was bedeutet die revolution frisst ihre kinder ?

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Das bedeutet, dass sich die Schreckensherrschaft der Jakobiner 1793/4 durch ihre übermäßige Gewaltauslebung selbst zerstört hat. So wurde der führende Politiker der Jakobiner, Robespierre selbst Opfer der von ihm eingeführten Terrorgesetze, indem er des Verrates der Revolution beschuldigt und hingerichtet wurde.

Mit dem Satz wird ausgedrückt: an einer Revolution Beteiligte (die Kinder der Revolution) fallen der weiteren Entwicklung der Revolution, die sich radikalisiert, neue umwälzenden Folgen hat oder weitere Machtkämpfe auslöst, zum Opfer.

Der Satz stammt aus der Französischen Revolution (1789 – 1799). Ein Revolutionär, der Girondist Pierre Vergniaud, soll auf dem Weg zur Hinrichtung (31. Oktober 1793) gesagt haben: „Die Revolution, gleich Saturn, frisst ihre eigenen Kinder." Der römische Gott Saturn wurde mit dem Gott Kronos (Κρόνος) gleichgesetzt. Kronos verschlang nach der griechischen Mythologie seine Kinder von der Göttin Rhea, bis ihm statt Zeus ein Stein gebracht wurde. Der Satz (französisch: „La Révolution est comme Saturne: elle dévore ses propres enfants.") ist in leicht verkürzter Form zu einer Redensart geworden.

In einer Rede vor dem Nationalkonvent am 13. März 1793 hat Vergniaud warnend erklärt: „Bürger, es steht zu befürchten, daß die Revolution wie Saturn nach und nach all ihre Kinder verschlingt und am Ende den Despotismus mit allem seinem Unheil gebiert.“ (französisch: „Alors, citoyens, il a été permis de craindre que la révolution, comme Saturne dévorant successivement tous ses enfants, n'engendrât enfin le despotisme avec les calamités qui l’accompagnent.)

Der Ausspruch ist literarisch aufgegriffen worden. Georg Büchner, Dantons Tod (1835), 1. Akt, 5. Szene, sagt Danton: „Ich weiß wohl – die Revolution ist wie Saturn, sie frißt ihre eignen Kinder.“

Revolutionäre wie beispielsweise die Girondisten (eine Bezeichnung für eine bestimmte politische Gruppe), die bei der Revolution mitgemacht haben und durch sie politisch bedeutend geworden sind, werden Opfer der weiteren Entwicklung der Revolution. Die hingerichteten Revolutionäre werden Kinder der Revolution genannt, weil sie in ihrer Bedeutung und ihren Gedanken aus ihr hervorgegangen sind und als ihre Anhänger selbst an ihrer Ingangsetzung und Ausführung teilgenommen haben. Revolutionäre werden von den Entwicklungen in einer Revolution überrollt. In der Französischen Revolution ist es zu schwerwiegenden Uneinigkeiten unter den Revolutionären, Radikalisierung und Auseinandersetzungen gekommen. Von der vorherrschenden Richtung Abweichende (auch welche, deren Richtung nach Meinung anderer zu weit ging) konnten zu Opfern von Anklagen und Verfolgung werden. In Paris wurde am 10. März 1793 ein außerordentliches Strafgericht eingerichtet, das am 20. Oktober den Namen Revolutionstribunal erhielt. Verurteilte wurden durch die Guillotine hingerichtet. In der Zeit der „Schreckensherrschaft“ („Terreur“) gab es zahlreiche Opfer. Ähnliche Gerichtshöfe gab es auch anderswo.

Beispiele für den Satz sind hingerichtete Revolutionäre, darunter berühmte wie Jacques Pierre Brissot, Jeanne-Marie („Manon“) Roland de La Platière, Jacques-René Hébert, Georges Danton. Auch Maximilien de Robespierre selbst, der führend an der mit Hinrichtungen verbundenen Politik mitwirkte, wurde 1794 nach seinem Sturz hingerichtet. Der Revolutionär François Noël Babeuf wurde 1797 hingerichtet, weil er einen Sturz des Direktoriums vorbereitete.