Warum ist nach Aristoteles Verständnis des Glücks, dass Glück der Moral nicht entgegensteht?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Aristoteles vertritt eine Auffassung, nach der ein glückliches und somit gelingendes Leben ein tugendhaftes/vortreffliches Leben ist, also Tugend/Vortrefflichkeit zur Glückseligkeit führt.

Glück ist so mit ethisch gutem Handeln verknüpft. Die Verwirklichung von Tugenden/Vortrefflichkeiten fördert Glück. Bei diesem Verständnis steht Glück der Moral selbstverständlich nicht entgegen.

Bei ethischen Tigenden = Tugenden/Vortrefflichkeiten des Charakters ist eine Mitte zwischen den Extremen des Zuviel und Zuwenig, also Übertreibung/Übermaß und Zurückbleiben/Mangel/Unzulänglichkeit, richtig. Bei Tugenden/Vortrefflichkeiten des Verstandes ist das größte Ausmaß am besten.

Bei Aristoteles ist Glück/Glückseligkeit (griechisch: εὐδαιμονία [eudaimonia]) Grundlage der Ethik.

Aristoteles hat einen weiten Begriff von Glück/Glückseligkeit. Glück/Glückseligkeit ist nicht nur subjektiv und augenblickbezogen, sondern bedeutet etwas Objektives, ein gutes Leben mit Wohlbefinden und Wohlergehen. Empfindungen und Zufriedenheit sind darin enthalten, aber es geht wesentlich um eine längere Dauer, nicht nur einen kurzen Augenblick, und Freude ergibt sich als Begleiterscheinung bei der gelungenen Entfaltung von Fähigkeiten.

Aristoteles hält Glück/Glückseligkeit für das höchste Gut im Bereich des Handelns.

Nach Auffassung von Aristoteles beruht Glück/Glückseligkeit auf Entfaltung von Fähigkeiten und angelegten Möglchkeiten, wobei die Vernunft hervorragt. Eine der Tugend/Vortrefflichkeit/Tüchtigkeit gemäße Tätigkeit der Seele ist wichtig.

Es gibt eine Verbindung von Glückseligkeit und Vernunft durch den Gedanken einer den Menschen wesentlich kennzeichnenden Funktion/Aufgabe: Als das einem Menschen eigentümliche Werk (das, wozu er speziell bestimmt ist) versteht Aristoteles die mit Vernunft verbundene Tätigkeit der Seele und ein entsprechendes Handeln. Das menschliche Gut (griechisch: τὸ ἀνθρώπινον ἀγαθὸν [to anthropinon agathon]) ist nach ihm der Vortrefflichkeit/Tugend/Tüchtigkeit (das griechische Wort ἀϱετή [arete] bedeutet der Wortherkunft nach - ἄϱιστος [aristos] = „bester“ ist als Superlativ eine Steigerung von ἀγαϑός [agathos] = „gut“ - etwas wie „Bestheit“ bzw. ein „hervorragendes Gutsein“) gemäße Tätigkeit der Seele bzw. (wenn es mehrere Vortrefflichkeiten/Tugenden/Tüchtigkeiten gibt) der besten und vollkommensten Vortrefflichkeit/Tugend/Tüchtigkeit entsprechende Tätigkeit.

Moral heißt bei Aristoteles so viel wie Tugend. Tugend ist nach Aristoteles eine vorzügliche und nachhaltige Haltung, die durch die Vernunft bestimmt wird und die man durch Einübung bzw. Erziehung erwerben muss. Zur Bestimmung der Tugenden sucht man nach Aristoteles einen Standpunkt zwischen zwei Extremen (Mesotes-Lehre). Z.B. Güte liegt zwischen Hass und aufdringlichem, unvernünftigem Gut-sein; Tapferkeit zwischen Feigheit und Tollkühheit.

Glück ist nach Aristoteles ohne Tugend nicht denkbar. Also ist damit die Frage beantwortet (s.Aristoteles, Nikomachische Ethik, Abschnitte 1099a bis 1100b).

Woher ich das weiß:Recherche