Stimmenlage?

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Hallo. Auf diesem Gebiet dominierte bis in die 2010er eigentlich die Einteilung in klassisches Fach. Es gibt aber mittlerweile so wenig Selbstverständlichkeit dahinter, selbst in einigen Randbereichen der Klassik wie zum Beispiel alte Musik, dass das alles sich in einen Haufen Verwirrung aufgelöst hat.

Nur mal als Beispiel: die Stimmlagen Bass und Bariton haben im Pop- und Rockbereich einen gewissen Seltenheitswert und eine höchstens lose Definition: Halt tiefer als der "normale" der Rhytmusgitarre nach oben entflüchtende Sänger. Oder jemand der eigentlich im Tenorrange singt aber die meisten hohen Tenor-Passagen in der Pop- und Rockmusik nicht hinbekommt. Das liegt einfach daran dass echt tiefe Stimmen alles andere als selbstverständlich sind wenn man unter sich Gitarre und Bass hat. Bei jeglichem Gesang im Bandkontext ist es sehr üblich dass der gesamte tiefe Bass schlicht niemals benötigt wird und allenfalls mit den tiefen Seiten der Instrumente kollidiert.

Im Chorgesang und in der alten Musik sowie a capella ist es überhaupt nicht mehr unüblich, dass insbesondere männliche Sänger mehrere Stimmlagen sogar sehr gut unter einen Hut bringen können. Denn dort besteht mehr Offenheit bezüglich dem Klang der Stimme als in der "traditionellen" Klassik. In diesen Bereichen ist aber auch quasi jeder der sehr tief runter kann als Bass hochwillkommen, und je nach Gesamtlage des Ensembles kann auch ein Bariton die Bassrolle ausfüllen.

Daneben gibt es einfach viele Stimmen die sich einfach so nicht leicht kategorisieren lassen, die man besser so beschreibt indem man konkret sagt welche stimmlichen Möglichkeiten bestehen und welche nicht.

Üblicherweise ist es so, dass auch bei der untrainierten Stimme es durchaus einen gewissen Voraussagewert hat wo dein phonisch 0 liegt also was derzeit deine absolute Untergrenze ist. Und zweitens wo deine Stimme anfängt angestrengt zu klingen und bei langem Aufenthalt in dieser Höhe schmerzt. Ebenfalls kann interessant sein wie hoch du insgesamt kommst. Ist eher selten dass sich diese Grenzen völlig unvorhergesehen weit verschieben durch Gesangsunterricht. Wenn es dir schwer fällt z.B einen Ton unter A2 zu singen und du ohne größere Anstrengung im Bereich um E4 singen kannst bist du halt kein Bass das ist halt so du wirst auch kein Bass werden. Wenn du leicht D2 oder Eb2 singen kannst und dich eigentlich ungern um C4 oder D4 aufhältst wirst du kein Tenor.

Gesangslehrer sollten anhand der register breaks vielleicht eine bessere Vorhersagekraft darüber haben ob jemand z.B letztendlich eher Bariton oder ein Tenor ist, aber es gibt ja auch schlicht Stimmdefekte, die einen sehr wohl davon abhalten können eine klassische Lied- oder Operngesangrolle einzunehmen, aber ansonsten eigentlich nur Grenzen dessen darstellen was man in etwas freierer Musik seiner Stimme zumuten sollte.

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Nur als Beispiel für eine Stimmbeschreibung anhand von mir selber 😄 ich kann nicht sagen ich bin Bass Tenor oder Bariton. Meine Stimme ist im mittleren Bereich mit einem geringen Tonumfang. Ich bin sehr unbegabt darin, Falsett zu singen. Meine Mittellage ist matt, ich habe dafür saftige Töne zwischen G2 und e3, also geeignet für hohe Bassaufgaben. Mit klassischer Intonation (dunkel, tiefer Kehlkopf) komme ich schlecht überzeugend über e4 bis f4. Mit höherem Kehlkopf kann ich 1-2 Töne höher singen.

Das hat dann halt entsprechende Folgen. Zum Beispiel dass ich im Standard-Chor Bass singe. Das liegt nur daran dass die Tessitura nicht zum Chortenor genügt. Bei anderen Einsatzzwecken sieht es dann anders aus...

Det kommt immer sehr auf die Stilrichtung an. So könnte ich nie männliche Barbershopbass-Rolle erfüllen das geht nicht aber bei a capella Folk je nach Lage kein Problem. Im Renaissancechor bin ich halt ganz klar Quintus wenn es einen gibt. In meiner Punkband brauche ich die tiefen Töne nicht auspacken.