Wie schreibt man ein Parallelgedicht?
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Ein Parallelgedicht ist ein Gedicht, das möglichst viele Elemente des usprünglichen gedichtes aufgreift und daraus ein komplett anderes Oevre schafft. Ich stelle hier als Beispiel einmal ein eigenes Parralelgedicht zu dem Hugo von Hofmannsthal-Gedicht "Die Beiden" ein.
(Original von Hugo von Hofmannsthal)
Die Beiden
Sie trug den Becher in der Hand -
Ihr Kinn und Mund glich seinem Rand –,
So leicht und sicher war ihr Gang,
Kein Tropfen aus dem Becher sprang.
So leicht und fest war seine Hand:
Er ritt auf einem jungen Pferde,
Und mit nachlässiger Gebärde
Erzwang er, dass es zitternd stand.
Jedoch, wenn er aus ihrer Hand
Den leichten Becher nehmen sollte,
So war es beiden allzu schwer:
Denn beide bebten sie so sehr,
Dass keine Hand die andre fand
Und dunkler Wein am Boden rollte.
(Parallelgedicht von mir)
Die Beiden in der Karaoke-Bar
Sie schlug den Zecher mit der Hand
Auf Kinn und Mund, weil dieser fand,
Dass mies ihr Karaoke klang
Und ihn sich zu erbrechen zwang.
Den Mittelfinger seiner Hand,
Reckt' er empor zur Schandgebärde
Unüberhörbar flucht' er: "Merde!",
Was sie als Frechheit wohl empfand.
Drum nahm sie diesmal nicht die Hand,
Weil sie's ihm wirklich zeigen wollte,
Trat mit den High-Heels gar nicht fair
Ihn dort, wo es ihn schmerzte sehr,
So dass er sich am Boden wand
Und dort mit wunden Hoden rollte.