Was bedeuten diese Metaphern?
Abendsee (Albert Ehrenstein)
Wir kämmten Wolken; Faun und Fee
Im Liebesspiel über Stern und See.
Nun hat uns Dämmer verschneit,
Nebel gezweit,
Vor Leid vergilbt die Lilienzeit.
Neidwolken, herzschnappende weiße Wölfe,
Warum verscheuchtet ihr mir
Die verspielte Tanzelfe?
Mein Abendlied ertrinkt im See.
Die wilde Nacht bespringt mein Reh,
Die Sterne haben sich abgedreht,
Ödvogel weht sein: "Spät, zu spät!"
Ich fühle weh, wie ich im Schnee
Untergeh.
Ich wäre wirklich sehr dankbar für jede Antwort. Selbst wenn ihr nur eine Metapher deuten könnt, würde mir das enorm weiterhelfen!
Liebe Grüße
1 Antwort
Ich kann mit expressionistischen Gedichten leider auch nicht viel anfangen, und mit denen von A. Ehrenstein wirklich gar nichts. Trotzdem ein kleiner Versuch, denn du sagtest ja, du seist schon mit ganz wenig zufrieden.
"Vor Leid vergilbt die Lilienzeit." Da die Blütezeit von Lilien von Mai bis Ende August geht, nehme ich an, dass der Dichter bedauert, dass der Sommer vorbei ist. Es ist Herbst ("Dämmer, Nebel, Wolken").
Elfen werden ja meistens als weiße Nebelgestalten dargestellt. Deshalb symbolisiert für mich die "verspielte Tanzelfe" den Herbst, der nun auch schon verscheucht wurde.
(Mit der Nacht, die das Reh bespringt, kann ich leider gar nichts anfangen. Ich finde die Vorstellung äußerst komisch. Da mögen ja nicht mal die Sterne hingucken. So was nennt man heute Fremdschämen. - Bitte nicht ernst nehmen!🤣)
Ich weiß nicht, was ein "Ödvogel" sein soll. Auf jeden Fall ist da ja die Öde drin, also trostloses, unwirtliches Land. Möglicherweise ist der Ödvogel ein Vogel, der Unheil, vielleicht den Tod bringt. Diese letzten Zeilen haben für mich etwas sehr Beängstigendes, Morbides. Kann natürlich sein, dass ganz einfach der Winter gemeint ist.
Tut mir leid, dass mir die Bilder von Ehrenstein ganz fremd sind, z.B. Neidwolken, herzschnappende weiße Wölfe. Ich kann Wolken nicht als weiße Wölfe sehen, die nach dem Herz schnappen. Ich verstehe nicht, was da im Kopf von Ehrenstein vor sich geht.
