Was soll ich von dieser Kollegin halten?
Liebes Forum,
Ich arbeite als Betreuungskraft in einem Altenheim. Vor einem halben Jahr fing bei uns eine neue Kollegin an. Anfangs fand ich sie gar nicht so sympathisch, weil sie sehr viel mit privaten Dingen hausieren ging, nicht nur beim Personal, sondern auch bei den Bewohnern. Ich schob es aber darauf daß es vielleicht eine Sache der Mentalität ist, da sie Osteuropäerin ist. 2 Kolleginnen versuchten sie rauszumobben und das tat mir leid. Ich habe selbst Erfahrung mit Mobbing und weiß, wie schlimm das sein kann.
Irgendwann fragte sie mich nach meiner Handynummer, damit wir uns mal privat austauschen können. Ich habe sie öfter angeschrieben und auch mal angerufen. Sie antwortete auch schnell, aber sie schrieb mich nie mal als Erste an. Einmal haben wir uns auf einen Kaffee getroffen. Es war eine Enttäuschung für mich. Sie fragte mich so gar nichts persönliches, sondern erzählte nur von sich und wollte Tipps für den Job haben.
Ich war weiterhin freundlich zu ihr und sie kam ganz oft auf mich zu und bat mich darum, ihr bei der Dokumentation zu helfen. Zuerst machte ich das noch gerne, aber nach mehreren Wochen hatte ich nur noch wenig Lust dazu, denn sie saß neben mir und ich sollte dann den kompletten Text für sie schreiben! Wenn ich ihr sagte, schreiben müsse sie jetzt aber mal selbst, meinte sie ihr Deutsch sei nicht so gut und ich könnte schließlich viel schneller tippen als sie.
Ich fühlte mich ausgenutzt. Doch dann erzählte sie mir daß sie am letzten Tag vor ihrer Urlaubswoche im November einen Nervenzusammenbruch wegen der Arbeit gehabt habe. Sie sei so fleißig, doch niemand würde das anerkennen. Sie habe im Büro geweint und die Mitarbeiterin habe sie getröstet. In dem Moment tat sie mir wieder leid.
Auch wenn ich wieder enttäuscht war. Ich hatte ihr, wo sie frei hatte, eine schöne Urlaubswoche gewünscht. Es kam nur eine banale Antwort, sie schrieb nichts von einem Nervenzusammenbruch.
Am Dienstag bat sie mich wieder, ihr bei der Dokumentation zu helfen. Sie erzählte mir eine Kollegin habe sie gelinkt und regte sich darüber auf. Vertrauen habe sie nur zu mir, aber sicher würde man auch über mich lästern. Ich antwortete daß mir das egal sei. Daraufhin fragte sie vorwurfsvoll warum ich sie nie anrufe oder so selten schreibe. Wenn ich ihr mal geschrieben hätte, hätten wir uns in ihrem Urlaub treffen können. Ich sagte ihr daß ich erstens nicht stören wollte, weil sie frischverliebt ist und zum anderen sie sich auch hätte melden können. Sie machte den Vorschlag daß wir uns doch dann am Samstagabend mal treffen könnten, mit ihrem Freund zusammen. Den habe ich vor über einem Monat kurz kennengelernt als er sie von der Schicht abholte. Sie hat mich da als ihre Freundin vorgestellt. Ich könnte mich ja melden, was ich nicht getan habe. Was soll ich bei einem frischverliebten Pärchen?
Ich verstehe nicht was das Ganze soll.
Sie meint es doch nicht ernst mit einer Freundschaft, oder?
Habt ihr einen Rat für mich?
Lieben Gruß
Moonandsun
1 Antwort
Du hast Dir mit der Schilderung sehr viel Mühe gegeben. Ich habe mal für 3 Jahre allein in Frankreich gearbeitet - kannte weder Land noch Leute und alles Schriftliche dauerte sehr lange. Natürlich war ich auf die Kooperation der Kollegen angewiesen. Ich habe sicher mehr bekommen, als ich gegeben habe. Zu "Ausgleich" habe ich dann schon mal zu einem Frühstück oder einer Abendrunde eingeladen.
Offenbar ist die Bekanntschaft eine reine Einbahnstraße. Ich entnehme Deinen Worten, dass die Dame doch rel. gut Deutsch spricht. Damit muss sie in der Lage sein, auch Texte zu verfassen. Zu Deinem Eigenschutz solltest Du dich nicht ohne Gegenleistung nicht länger ausnutzen lassen. Gegenleistung heißt hier: "Du schreibst die Texte - ich lese diese durch und gebe dir Hilfe bei der Korrektur".
Telefonisch würde ich mich nicht mehr melden - falls sie Interesse hat kann sie das ja auch mal tun. Das Arbeitsumfeld kann ich nicht beurteilen aber es ist eine bekannte Strategie, den Anschein zu erwecken, total überlastet zu sein und darauf zu hoffen, dass die Arbeit von anderen gemacht wird.
Auch ich habe den Eindruck, dass sie nicht wirklich an einer Freundschaft interessiert ist. Wenn ICH jemand kennen lernen will, dann versuche ich mich zu verabreden - zum Sport, in ein Bistro oder sonst wohin. Etwas Initiative sollte da schon kommen.
Die Sache mit dem Freund . . . Gemeinsam mit einen Flitter-Paar? Da käme ich mir auch fehl am Platze vor.... das berühmte 5. Rad.
Nun ist noch zu bedenken: "Was willst Du selbst?"
Leg Dir die Karten und gehe so vor, dass Du kein Magengrummeln hast
Gutes Gelingen!