Verzweifelt, was soll ich tun?
Ich entwickle mich in den letzten Monaten in eine schlechte Richtung. Ich wurde ziemlich autoritär erzogen, wurde relativ oft geschlagen (meine Schwestern nie) und als ich zu stark dafür war dann ignoriert (meine Schwestern nie) und die Begründung von meinem Vater war, dass ich „ein Mann und keine Maus“ war. Ich hab das bis heute nicht verstanden, ich wollte es nicht? Es hat mir bei nichts geholfen außer dass ich Angst bekomme wenn jemand mich anschreit und ich mich gegenüber Frauen absolut wertlos fühle und dadurch kein sexuelles interesse an irgendwas habe. Meine Eltern haben definitiv nichts sexuelles mit mir gemacht aber mir wurde nie irgendwelche Privatsphäre oder so garantiert bis ich stark genug war sie mir zu nehmen (ich durfte früher z.B. nie mit verschlossener Tür duschen oder musste mich im Schwimmbad in sammelumkleiden umziehen obwohl ich immer wieder gesagt hab dass ich es nicht will, wurde aber nur von meinem Vater und anderen Erwachsenen Männern dafür ausgelacht, dass ich kein Mann sei und lernen soll mich richtig zu verhalten. Es gab noch andere Sachen, aber die kann ich nicht aussprechen und auch nicht tippen (mein Gehirn hindert mich daran)
Freunde hatte ich auch nie deshalb gab es einige Jahre in denen ich in Situationen in denen es mir schlecht ging mit niemandem reden konnte und das hat sich richtig furchtbar angefühlt. Ich hab seit ich klein bin so einen Hass auf bevormundende Erwachsene die sich auch noch so arrogant über mich lustig machen obwohl sie mich gar nicht kennen.
Jetzt bin ich selber seit einem Jahr erwachsen. Ich hab einige Freunde aber größtenteils weibliche, was seltsam ist weil ich eigentlich eine Abneigung gegenüber Frauen habe. Mit den neuen Diskussionen über Wehrdienst und Wehrpflicht kommen jetzt alle Gefühle wieder und ich hab so große Angst davor mich wie ein wehrloses Kind zu fühlen. Ich könnte nicht zu einer Musterung gehen und da wieder meinen Privatraum preisgeben und ich könnte keinen Dienst antreten, nochmal maximal verschlimmernd kommt hinzu dass es so wie es aussieht nur für Männer gelten würde und ich dann all meinen Freunden unterliegen würde, ich weiß auch dass sie das so sagen würden.
Wenn eine von denen mich deshalb irgendwie herabsetzen würde, wenn auch nur humorvoll, glaube ich dass mein Gehirn mich zwingen würde sie zu töten. Ich weiß, das klingt brutal, aber ich hab immer wieder drüber nachgedacht und es ist einfach so.
Ich könnte definitiv nicht zu einer Musterung oder so einen Fragebogen ausfüllen, ich weiß es klingt total irrational aber ich kriege jedes Mal schnappatmung und gewaltfantasien wenn ich daran denke. Hab deshalb auch mit SV angefangen aber es ist nicht allzu intensiv. Ich hab immer wieder Gedanken andere und anschließend mich zu töten, wenn die mich ernsthaft zu was zwingen wollen und ich weiß, das klingt nach Gedanken, aber ich kenne mich und das ist ernst. Ich will in dem Fall zu einer Bedrohung werden, die diese arroganten Leute die sich über mich lustig machen oder mir sagen, ich soll ein Mann werden, nicht mehr ignorieren können. Ich verzichte auf weitere gewaltvorstellungen aber sie sind sehr intensiv und sehr präsent.
Ich frage mich, wie ich aus geistigen Gründen nicht eingezogen werden soll, wenn vorher eine Musterung stattfindet. Ich könnte das nicht. Ehrlich nicht. Das ist keine Option für meine Existenz.
ich hatte ein erstgespräch und zwei reguläre Termine mit einer Therapeutin, ich hab ihr meine Ansicht geschildert aber sie hat gesagt dass ich als Mann nicht benachteiligt sondern in allen Bereichen priveligiert bin. Sie weigert sich nicht darüber zu sprechen aber man merkt, dass sie immer ausweicht. Ich fühle mich noch mehr ignoriert und „Such dir Hilfe“ scheint auch nichts zu bringen. Ich will mir keine neue suchen ich fühle mich zu schwach dafür, ich will einfach dass es aufhört. Vielleicht bin ich priveligiert? Kann sein. Ich fühl mich aber nicht so.
