Warum lebten die Indianer noch immer wie in der Steinzeit, als Christoph Kolumbus Amerika 1492 entdeckte?

7 Antworten

Was ist schlecht an der Steinzeit? Die Azteken hatten trotzdem eine hoch entwickelte Kultur. Sie haben Gold und Silber verarbeitet, hatten aber Waffen und Werkzeuge aus Holz und Stein. Zu ihrer Zeit wurde die Umwelt nicht mit Plastik verdreckt, die Luft wurde nicht verschmutzt und auf den Feldern wurden keine Pestizide versprüht. Statt allein in der Wohnung zu sitzen und mit jemandem am Telefon zu reden, haben sich die Azteken persönlich getroffen. Sie haben rauschende Feste gefeiert und waren körperlich deutlich fitter als wir. Warum hätten sie an diesem Leben etwas ändern sollen?

Es gab indianische Hochkulturen, die vergleichbar mit unserer Antike waren.

Zur verzögerten Entwicklung in Amerika im Vergleich zu Asien/Europa gibt es eine interessante Theorie:

In Europa und Asien gab es vergleichbare Klimazonen, so dass sich z. B. landwirtschaftliche Erfindungen besser in andere Kulturen transferieren ließen. Die fernöstlichen, nahöstlichen und europäischen Hochkulturen konnten sich gegenseitig befruchten, da sie sich in den selben Breitengraden befanden. Der Kulturaustausch ging horizontal vonstatten.

Amerika verläuft vertikal, landwirtschaftliche Techniken, die in Mittelamerika funktionieren, tun das wegen komplett anderer klimatischer Verhältnisse nicht in Nordamerika.

Kultur ist ein relativer Begriff. Die Natives waren uns in humanitären Dingen teilweise weit überlegen.

z.B. haben sie ihre Kinder nie geschlagen. Hier wurde das erst verboten, als ich erwachsen war und ich bin mit Schlägen groß geworden.

Homosexuelle und Transvestiten gehörten völlig natürlich zur Gesellschaft. Hier ist die Homo-Ehe erst seit ein paar Jahren eingeführt.

Kindertragen hatten sie schon lange. Ich wurde mit meinem Kind im Tragetuch noch belächelt.

Alte Menschen werden wegen ihrer Lebenserfahrung geehrt und mit Respekt und Liebe behandelt. Hier regiert der Jugendwahn.

Ich habe mal ein Seminar über gewaltfreie Kommunikation besucht. Kernthema ist es dabei, die Bedürfnisse des Gegenübers wahrzunehmen. Wer machte das immer schon so? Genau.

Wenn Frauen die Neigung hatten sogenannten "Männer-Beschäftigungen" nachzugehen konnten sie das tun und niemand hat sie abgehalten. Die Tante von Crazy Horse war Jägerin und brachte dem berühmtesten aller Krieger als Kind den Umgang mit Pfeil und Bogen bei (siehe die kürzlich erschienene Biographie seiner Familie). Hier haben es Frauen schwerer und bekommen weniger Gehalt in "Männerberufen".

Frauen hatten generell viel mehr Einfluss, als allgemein bekannt ist. Wenn das so war, haben die "zivilisierteren" Europäer das dann als unmännlich abgetan.

Indianische Männer lieben ihre Kinder und versorgen sie. Mein Vater hat nie meine Kinderwagen geschoben oder mich gewickelt.

Indianische Kinder wurden nichgt in Schulen unterrichtet, sondern 1:1 durch einen Verwandten. Eine ideale Lernsituation für ADHS-Kinder. Deren Probleme würden so nicht auftreten.

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Ich frage mich manchmal, ob ein Leben im Stamm, in Selbstversorgung und ohne Konsum nicht viel besser zu uns passt, als unsere modernes Leben. Ich sehe darin viele Vorteile. Haben wir Frieden? Eine unbelastete Umwelt? Gleichberechtigung? Viele Menschen sind einsam, depressiv, verschuldet. Ich kann nicht sagen, dass wir besser leben.

