich mit indigenen und afrikanischen Rhytmen. Dadurch entstanden erst die lateinamerikanischen Stile, die dann wieder nach Spanien kamen und von dort wieder nach Lateinamerika.

Es gibt aber für alles Befürworter und Gegner. Während gerade in sozialistisch geführten Ländern immer Spanien als Kolonialstaat herhalten muss, wenn es zuhause nicht gut läuft, sind es aber die indigenen Verbände oft selbst, die meinen, dass diese unter den Spaniern besser gelebt hätten als heute und deren Verfolgung erst mit der Unabhängigkeit begann, denn unter der spanischen Krone waren sie geschützt.

Dann gibt es auch welche, die neuerdings darauf bestehen, keine Latinos zu sein, sondern Hispanos. Eine Strömung, die von Peru und anderen Ländern ausgeht. Hier wird also der Winkel direkt zu Spanien hergestellt. Aber das ist so unterschiedlich wie der 12. Oktober, Jahrestag der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus für die spanische Krone. Für die einen der Tag der Hispanität, für die anderen der Latino-Völker (inkl. Spanien), für andere der Latino-Vielfalt, für wiederum andere der "Tag der Rasse" etc. Das wechselt wie die Farbe der jeweiligen Regierung.

Stewie480 
Fragesteller
 05.01.2024, 21:52

Vielen Dank für die Antwort

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