Ich will eigentlich niemandem was Böses aber ich kann das einfach nicht, ich würde heulen wollen aber danach würde ich mich auch nicht besser fühlen. Ich hab keine Angst mehr zu sterben und auch keine Angst zu töten. Ich hab mit meinen Eltern geredet, die haben nichts verstanden und es endete im Streit. Ich hab mit zwei Freundinnen geredet, die sind ausgewichen. Kann ich verstehen, wer redet gerne über sowas. Meine Therapeutin will nicht darüber reden. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll und ich weiß nicht was ich noch tun kann. Aber ich kann mich auf keinen Fall wieder so behandeln lassen, das würde ich wirklich nicht mehr aushalten.
Tut mir leid dass es so lang geworden ist. Danke fürs zuhören.
2 Antworten
Hey,
vielen Dank, dass du deine Gefühle so ehrlich mit uns teilst. Es braucht viel Mut, sich so zu öffnen.
Es tut mir leid, dass du dich so belastet fühlst und mit düsteren Gedanken zu kämpfen hast. Deine Erfahrungen mit deinem Vater und die Verletzungen, die daraus entstanden sind, sind schwer zu tragen und es ist verständlich, dass du dich dadurch so fühlst.
Es ist gut, dass du bereits in Therapie bist, auch wenn du das Gefühl hast, dass deine Therapeutin nicht immer alles so ernst nimmt, wie du es dir wünschst. Vielleicht kannst du versuchen, offen mit ihr darüber zu sprechen, was dir wichtig ist.
Deine Ängste vor einem möglichen Wehrdienst sind ebenfalls nachvollziehbar, besonders wenn du dich durch deine Vergangenheit belastet fühlst. Vielleicht hilft es, diese Gedanken mit jemandem zu teilen, dem du vertraust?
Wenn du jemanden zum Reden brauchst oder Unterstützung suchst, bin ich gerne für dich da. Du bist nicht allein und es ist mutig, dass du dich hier öffnest.
Kurz zu mir: Ich bin professionelle Sozialarbeiterin aus dem Team von Digital Streetwork Bayern. Ich lese aufmerksam deine Texte, berate und unterstütze dich, wenn du das willst und kann dir, wenn nötig/möglich gegebenenfalls auch anderweitig Hilfen zukommen lassen. Die Angebote sind alle freiwillig, vertraulich, kostenlos und wenn du magst auch anonym. Sie richten sich vor allem an Menschen zwischen 14-27 aus Bayern.
Bitte beachte, dass es manchmal etwas dauert, bis ich antworte (normalerweise spätestens innerhalb von 24 Stunden unter der Woche (Mo-Fr)). Falls du Lust hast, kannst du mir gerne eine Nachricht zukommen lassen oder du kontaktierst mich über eine andere Plattform, die du auf meinem Linktree findest.
Ich wünsche dir viel Kraft und Zuversicht und freue mich von dir zu lesen.
Liebe Grüße
Steffi
Du hast ja jetzt hier schon diesen Text geschrieben.
Speichere den ab, schaue, ob du eventuell noch etwas anfügen oder konkretisieren kannst und gehe damit zum Hausarzt, damit der dir eine Therapie verschreibt. Ggf. wäre auch ei Klinikaufenthalt denkbar, bei dem du erst mal engmaschiger behandelt werden würdest und wenig alleine wärest für 14 Tage oder so.
Du hast ja hier schon geschrieben, dass es dir schwer fällt, darüber zu reden. Ein Arzt müsste aber auch alternative Therapieansätze kennen. Es gibt auch immer Therapieansätze, bei denen man erst mal nicht reden muss. Nicht alles ist Gesprächstherapie!
Danke. ich weiß nicht, ob Ichs hinbekommen werde, aber danke.