Sozialer Nudge?

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Nudging (dt. „anstupsen) ist eine Methode aus der Verhaltensökonomie, bei der subtile Veränderungen in der Umgebung einer Person vorgenommen werden, um ihr Verhalten in eine bestimmte Richtung zu lenken. Die Entscheidungsfreiheit der Person bleibt dabei gewahrt.

Ökonomen haben lange Zeit die Annahme vertreten, dass wir Menschen rein rationale Wesen sind. Als sogenannter „Homo oeconomicus“ würde wir uns beim Entscheiden auf die Maximierung des Nutzens konzentrieren. Laut dieser traditionellen Sichtweise würde die Entscheidungsfindung immer wie folgt ablaufen: Wir definieren ein Ziel, suchen nach Handlungsalternativen, sammeln Informationen, bewerten diese Alternativen und wählen schließlich die Option mit dem höchsten Nutzen. Dabei würden wir nie von dieser Vorgehensweise abweichen und uns auch nicht von anderen Faktoren, wie zum Beispiel Emotionen, Erfahrungen oder Vorurteilen, beeinflussen lassen.

Selbstverständlich ist dies ein rein theoretisches Modell. Dennoch wird deutlich, dass wir Menschen – selbst in der Theorie – nicht immer nur rational handeln können. Im Gegenteil: oft sind wir mentalen Abkürzungen („Heuristieken“) oder Denkverzerrungen („Biases“) ausgeliefert.

Von der rational betrachteten optimalen Entscheidung mit dem maximalen Nutzen sind wir demnach oft sehr weit weg. Die Ursachen hierfür sind die hohe kognitive Anspannung bei der rationalen Entscheidungsfindung gepaart mit unserer begrenzten Gehirnkapazität. Die schiere Anzahl an Entscheidungen, die täglich getroffen werden müssen, kommt erschwerend hinzu.

Beim Nudging macht man sich diese Abneigung gegenüber kognitiver Anspannung zu Nutze. Ein Handlungsanstoß wird bewusst gesetzt, um unsere Entscheidungsfindung zu beeinflussen. Dies ist möglich, da wir eben nicht jede Entscheidung rein rational treffen, sondern uns oft auf Intuition und Emotion verlassen. Kurzum: Unsere Entscheidungen sind oft empfänglich für Beeinflussung.

„Unter Nudge verstehen wir also alle Maßnahmen, mit denen Entscheidungsarchitekten das Verhalten von Menschen in vorhersagbarer Weise verändern können, ohne irgendwelche Optionen auszuschließen oder wirtschaftliche Anreize stark zu verändern. Ein Nudge muss zugleich leicht und ohne großen Aufwand zu umgehen sein. Es ist nur ein Anstoß, keine Anordnung“.