Viel cooler wäre doch, endlich zu kapieren, dass wir voneinader lernen können und nicht, dass die eine Gesellschaft besser als die andere ist.

Monika

von One Spirit Deutschland

Das ist eine komplett ethnozentristische Betrachtungsweise. Wer definiert denn zivilisiert? Wenn Stahl die Errungenschaft der Zivilisation ist, dann ist das dritte Reich die Hochkultur, oder was?  Die Indianer fanden uns regelrecht unzivilisiert, weil wir schon damals die Erde zerstört haben, kein Mitleid mit unseren Gefangenen hatten, und Kinder geschlagen haben. Der Unterschied liegt in der Weltanschauung. Gerade in Nordamerika (grroßteils auch in Südamerika) haben wir es mit Völkern zu tun, die im Einklang mit der Natur gelebt haben und in allem eine Seele gesehen haben. Die Verbindung zu den Geistern war wichtig, ebenso wie Visionen und Träume. Hinzu kommt, dass es gerade in Nordamerika kaum Nutztiere gab. Büffel waren zu wild und das Pferd kam erst mit den Spaniern. Abgesehen davon, dass es so viel Wild und Früchte gab, dass eine intensive Bebauung gar nicht notwendig war. Die ersten Siedler sprachen daher auch von einem "Garten Eden", obwohl im Norden die ersten Siedler auch hilflos waren, weil sie die essbaren Früchte und Pflanzen nicht kannten. Durch die Siedler hat sich die Landschaft komplett verändert. Dort wo früher undurchdringliche Wälder waren, sind heute Felder mit entsprechender Bodenerosion. Ich weiß nicht, ob das zivilisiert ist ... inzwischen gibt es in Nordamerika kaum noch einen sauberen Fluss oder See ... weiß ich auch nicht, ob das zivilisiert ist .... oder Millionen von Büffeln fast auszurotten. Inzwischen werden auch die Zahlen des Genozids an den Indianern wie nach oben korrigiert: Schätzungen gehen inzwischen von bis zu 100 Millionen Menschen aus, die der Besiedelung zum Opfer fielen. Indianer hatten komplizierte Sprachen, Lieder, Gebete, Schriftzeichen, astrologische Kenntnisse, Politik, Heilwissen, bearbeiteten Kupfer, Silber und Gold, hatten angepasste Bauweisen bis hin zu Pyramiden und Mounds, Befestigungsanlagen, Ackerbau, mythologische Geschichten ... also vergleichbar mit unserem Mittelalter ...abgesehen davon, dass es keine Massenvernichtungswaffen gab. Zu behaupten, sie wären NUR im Steinzeitalter gewesen, zeigt eine typisch europäische Wertung, die nicht anerkennt, dass es andere Wege des Lebens gibt.  Ich finde, ihr Leben war in weiten Teilen der Umwelt angepasst ... und steuerte nicht auf eine Vernichtung der Mutter Erde hin, und der Ausbeutung all ihrer Ressourcen. Immerhin haben diese Menschen dort über 15 000 Jahre gelebt .... und ich sehe sie nicht als "Ökoheilige"  ...sondern sehe nur, dass ursprünglich mehr Respekt gegenüber allem Leben gezollt wurde. Steinzeit würde ich das schon wegen der beschriebenen Errungenschaften nicht nennen.

Man kann natürlich diskutieren, ob es Fortschritt überhaupt gibt.

Wenn es kulturellen Fortschritt aber gibt, denke ich, dass es ziemlich offensichtlich ist, dass er nicht selbstverständlich ist und auch nicht leicht geht. Es braucht beispielsweise eine genügend große Anzahl von Menschen und auch eine Notwendigkeit. Veerschiedene Kulturen können einander befruchten.

Diese Voraussetzungen waren - trotz einiger Hochkulturen - in Afrika und in präkolumbischen Amerika - nicht gegeben.