Wie fasse ich ein Interview am besten zusammen?

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Das ist eigentlich ein Fall für die qualitative Inhaltsanalyse. Es gibt verschiedene Versionen. Hier eine Kurzversion, die ich benutze: 

1. Text komplett transkribieren (links immer mit Zeilennummern), 

2. komplett in einzelne Sinneinheiten oder Aussagen zerflücken, 

3. jede Sinneinheit mit einer treffenden Überschrift oder Paraphrase benennen (Fundstellen im Originaltext angeben), 

4. alle weiteren Aussagen des Textes dort einordnen, wenn sie in diese Kategorie (Überschriften/Paraphrasen) reinpassen, ansonsten weitere Kategorien erstellen, bis der gesamte Text in abstrakter Kategorienform vorliegt. 

Man solche Kategorien zu übergeordneten Metakategorien zusammenfassen, wenn es passt. Jetzt könnte man noch auszählen, wie oft jede Kategorie vom Text "bedient" wurde. Häufige Aussagen einer Kategorie bedeutet wohl, dass sie dem Erzähler wichtiger war, als andere weniger häufige Kategorien. Wichtig ist, dass Kategorien so definiert werden, dass sie sich gegenseitig eindeutig ausschließen. Nach drei Wochen das ganze wiederholen und Korrelationen berechen, um die Reliabilität der Kodierung zu beweisen. Oder anderen Kodierer darauf ansetzen und dann beide Ergebnisse statistisch korrelieren.

Klare nachvollziehbare Methodik ist bei Inhaltsanalysen extrem wichtig, ansonsten ist es wissenschaftlicher Murks: Augenschein-Validität muss durch extrem transparentes und systematisches Vorgehen hergestellt werden. Generalisierbarkeit ist dabei aber immer fraglich, da Stpr. extrem klein. Dazu macht man aber gerichtete, bewußte Fallauswahl: typische Fälle und oder  Kontrastfälle - muss man begründen.

Wie fasse ich ein Interview am besten zusammen?

Bei Interviews ist die Frage entscheidend für den Inhalt der Antwort

Plakatives Beispiel: "Würden sie bei der nächsten Wahl CDU wählen?" vs. "Würden Sie bei der nächsten Wahl CDU wählen oder töten Sie lieber kleine Hundewelpen?"

In beiden Fragen kann die Antwort lauten "Ja, selbstverständlich wähle ich CDU!" ... Sie hat aber in beiden Fällen eine andere Bedeutung.

Daher solltest du es auch so aufschreiben: 

[Frage]
[Antwort]

[Frage]
[Antwort]

... und so weiter

Nur aus BEIDEM ZUSAMMEN kann man sich als Leser ein Bild über den Hintergrund machen.

Dabei kannst du natürlich die Antworten (sinnerhaltend!) abkürzen. 

Wenn du sehr brutal zusammenkürzen musst, ist es oft hilfreich, die Antworten zu strukturieren: Im ersten Satz kommt eine (kurzgefasste) Antwort; in nachfolgenden Sätzen dann eine etwas ausführlichere (begründende) Antwort. Also etwa so:

Glauben Sie an einen gerechten Gott?
Ja. Als Kind war ich [bla-bla-bla] 
(2 - 3 Kernaussagen in dieser Antwort)

Nächste Frage?
Vielleicht. Begründung der Antwort. 
Wieder in 2 - 3 Kernaussagen)

Ich denke mal die zweite vorgeschlagene Variante von dir ist da besser geeignet. Zum Beispiel könntest du es ungefähr so schreiben, ...auf meine Frage so und so, antwortete sie das und das (wobei du da ihre Aussage ggf. auch komplett zitieren / wiederholen könntest, wobei dies dann mit "..." gekennzeichnet werden sollte) woraus man dieses und jenes schließen / vermuten / interpretieren könnte (hier kannst du dann ggf. deine eigene Interpretation reinbringen, wie du ihre Antworten aufgefasst und verstanden hast).

Danke für deine Antwort. Ich habe meine Zusammenfassung in der "Sie" perspektive geschrieben, in etwa so: "Sie gehört dem Christlichen Glauben an und ist diesem sehr nahe. Sie betet regelmässig, um Gott damit für den Tag zu danken..." Ist diese Variante O.K?

LG

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